Die Grünen in Deutschland, die demnächst in der neuen Ampel-Regierung in Berlin das Agrarressort übernehmen werden, haben sich gestern Abend auf Cem Özdemir als neuen Landwirtschaftsminister geeinigt.
Der Festlegung auf den 55jährigen gebürtigen Schwaben mit türkischem Migrationshintergrund ging ein zähes Ringen zwischen langjährigen Spitzenvertretern der Partei und ein parteiinterner Machtkampf unter Realos und linkem Parteiflügel voraus. Für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers gehandelt wurden lange Zeit die Agrarwissenschaftlerin Steffi Lemke aus Sachsen-Anhalt, 1989 Gründungsmitglied der Grünen Partei noch in der DDR, sie wird nun Deutschlands Umwelt- und Verbraucherschutzministerin.
Cem Özdmir ist gelernter Diplom-Sozialpädagoge und zählt ebenfalls zu den Urgesteinen seiner Partei, die er zehn Jahre lang auch als Bundesvorsitzender angeführt hat. Er war sowohl über mehrere Perioden Bundesratsabgeordneter wie auch von 2004 bis 2009 EU-Parlamentarier. Das politische Feld der Agrarpolitik hat er in seinen bisherigen Funktionen jedoch noch nie bespielt.
Der Vater zweiter Kinder, verheiratet mit einer Argentinierin, ist übrigens seit seiner Jugend Vegetarier. Er gilt nicht nur in den eigenen Reihen, sondern als betont grün-liberaler Vertreter der Grünen laut „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für viele Bürger als ministrabel. Özdemir hat bei der Bundestagswahl mit 40 Prozent in seinem seit mittlerweile mehr als zehn Jahren von einem grünen Ministerpräsidenten regierten Heimatbundesland Baden-Württemberg in der Autostadt Stuttgart ein Direktmandat errungen und gilt in Wirtschaftskreisen als besonders gut vernetzt.
Angelobt werden soll die Rot-gelb-grüne Regierung in Berlin am 6. Dezember. Für die Grünen stehen der Koalitionsvertrag samt Personalentscheidungen für ihre fünf Ministerämter übrigens erst endgültig fest, wenn die etwa 125.000 Grünen-Mitglieder beginnend ab heute Freitag, 26. November, in den kommenden zehn Tagen mehrheitlich dafür gestimmt haben.
Das Berliner Agrarministerium in der Wilhelmstraße im Stadtteil Mitte wurde bekanntlich schon einmal, vor genau 20 Jahren, von einer Grünen Politikerin angeführt. Von 12. Jänner 2001 bis zum 4. Oktober 2005 übernahm Renate Künast damals von ihrem SPD-Vorgänger Karl-Heinz Funke das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in der ersten rot-grünen Bundesregierung von SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder.
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- Cem Oezdemir: Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktioin/Stefan Kaminski