Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.
In wenigen Wochen, am 9. Oktober, gibt’s die Wahl zum Bundespräsidenten. Das Rennen um die Hofburg wird es als Gradmesser der politischen Großwetterlage in sich haben. Etliche Vorzeichen weisen darauf hin: Erstens, in welchem Ausmaß werden die Österreicher, die einem durch monströse Mehrfach-Krisen bangen Herbst entgegen sehen, reagieren – sprich: Wahlbeteiligung. Zweitens: Bis zum 2. September dürften es von mehr als 20 Kandidaten vermutlich sieben durch jeweils 6000 Unterstützungs-Unterschriften schaffen, tatsächlich auf dem Wahlzettel aufzuscheinen. Ein Rekord. Drittens, weil die zwei ehemals staatstragenden Großparteien, ÖVP wie SPÖ, nach ihren Hofburg-Desastern 2016 vorweg auf eigene Kandidaten verzichtet haben, läuft der links-liberale Amtsinhaber (Alexander Van der Bellen) Gefahr, von den sonstigen fast alle als zumindest Mitte-Rechts geltenden Kandidaten in die Stichwahl gezwungen zu werden. Als da sind: Walter Rosenkranz, FPÖ. Tassilo Wallentin, Unabhängiger, bis zuletzt „Krone”-Kolumnist. Oder: Michael Brunner, MFG. Oder: Gerald Grosz, einst FPÖ, dann BZÖ. Selbst Heinrich Staudinger, der mit den Waldviertler Schuhen, gilt als scharfer Systemkritiker. Ebenso wie der Wiener Arzt Dominik Wlazny, besser bekannt als „Bier-Marco Pogo.” Nicht gänzlich unrealistisch, dass diese sechs durch ihre Stimmgewinne im ersten Wahlgang Van der Bellen unter die 50-Prozent-Marke drücken und in der Stichwahl ihre Stimmpakete per Empfehlung an die Wähler hinüber schaufeln, etwa zu Rosenkranz als Zweitbestem? Das wäre die Zäsur. Mit weitreichenden Folgen in diesem ohnehin politisch unwägbaren Herbst.