Selten zuvor wurden die steirischen Ackerbauern vor so große Herausforderungen gestellt, denn bisher hat es noch nie so extreme Anbau- und beginnende Vegetationszeiten gegeben wie heuer. Besonders der Mais als Hauptkulturart in der Steiermark hat darunter gelitten. Arno Mayer, Leiter der Abteilung Pflanzen in der Landeskammer Steiermark, dazu: „Wir hatten heuer eindeutig kein gutes Mais-Jahr. Besonders der verspätete Anbau und die relativ niedrigen Temperaturen während der Auflaufphase taten der wärmeliebenden Pflanze nicht gut.“
Das bestätigt auch LK-Präsident Franz Titschenbacher: „Die Klimakrise schreitet rasanter voran als angenommen. In den Ackerbauregionen konnten aufgrund der lange anhaltenden Niederschlagsphasen die Äcker vielfach nicht befahren werden. Eiskalter Regen beeinträchtigte Aufgang und Wachstum der Kulturen. Vielfach musste kostenintensiv nachgesät werden oder die Kulturen wurden teuer neu angebaut.“ 
Pflanzenbauexperte Mayer erklärt auch die weiteren Probleme des heurigen Maisjahres: „Genau diese feuchte und kühle Witterung im Frühjahr bremste das Wachstum der Jungpflanzen und wirkte sich negativ auf Erträge aus. Die Pflanzen hatten Stress und bildeten vielfach nur ein schwaches Wurzelsystem aus.“ 

Zu viel Regen 

Weil die Niederschläge in der Vegetationszeit im Vergleich zum mehrjährigen Durchschnitt um 50 Prozent höher waren, profitierten die leichten, eher trockenheitsanfälligen Böden am meisten vom vielen Regen. Die schweren Böden oder jene Flächen, die unter Stress bei feuchten Bodenverhältnissen bestellt wurden, konnten die hohen Niederschläge nicht verdauen – der Ertrag blieb auf der Strecke. Mayer weiter: „Das Aussaatfenster war im April auf wenige Tage beschränkt. Wer dies versäumte, wurde gezwungen, den Mais im Mai oder gar erst im Juni zu säen. Wer aber die Nerven wegschmiss, bezahlte mit hohen Mindererträgen. Die wichtige Jugendentwicklung blieb im mehrjährigen Vergleich um zwei Wochen zurück.“ 
Genauso enttäuschend sind somit auch die ersten Erntemeldungen. Im Durchschnitt wurden heuer 9,5 bis 10,5 Tonnen je Hektar Trockenmais geerntet, das sind um 20 Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt. Besonders auf Hanglagen blieben die Erträge aufgrund der eingeschränkten Wurzelausbildung weit unter den Erwartungen. Mayer dazu: „Da gab es für viele Maisbauern eine große Ernüchterung.“

Schwieriger Markt 

Der Krieg in der Ukraine hat auch den steirischen Maismarkt stark beeinflusst. Arno Mayer weiter: „Für die Steiermark ist Italien ein wichtiger Absatzmarkt. Leider sind unser Nachbarland im Süden, Osteuropa sowie die Industrie gut mit Überschussware versorgt. Das drückt natürlich den Preis.“ Zusammen mit den gestiegenen Energiekosten und den schlechten Erträgen ergibt sich für die steirischen Maisbauern ein deutliches Minus im Deckungsbeitrag. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der Körnermaispreis teilweise bis zu 50 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Positiv ist wider Erwarten die Abreife gelaufen. Die sehr trockene und qualitativ gute Ware sorgte für eine kleine Entschärfung.

Anbauflächen 

Die steirischen Ackerbauern bleiben dem Mais treu. Der steirische Maisanbau ist heuer um 3,75 Prozent auf 60.795 Hektar gestiegen und macht 49 Prozent der steirischen Ackerfläche aus. Seit 2013 ist die Maisfläche um 14 Prozent – 2013 waren es noch knapp über 70.000 Hektar – zurückgegangen. Mais bleibt dennoch die wichtigste Ackerkultur und ist gleichzeitig eine unverzichtbare Futtergrundlage für Schweine, Rinder und Geflügel. 
Somit ist zu erwarten, dass manche Betriebe wieder einen größeren Schwerpunkt auf die tierische Veredelung ihrer heurigen Maisernte legen werden. 

- Bildquellen -

  • Mais: Agrarfoto.com
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AUTORKarlheinz Lind
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