Für eine gute Bestandesentwicklung ist bei der Saat auf ausreichend Bodenfeuchte zu achten. Hybridsorten erweitern das mögliche Anbaufenster.

Vor gut zehn Jahren, im Jahr 2013, betrug die Anbaufläche von Winterkörnerraps in Österreich noch knapp 60.000 Hektar. Heuer war man mit einem erneuten Minus von 2.800 Hektar davon meilenweit entfernt. Gerade einmal 23.700 Hektar der bewährten Ölsaat wurden noch kultiviert. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: stagnierende Preise, gestiegene Betriebsmittelkosten, vermehrte Notwendigkeit von Pflanzenschutz und zugleich Wegfall einzelner Wirkstoffe, um nur einige zu nennen.

Trübe Aussichten für die laufende Ernte

Was die Erträge der heurigen Ernte betrifft, sind die Aussichten ebenso alles andere als rosig. Nach schwierigen Anbaubedingungen, hohem Schädlingsdruck und Auswinterungsschäden machten den Bauern ein trockener und warmer Februar sowie Frost zur Blüte zu schaffen. All das lässt heuer unterdurchschnittliche Erträge erwarten, die sich nach Erntebeginn im Osten bereits bewahrheiteten. Die ersten aus dem östlichen Frühdruschgebiet gemeldeten Erträge dämpfen die Erwartungen nochmals, durchschnittlich 20 bis 25 Dezitonnen je Hektar wurden gedroschen, mit teils großer Schwankungsbreite. Auch in den westlichen Anbaugebieten sieht es nicht besser aus, die ersten Erntegewichte liegen unter dem langjährigen Durchschnitt.

Nach Witterung, nicht nach Kalender anbauen

Jene Betriebe, die weiterhin auf Raps setzen, sind bei der Kulturführung vom ersten Tag an gefordert. Ein vollständig aufgelaufener und kräftiger Herbstbestand bildet die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Rapssaison. Besonders in Ostösterreich ist auf Bodenfeuchte zur Aussaat zu achten. Die aktuellen Hybridsorten gestatten ein breiteres Aussaatfenster, der Anbautermin sollte sich mehr nach den Witterungsbedingungen als nach dem Kalender richten.

Quelle: AGES/Rieppl
Fraßschäden durch Erdflohlarven im April: Der Haupttrieb fehlt völlig, der Raps reagiert mit vermehrter Seitentriebbildung.

Zum Aufgang ist auf Befall durch den Rapserdfloh zu achten, eine geeignete Saatgutbeize ist von Vorteil. Wo notwendig, sind weitere Pflanzenschutzmaßnahmen bis in den Oktober zu setzen, um die Larven des Schädlings vor Eindringen in die Blattstiele zu bekämpfen. Die Larven sind auch noch im Frühjahr aktiv und schädigen den Vegetationskegel. Befallene Pflanzen reagieren mit dem Austrieb der seitlichen Adventivknospen, was im Stadium des „Aufstengelns“ zu einem niedrigen Wuchs und einer vermehrten Seitentriebbildung führt. Ein verspäteter, ungleichmäßiger Blühverlauf und Ertragseinbußen sind damit vorprogrammiert. Informationen zum Erdflohdruck in den Anbaugebieten liefert der Online-Warndienst der Landwirtschaftskammern.

Quelle: AGES/Rieppl
Bei Phoma-Spätbefall sind die Fruchtkörper des Pilzes auch mit freiem Auge deutlich zu erkennen.

Bedingt durch die feuchte Witterung im Mai wurde heuer in den östlichen Wertprüfungsversuchen der AGES ein Befall von Phoma (Phoma lingam) festgestellt. Das Krankheitsauftreten wird ebenfalls durch einen Larvenfraß von Rapsschädlingen gefördert. In den niederschlagsreicheren Regionen ist zum Aufgang bis in den Herbst das Auftreten von Schnecken zu beachten. Schnecken sind in der Regel nachtaktiv, bei feuchter, kühler Witterung findet man sie auch in den frühen Morgen- und Abendstunden. Um den Schaden zu minimieren, sollte in Befallsgebieten unmittelbar bis wenige Tage nach der Saat eine Behandlung mit dafür registrierten Molluskiziden durchgeführt werden. Die Liste zugelassener Mittel steht auf der Website des Bundesamtes für Ernährungssicherheit zur Verfügung.

