Der Wolf im Spannungsfeld: Mit Schulterschlüssen zur ganzjährigen Bejagung

Zu einer hochkarätig besetzten Frage- und Austauschrunde zum Raubtier Wolf luden NR Hermann Gahr und Bauernbundpräsident NR Georg Strasser in die Räumlichkeiten des ÖVP-Klubs ins Parlament nach Wien. Politische Vorhaben und europäische Entwicklungen rund um das Raubtier Wolf standen dabei im Fokus.

„Um den Wolf in den Griff zu bekommen, brauchen wir einen Schulterschluss aller Beteiligten“, so NR Hermann Gahr.

Zu Beginn referierte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, auf dessen Initiative ein Vorstoß im Rat der EU-Landwirtschaftsminister zur Senkung des Wolfs-Schutzstatus zurückgeht. Mittlerweile gibt es in der EU über 20.300 nachgewiesene Wölfe, rund 100 Tiere wurden im letzten Jahr österreichweit gezählt. Gleichzeitig seien die Risszahlen von 2022 auf 2023 deutlich gesunken, was bestätige, dass die Abschüsse per rascher Verordnung Wirkung zeigen, so der Minister. Dazu will er weiterhin eng mit Verbündeten aus anderen Ländern zusammenarbeiten. 

„Ich habe kein Verständnis dafür, dass zuerst einem Menschen etwas passieren muss, bevor wir handeln dürfen. In Österreich häufen sich jetzt wieder die Sichtungen von Wölfen in Siedlungsgebieten. Wir dürfen nicht zulassen, dass es zu einem Wolfs-Angriff auf einen Menschen kommt. Genau deshalb poche ich auf eine Änderung des strengen Schutzstatus von Wölfen auf EU-Ebene“, erklärte Totschnig in seinem Eröffnungsstatement. Er ist es auch, auf dessen Initiative im Rat der Landwirtschaftsminister hin ein Vorstoß zur Senkung des Schutzstatus auf EU-Ebene gelungen ist. „Die EU-Kommission hat auf unser Drängen hin bereits angekündigt, den Schutzstatus von Wölfen senken zu wollen. Jetzt müssen sich die EU-Mitgliedstaaten klar positionieren und einer Änderung zustimmen. Die einheitliche Stellungnahme aller neun Bundesländer und der Beschluss der LH-Konferenz sind nicht nur ein wichtiger Schritt, sondern auch ein klares Zeichen, dass es jetzt Lösungen braucht,“ erklärt Totschnig.

Dazu meinte Hermann Gahr: „Die Unsicherheit und Unzufriedenheit in Europa ist spürbar. Wir brauchen einen Schulterschluss aller Beteiligten, um die Wolf-Problematik in den Griff zu bekommen. Hier wird es zentral sein, ein länder-übergreifendes Netzwerk aufzubauen, um mit einer Sprache und gemeinsamen Aktionen merkliche Taten zu setzen.“ Und weiter meint Gahr: „Der Wolf ist kein rein landwirtschaftliches Thema mehr. Längst ist die gesamte ländliche Bevölkerung betroffen – vom Tourismus, der Freizeitwirtschaft über die Jagd bis hin zu Familien.“

Großteil der Weiderisse geht auf Wölfe zurück

Internationale Einblicke gab es etwa vom Vertreter des schwedischen Jagdverbandes Gunnar Glöersen und dem Präsidenten des europäischen Jäger-Dachverbandes FACE, Torbjörn Larsson, dem Schweizer Wildbiologen Marcel Züger, der slowakischen Wildbiologin Dr. Michaela Skuban oder dem deutschen Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer. Sie gaben Einblicke in aktuelle Entwicklungen in ihren Heimatländern und Interessensvertretungen. Michaela Skuban, die lange Zeit in der Slowakei mit Wölfen gearbeitet hat und mittlerweile auch in Tirol tätig ist, schilderte: „Unser Wolfsmonitoring zeigt, dass 75 bis 80 Prozent der Weiderisse auf Wölfe zurückgehen. Das sind ca. 700 getötete Nutztiere.“ Laut ihr sind die offiziellen Zahlen zu alt und es brauche eine gemeinsame europäische Datenbasis. Auch Deutschland trat für eine Neubewertung des Schutzstatus ein, denn laut dem Abgeordneten des Deutschen Bundestags Auernhammer sei der günstige Erhaltungszustand mit 2.500 bis 3.000 Tieren bereits erreicht.

„Unser eindeutiges Ziel ist es, dass Großraubtiere in Europa ganzjährig ohne Verordnungen reguliert werden können. Der Wolf ist längst nicht mehr vom Aussterben bedroht, jedoch viele andere Tierarten und leider auch die Almwirtschaft. Derzeit wird der Wolf allen anderen Tierarten übergeordnet, das ist auch ein großes Problem für die Artenvielfalt auf unseren Almen und Bergen, denn diese ist menschengemacht, etwa durch die Pflege der Kulturlandschaft. Davon müssen wir endlich abkommen, denn nicht der Wolf steht im Mittelpunkt, sondern der Mensch“, so Initiator Hermann Gahr.

Aktives Management

Das Schlusswort oblag Agrarsprecher und Bauernbund-Präsident Georg Strasser, der zwar ein Einlenken der EU-Institutionen bemerkte, aber gleichzeitig auf die Forderung des Bauernbundes pochte, den strengen und nicht mehr zeitgemäßen Schutzstatus des Wolfes europaweit zu senken. „Es ist nicht sinnvoll, dass andere Länder Initiativen zur Herabstufung des Schutzstatus von Ländern wie Österreich, die ein aktives Management benötigen, blockieren. Vor allem sind das nämlich Länder, in denen es niemals Wölfe geben wird und die daher keiner Bedrohung ihrer Nutztiere durch das Großraubtier ausgesetzt sind. Ich freue mich über die breite Unterstützung für ein Thema, das wir vor Jahren angestoßen haben: Der strenge Schutzstatus des Wolfes ist nicht mehr zeitgemäß und muss EU-weit gesenkt werden. Nur so können wir den Schutz unserer Nutztiere sicherstellen.“

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AUTORRed. HP
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