Michaela Jungwirth (38) aus Natternbach hat gerade die Ausbildung zur Tagesmutter abgeschlossen. Sie wollte, nachdem ihre Kinder mittlerweile vier und sechs Jahre alt sind, wieder arbeiten gehen, wie sie es auch vor der Geburt ihrer Kinder gemacht hatte. Da sie aber keine passende Stelle fand, wo sie am Nachmittag bei ihren Kindern zuhause sein konnte und in annehmbarer Distanz zu erreichen war, entschied sie sich für einen anderen Job – nämlich den einer Tagesmutter. “Ich habe damit eine sinnvolle Aufgabe zusätzlich zu den alltäglichen Pflichten und kann daheim bei meinen Kindern sein”, begründet Jungwirth ihre Entscheidung. Außerdem gäbe es gerade am Land noch großen Bedarf für Kinderbetreuung.
Tageseltern als attraktives Modell
Damit hat Michaela Jungwirth Recht. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, stellt viele junge Paare vor die Herausforderung, eine passende Kinderbetreuung vor allem für Unter-Dreijährige zu finden. In den Städten ist das meist kein Problem, denn die Anzahl der Krabbelstuben wächst kontinuierlich. Am Land hingegen gibt es Aufholbedarf. Gefragt sind vor allem flexible Lösungen: Denn nicht jede Gemeinde wird sich eine Krabbelstube leisten können und nicht in jeder Gemeinde wird es ausreichend Bedarf dafür geben. Das Modell der Tageseltern bietet hier eine interessante Alternative. Tagesmütter und Tagesväter bieten eine familiennahe Betreuung in Kleingruppen, außerdem lässt sich die Betreuungssituation meist flexibel gestalten. Das sagt auch Jungwirth: “Die Betreuung bei Tageseltern ist persönlicher. Man kann besser auf die Kinder und ihre Bedürfnisse eingehen.” Das Modell der Tageseltern bietet aber nicht nur Vorteile für die betreuten Kinder. Es schafft Jobmöglichkeiten für jene, die gerne mit Kindern arbeiten und eine selbstständige Tätigkeit suchen. Durch eine Ausbauoffensive der Bundesregierung 2014 wurde auch das Berufsbild durch Verbesserungen beim Verdienst attraktiviert.Michaela Jungwirth schätzt bei ihrem zukünftigen Job vor allem die Vorteile “nirgendwo hinfahren zu müssen” und “bei den eigenen Kindern zuhause bleiben zu können”. Die Ausbildung hat Jungwirth von Oktober 2015 bis Februar 2016 beim OÖ Familienbund absolviert – “praxisbezogen mit sehr guten Referenten, die viel von ihren Erfahrungen einbringen”, so Jungwirth, “außerdem gab es auch eine gute Gruppendynamik, von der wir gegenseitig profitierten.”
Tagesmutter am Bauernhof
Bei Jungwirth wird die Betreuung für die Kinder zum Erlebnis. Sie betreibt nämlich eine kleine Hobbylandwirtschaft mit Pferden, Ponys, Hasen, Hühnern, Hund und Katze. “Ich nehme auch meine eigenen Kinder mit in den Stall. So lernen sie, Verantwortung zu übernehmen und den richtigen Umgang mit Lebewesen”, sagt Jungwirth. “Was für die Kinder ein Erlebnis ist, kann auch für Bäuerinnen ein interessanter Zusatzberuf sein”, sagt Landesbäuerin Annemarie Brunner. Wenn es freie Zeitressourcen gibt oder beispielsweise die eigenen Kinder noch klein sind, ist hier eine gute Vereinbarkeit gegeben. Der OÖ. Bauernbund bewirbt deshalb die Ausbildung zur Tagesmutter. Als besonderes Plus gibt es für alle Bauernbundmitglieder einen Gutschein über 200 Euro für die Absolvierung. Der nächste Kurs startet Anfang März in Wels (siehe Infokasten) und lädt alle ein, die ihre Liebe zu Kindern zum Beruf machen wollen.
Ausbildung zu Tageseltern
- Die Ausbildung umfasst 172 Unterrichtseinheiten (UE), davon 110 UE Theorie, 22 UE Erste Hilfe und 40 UE Praktikum.
- Die Kursgebühr beträgt 1190 Euro. Bauernbund-Mitglieder erhalten mit dem Gutschein aus dem Bauernbund-Gutscheinheft 200 Euro Ermäßigung auf die Kurskosten.
- Die Ausbildung ist als kombinierte Ausbildung zur Tagesmutter/Tagesvater bzw. zum Helfer/zur Helferin in oö. Kinderbetreuungseinrichtungen konzipiert. Für Personen mit pädagogischem Hintergrund gibt es Aufschulungen.
- Der nächste Lehrgang findet zwischen 9. März und 2. Juli 2016 im Familienbundzentrum Wels statt. Infos und Anmeldung beim OÖ Familienbund/Frau Bräuer unter 0 732/60 30 60 DW 12 oder tageselternausbildung@ooe.familienbund.at