Die Reifentechnologie hat sich rasant weiterentwickelt. Gleichzeitig stehen neue Möglichkeiten zur automatischen Überwachung und Optimierung bei Arbeitseinsätzen zu Verfügung.
Mit dem Reifen ist es wie mit dem Schuhwerk: Ohne entsprechende Schnittstelle zum Untergrund kann man nicht seine optimale Leistung bringen oder rutscht gar aus. Hier zu sparen, kann nach hinten losgehen. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund immer schwerer werdender Maschinen.
Weniger Druck bei gleicher Tragfähigkeit
Gerade die Reifentechnologie hat zuletzt große Fortschritte gemacht. Ein Beispiel ist die VF-Technologie. Reifen mit dieser tragen dieselbe Last wie ein Standardreifen bodenschonend bei bis zu 40 Prozent weniger Luftdruck oder bis zu 40 Prozent mehr Last bei gleichem Luftdruck.
Die Vorteile von VF sind inzwischen mit Tests belegt. So waren etwa beim niedrigen Reifeninnendruck die Radaufstandsflächen vom Vredestein Flotation Optimall VF 750/60R30.5 187D im Vergleich zum Standard-reifen gar um 16 Prozent größer. Der ausgeübte Bodendruck wiederum war beim Standardreifen in allen Versuchsvarianten höher als bei den VF-Reifen. Laut einer Studie aus Dänemark (zu Alliance 372 VF und Alliance 389 VF) konnte durch den geringen Luftdruck der VF-Reifen die Spurtiefe bei der Gülleausbringung annähernd halbiert werden. In der Summe – und abhängig von der Arbeitsbreite des Gülleverteilers – führten diese Effekte zu Ertragssteigerungen zwischen 1,5 und 2,2 Prozent pro Hektar.
Sensoren im Reifen
Reifen können sich in modernen Systemen inzwischen selbst überwachen und Daten schicken. Ein Beispiel hierfür ist ContiConnect Lite, eine neue App, die Continental heuer eingeführt hat. Angeboten wird sie als kostenfreie Version der digitalen Reifenmanagementlösung ContiConnect. Sie kann bei Reifen mit verbautem Gen2-Sensor genutzt werden. Per Bluetooth werden die Daten an das Smartphone übermittelt. Bei einer Veränderung des Reifendrucks oder der Temperatur werden die Nutzer per Push-Benachrichtigung informiert. Gerade dieser Tage zeigt der gleiche Hersteller zudem auf der Messe IAA Transportation eine KI-unterstützte automatisierte Profiltiefenmessung für Nutzfahrzeuge – sie soll 2025 auf den Markt kommen.
Einsatzbedingungen beachten
Mindestens genauso wichtig wie der Reifen selbst ist ihr richtiger Einsatz. Ganz entscheidend ist hier der Druck. Er sollte auf dem Feld niedriger sein als bei Fahrten auf der Straße. Denn damit geht auf dem Acker die Einsinktiefe der Maschine zurück und der Schlupf sinkt. Das wirkt sich günstig auf den Dieselverbrauch aus. Im Gegensatz dazu soll 1 cm Spurtiefe den Dieselverbrauch um bis zu zehn Prozent erhöhen.
Vor allem aber werden durch niedrigere Reifendrücke und der damit größeren Kontaktfläche Bodenverdichtungen mit all ihren negativen Folgen für die langfristige Ertragsfähigkeit des Standortes reduziert. Wenn im Feld schon Pfützen stehen, werden freilich auch die geringstmöglichen Reifendrücke Schäden nicht verhindern können.
Generell gilt: Mit Reifendruckregelanlagen an der Maschine kann der Druck schnell angepasst werden. Bei immer mehr Traktoren ist so eine Anlage ab Werk verfügbar. Ebenfalls am Markt angeboten wird die integrierte Bodenverdichtungsrisikoanalyse. Bei Comos von Claas wird der Fahrer über eine Anzeige auf dem Terminal informiert, ob es bei den aktuellen Bodenverhältnissen durch die von ihm eingesetzte Traktor-Gerätekombination ein Risiko für Schadverdichtungen gibt. Sofern Einstellungen zur Optimierung vorgenommen werden, fließen diese direkt in die aktuelle Risikobewertung der Funktion mit ein.
• Tipp: Für Reifendruckregelanlagen wird unter bestimmten Rahmenbedingungen ein Investitionszuschuss von 40 Prozent gewährt. Nähere Infos geben die Bezirksbauernkammern.
- Bildquellen -
- Reifen: Continental
- Traktor: BZ/Stockinger