Ohne Schwefel keine Stickstoffaufnahme

Besonderes Augenmerk gilt auch der Düngung der Rapsbestände. Im Frühjahr, zu Vegetationsbeginn, ist auf eine ausreichende Schwefelversorgung zu achten, da diese die Stickstoffaufnahme verbessert. Nach den Richtlinien für die sachgerechte Düngung wird eine Schwefeldüngung von rund 30 bis besser 50 Kilogramm je Hektar empfohlen. Schwefelmangel zeigt sich typisch durch eine violette Verfärbung an Trieben und Blättern, fahlgelbe Blütenblätter und in weiterer Folge verkümmerte Schoten. Die Mangelsymptome treten allerdings erst so spät auf, dass eine Korrekturdüngung nicht mehr möglich ist.

Die ideale Sorte finden

Die Rapsprüfung und die Sortenbeschreibung sind nach Sorten- und Wuchstyp gegliedert: Hybridsorten herkömmlichen Wuchstyps, Halbzwerghybride und Liniensorten. Entsprechend der Anbauverbreitung sind die Leistungseigenschaften neuer und aktueller Rapssorten getrennt nach Trocken- und Feuchtgebiet in den einzelnen Segmenten dargestellt. Beim Leistungsvergleich zwischen den Sortengruppen sind die für Anbaugebiet und Sortiment unterschiedlichen Absolutwerte der Standardmittel zu beachten.

Zwei neue Hybride am Markt

Bei den Hybridsorten herkömmlichen Wuchstyps drängen jährlich neue, leistungsstarke Sorten auf den Markt. Alle Sorten zeichnet eine hohe Schotenfestigkeit zur Ernte aus. Im Dezember 2023 wurden die Sorten Blackmoon und LG Aphrodite neu registriert.

Blackmoon erreicht im Feuchtgebiet mittlere Kornerträge. Bei mittlerer Reifezeit zeigt sich die Sorte langwüchsig und mittelgut standfest, der Glucosinolatgehalt ist niedrig. Auf die mittlere Anfälligkeit für Phoma und Sclerotinia (APS 5) ist hinzuweisen. LG Aphrodite überzeugt bei mittlerer Reife in beiden Anbaugebieten durch hohe Korn- und Ölerträge. Die Sorte wird mittelhoch und ist mittelgut standfest, der Glucosinolatgehalt ist niedrig. Positiv hervorzuheben ist die geringe Anfälligkeit für Sclerotinia (APS 2).

Absolut erreicht im Feuchtgebiet mittlere Kornerträge, zeigt eine rasche Frühjahrsentwicklung und einen hohen Wuchs bei mittelguter Standfestigkeit. Erwähnenswert ist die Anfälligkeit für Phoma (APS 6).

Ambassador bringt in beiden Anbaugebieten etwa mittlere Kornerträge. Mittelhoher Wuchs und mittelgute Standfestigkeit zeichnen die Sorte neben einem hohen Tausendkorngewicht aus.

Architect erreicht im Trockengebiet etwa mittlere Korn- und Ölerträge bei mittlerer Abreife und ist hochwüchsig bei guter Standfestigkeit, beachtenswert ist auch hier die mittlere Anfälligkeit für Phoma (APS 5).

Artemis überzeugt im Feuchtgebiet mit überdurchschnittlichen Erträgen, hohem Ölgehalt, hohem Tausendkorngewicht, mittelguter Standfestigkeit bei hohem Wuchs und geringer Sclerotinia-Anfälligkeit (APS 3). DK Excited mit mittelspäter Reife liefert sehr hohe Kornerträge in beiden Anbaugebieten.

