Das Deutsche Umweltbundesamt (UBA) sorgte mit seinem Vorschlag, die Mehrwertsteuern auf Fleisch und Milch zu erhöhen, für Aufregung im Bauernstand. Konkret schlug das Amt eine Erhöhung des derzeit ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent (%) auf 19 % für tierische Nahrungsmittel in Deutschland vor.
Kein Nutzen für das Klima
Das UBA begründete den Vorstoö laut mehreren Medienberichten damit, dass die Landwirtchaft erhebliche Verantwortung für den Klimawandel trage. Sowohl die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks als auch der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt lehnten den Vorschlag bereits ab. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) Joachim Rukwied bezeichnete den UBA-Vorschlag als Effekthascherei. “Mit irreführenden Zahlen und einem Tunnelblick auf die Landwirtschaft leistet man keinen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz”, betonte Rukwied. Eine Strafsteuer auf Lebensmittel habe keinen positiven Nutzen für das Klima, sondern verteuere vor allem den täglichen Einkauf für die Verbraucher, so der DBV-Präsident. Als Begründung hatte das UBA die Treibhausgas-Emissionen genannt, die bei der Rindfleischerzeugung anfallen. Hier würden allerdings elementare Zusammenhänge ausgeblendet: Ohne Rinderhaltung sei kein Grünlanderhalt möglich, und Rindfleisch sei auöerdem ein Koppelprodukt, erklärte Rukwied. Zudem entfielen auf die Sektoren Energie, Industrie und Verkehr in Deutschland mehr als 90 Prozent der Treibhausgasemissionen, während die Landwirtschaft nur sieben Prozent verursache. In Österreich ist die Situation ähnlich. “Konkret umfassen Methanemissionen aus dem Verdauungstrakt von Rindern 4,1 % aller Treibhausgasemissionen in Österreich”, teilte Horst Jauschnegg, Leiter der Abteilung Tierzucht in der Landwirtschaftskammer Steiermark, mit. Zudem sei die Branche laufend bemüht, die Emissionen weiter zu senken, wie etwa durch Zuchtarbeit, die Optimierung der Fütterung und Düngerlagerung oder -ausbringung. Deutlich umfangreichere Treibhausgas-Einsparungen seien dagegen durch Anpassungen im Verkehr oder etwa bei der Heizenergie erzielbar. So kann eine Person in einem Jahr durch den Verzicht auf Langstreckenflüge, durch weniger Autofahrten, die Verwendung von Pellets statt Heizöl und den Konsum von Rindfleisch aus der Region den CO2-Ausstoö um 78 % reduzieren. Das geht aus Berechnungen der Landwirtschaftskammer Österreich hervor. Auch Bauernbund-Präsident Abg. z. NR Jakob Auer betonte: “Wir sehen die Landwirtschaft als Teil der Lösung und nicht als Problem.” Für Österreich sei eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf tierische Produkte jedenfalls kein gangbarer Weg, so der Bauernbund-Präsident. Die geschlossenen Futterkreisläufe, die typisch seien für die österreichische Milchkuhhaltung, wirkten sich auöerdem nachweislich positiv auf die CO2-Bilanz aus, erklärte Auer.
Grünlanderhalt wichtig für Klima
Auch laut Jauschnegg kann eine Aufgabe der Rinderhaltung das Problem des Klimawandels nicht lösen. “Gerade ein Land wie Österreich braucht seine Rinder zur Bewirtschaftung der alpinen Gebiete und der wenig begünstigten Lagen, wo andere Formen der Landwirtschaft oft nicht möglich sind”, so der Experte. Dieses Argument führte auch Rukwied ins Treffen: Der Vorschlag des UBA sei sogar kontraproduktiv für den Klimaschutz, weil nur mit der Rinderhaltung das für den Naturschutz und den Klimaschutz so wichtige Grünland genutzt werden kann. “Wir würden es sehr begrüöen, wenn man anstelle von Effekthaschereien auf Kosten der Landwirte die wirklichen Probleme beim Klimaschutz angehen würde”, so Rukwieds Empfehlung.