Natürlich fand sich auch Tirols Bauernbundspitze bei der Landesversammlung des Südtiroler Bauernbundes ein. „Die Herausforderungen dies- und jenseits des Brenners sind sehr ähnliche. Daher ist die gute Partnerschaft unersetzlich“, bedanken sich Tirols Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler und Bauernbunddirektor Peter Raggl für den regelmäßigen Austausch und wünschen dem neuen Obmann Daniel Gasser alles Gute für seine neue verantwortungsvolle Aufgabe. Gleichzeitig bedanken sie sich im Namen des Tiroler Bauernbundes für das langjährige Engagement von Leo Tiefenthaler: „Als Landesobmann hat Leo Tiefenthaler sich immer beherzt für die Landwirtschaft eingesetzt und konnte dadurch vieles für die Südtiroler Bauern erreichen.“
Die Bauernzeitung sprach im Zuge der Landesversammlung mit Obmann Daniel Gasser über seinen Amtsantritt und die anstehenden Herausforderungen der Südtiroler Landwirtschaft.
BZ: Herr Gasser, Sie sind neuer Obmann des Südtiroler Bauernbundes. Weshalb haben Sie sich dafür entschieden, diese Verantwortung zu übernehmen?
GASSER: Ich bin schon seit einiger Zeit im Südtiroler Bauernbund aktiv und war in den letzten Jahren bereits Obmann-Stellvertreter. Nun freut es mich, an der Spitze eines hervorragend aufgestellten Verbandes Verantwortung zu übernehmen. Ich möchte mich mit meinen Mitstreitern um die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern kümmern und gemeinsam mit der Politik und der Gesellschaft nach Lösungen suchen, so wie das mein Vorgänger Leo Tiefenthaler in den letzten 15 Jahren getan hat. Ziel muss es sein, dass die Landwirtschaft diese besondere Bedeutung behält, die sie derzeit hat.
Welchen Herausforderungen steht die Südtiroler Landwirtschaft aktuell gegenüber?
Die Bäuerinnen und Bauern – und damit auch der Südtiroler Bauernbund – sind aktuell mit sehr vielen Herausforderungen konfrontiert. Es ist eine etwas unruhige Zeit. Da ist zum einen die überbordende Bürokratie. Immer neue Auflagen vor allem aus Rom und Brüssel machen nicht nur das Arbeiten schwieriger, sondern nehmen auch die Freude an der Landwirtschaft. Zum anderen sind die Preise natürlich ein großes Thema. Leider entsprechen sie nicht den Erwartungen und decken häufig kaum die Kosten. Was nicht nur unsere Bäuerinnen und Bauern wünschen, sind faire Preise für ihre Arbeit, damit sie davon leben können. Auch möchten sie, dass ihre Leistungen von der Gesellschaft mehr wertgeschätzt werden. Wertschöpfung und Wertschätzung ist auch das, was viele europäischen Bäuerinnen und Bauern derzeit auf die Straße treibt.
Eine große Herausforderung ist natürlich das Großraubwild. Hier brauchen wir endlich Möglichkeiten, Tiere zu entnehmen, sonst ist die traditionelle Almwirtschaft in Gefahr. Eine wichtige Aufgabe seit langem ist der Schutz von Grund und Boden. Hier fordern wir, dass mehr saniert und weniger neu gebaut wird. Zu tun gibt es also genug!
Welche Themen verbinden die Südtiroler Bauern mit den Nord- und Osttiroler Bauern?
Ich bin überzeugt, dass die aufgezählten Herausforderungen für Bäuerinnen und Bauern diesseits wie jenseits des Brenners gelten. Bei unseren regelmäßigen Treffen stellen wir immer wieder fest, wie sehr sich die Herausforderungen ähneln. Daher wollen wir auch in Zukunft eng zusammenarbeiten und diese noch weiter ausbauen.
Rückblick: 15 Jahre Südtiroler Bauernbund
BZ: Herr Tiefenthaler, Sie waren 15 Jahre lang Obmann des Südtiroler Bauernbundes. Welche Schwierigkeiten konnten Sie in dieser Zeit bewältigen?
TIEFENTHALER: Es gab in den letzten 15 Jahren sehr viele Herausforderungen, die wir angegangen sind. Für viele konnten wir zum Glück eine Lösung finden, andere werden nun meinen Nachfolger Daniel Gasser beschäftigen.
Was sicherlich gelungen ist, ist, den Zu- und Nebenerwerb zu stärken, der für immer mehr bäuerliche Familien ein wichtiges zweites Standbein ist. Die Innovation und die Nachhaltigkeit sind mit dem Aufbau einer Abteilung bzw. Stabstelle im SBB gestärkt worden. Wir haben die Plattform Land gegründet, die sich für attraktive ländliche Räume und eine intelligente Flächennutzung einsetzt. Und wir sind vor sieben Jahren mit der Initiative „Dein Südtiroler Bauer/Deine Südtiroler Bäuerin“ gestartet. Ziel ist, die Landwirtschaft der Gesellschaft wieder näherzubringen.
Bei vielen Gesetzesvorhaben haben wir uns bemüht, dass die besondere Rolle der Landwirtschaft berücksichtigt wird und es Vereinfachungen, Ausnahmen usw. gibt.
Welche prägenden Erfahrungen durften Sie während Ihrer Obmannschaft machen?
Es hat in den letzten 15 Jahren sehr viele Momente gegeben, die positiv in Erinnerung bleiben. Es gab jene Glücksmomente, wenn es uns gelungen ist, wieder ein Problem der Bäuerinnen und Bauern zu lösen. Besonders wertvoll war für mich auch der Kontakt mit ganz vielen interessanten und netten Menschen.
Ich möchte hier gar nicht einzelne Erfahrungen he-rausheben, es waren auf alle Fälle sehr, sehr viele. Und dafür bin ich unendlich dankbar!
Welche Wünsche geben Sie Ihrem Nachfolger Daniel Gasser mit?
Mit Daniel Gasser habe ich in den letzten fünf Jahren gut zusammengearbeitet. Er war mein Stellvertreter. Ich freue mich, dass er nun Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes ist. Ich bin überzeugt, dass er den Verband sehr gut führen wird. Was wichtig ist, ist, ein offenes Ohr für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern zu haben und gemeinsam, auch mit der Politik, den Behörden und allen anderen Akteuren, nach den besten Lösungen für die Landwirtschaft zu suchen.
Was sind Ihre Pläne für die kommende Zeit?
Ich bin nach wie vor Obmann der Kellerei Tramin, wo wir erst vor kurzem einen großen Umbau begonnen haben. Gleichzeitig bin ich Präsident der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft, wo auch einige Veränderungen anstehen.
Weiters möchte ich meinem Sohn Hans helfen, dem wir erst vor kurzem unseren Obst- und Weinbaubetrieb übergeben haben. Langweilig wird mir also sicherlich nicht.
- Bildquellen -
- Canon EOS 60D (4820): SBB