Dank hohem Ölgehalt liegt DK Excited im Ölertrag im Spitzenfeld. Die langwüchsige, mittel standfeste Sorte wird von Sclerotinia nur (sehr) gering befallen (APS 2), auf Phoma ist zu achten (APS 5).

LG Apollonia zeigt eine rasche Frühjahrsentwicklung, blüht früh und ist mittelspät reifend. Diese Sorte bringt im Trockengebiet hohe Korn- und Ölerträge und zeigt mittlere Leistungen im Feuchtgebiet. Trotz ihres hohen Wuchses ist sie gut standfest, der Glucosinolatgehalt wiederum ist niedrig, ebenso deren Anfälligkeit für Sclerotinia (APS 3).

LG Auckland blüht früh und reift etwas später ab. Die Sorte erreicht deutliche Mehrerträge in beiden Anbaugebieten. Gepaart mit dem hohen Ölgehalt liegt LG Auckland im Ölertrag ebenso im Spitzenfeld. Der Hybrid ist langwüchsig mit mittlerer Standfestigkeit. Der Glucosinolatgehalt ist niedrig, die Anfälligkeit für Sclerotinia und Phoma ist gering bis mittel (APS 4).

LG Austin besticht durch seinen hohen Kornertrag, gepaart mit einem hohen Ölgehalt in beiden Anbaugebieten. Die frühblühende Sorte zeigt eine rasche Frühjahrsentwicklung, eine mittlere Abreife, einen hohen Wuchs mit mittlerer Lagerneigung. Die mittlere Anfälligkeit für Sclerotinia und Phoma (APS 5) ist zu beachten.

Bewährte Halbzwerg- und Liniensorten

Bei der Sortenwertprüfung für Halbzwerghybriden und Liniensorten gab es 2023 keine Neuzulassungen. Dennoch stehen Landwirten alte Bekannte zur Verfügung. Halbzwerghybride zeichnen sich bekanntlich mit ihrem kompakten Wuchs durch eine hohe Standfestigkeit aus. Nach den Versuchsergebnissen der Vorjahre erzielte PX133 den höchsten Kornertrag in Feuchtlagen, sein Glucosinolatgehalt ist sehr niedrig, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Sclerotinia und Phoma erfordert jedoch besonderes Augenmerk. PX128 und PX131, beide später reifend, bringen mittlere Korn- und Ölerträge bei geringerer Krankheitsanfälligkeit. Halbzwerghybriden blieben bei Frühsommertrockenheit ertraglich allerdings meist unter den Erwartungen.

Liniensorten nehmen in Österreich in ihrer Anbaubedeutung weiter ab. Die Sortenprüfungen sind seit 2020 ausgesetzt. Von den in Österreich gelisteten Sorten werden vom Saatguthandel Jeremy und Randy angeboten. Speziell zweitere zeichnet eine rasche Frühjahrsentwicklung und ein früher Blühbeginn aus. Die Sorte bleibt im Wuchs kürzer und reift mittelfrüh. Jeremy mit mittlerer Entwicklung im Frühjahr und in der Reife liegt ertraglich voran, sein Glucosinolatgehalt ist niedrig. Auch zum heurigen Zulassungstermin im Dezember stehen drei neue Kandidaten – alles Hybride herkömmlichen Wuchstyps – für die Entscheidung über eine mögliche Registrierung an.

Die Neulinge für die nächste Saison sind nach der Zulassung (wie alle in Österreich gelisteten Sorten) auf der Website des Bundesamtes für Ernährungssicherheit zu finden.

Zum Autor: Ing. Josef Rieppl ist am Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion der AGES in Wien tätig.

- Bildquellen -

  • Seitentriebbildung: AGES/Rieppl
  • Phoma: AGES/Rieppl
  • Rapsaussaat bei Trockenheit: agrarfoto.com
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AUTORJosef Rieppl, Red. CW
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