Der “Herdenmanager” ist die perfekte Motivation

„Den eigenen Betrieb voranbringen und „fit sein für zukünftige Herausforderungen“ waren für Jungbauer Josef Burgstaller die Motive, den Lehrgang Herdenmanager der Rinderzucht Austria zu absolvieren.

Josef Burgstaller hat den Lehrgang „Herdenmanager Austria“ absolviert. Seine Fleckvieh-Kuh „Birne“ hält bei einer Lebensleistung von 100.000 Litern.

Kleine Fehler können große Auswirkungen haben. So lautet die Erkenntnis, zu der Josef Burgstaller (30) durch die Absolvierung des Lehrgangs „Herdenmanager Austria“ gekommen ist. Vor allem der Praxisteil des Lehrgangs hat ihm gezeigt, wo auf dem eigenen Betrieb in Rossbach im Bezirk Braunau in Oberösterreich noch Potenzial zur Optimierung vorhanden ist.

65 Milchkühe, 9.800 kg Herdendurchschnitt

Dabei ist die Ausgangssituation am Milchviehbetrieb „Schwadhofer“ der Familie Burgstaller ohnehin schon sehr gut. Gemeinsam mit seinen Eltern führt Josef als Hofnachfolger eine Herde mit 65 Milchkühen samt Nachzucht. Das Leistungsniveau im Jahr 2022 ist mit durchschnittlich 9.800 kg Milch ausgewiesen bei 4,04 % Fett und 3,69 % Eiweiß. Flächengrundlage sind rund 50 Hektar Acker und Grünland.

Nachholbedarf bei Klauenpflege

„Fehlerchen“, die Josef aufgrund des Lehrgangs beheben konnte, lagen in den Bereichen der funktionellen Klauenpflege und bei der Vollkostenrechnung. Burgstallers Schlussfolgerung: „Man investiert oft viel Zeit und Geld in Technik und Gebäude, aber selten nimmt man sich die Zeit für Weiterbildung. Und das, obwohl besseres Wissen wesentlich mehr bringt als mehr Technik.“
Bei der Frage, worauf er bei der Anpaarung achtet, geht der künftige Betriebsführer, der auch beim Zuchtverband tätig ist, ins Detail. Neben Eutergesundheit und Persistenz müssen auch das Exterieur und die Leistungsbereitschaft passen. Über seine Zuchtstrategie sagt Josef: „Generell bevorzuge ich tiefe, lange Kuhlinien. Wir besamen auch ein Drittel hornlos.“ Er besuche auch regionale Schauen und präsentiere dort seine Nachzuchtkühe.
Die Entscheidung für die Rasse Fleckvieh basiert auf deren Balance zwischen Milchleistung und Langlebigkeit sowie der Doppelnutzung.
Die Eigenschaften der „perfekten Kuh“ beschreibt der Jungzüchter wie folgt:
• „Möglichst lange Nutzungsdauer,
• jedes Jahr ein Kalb,
• möglichst wenig Probleme und
• jährlich 9.000 kg Milch bei guten Inhaltsstoffen.“
Über die Rationsgestaltung berichtet Josef, dass den Tieren eine Ration aus 60 Prozent Grassilage und 40 Prozent Maissilage mittels Silokamm vorgelegt wird. Das Grundfutter wird mehrmals täglich automatisch angeschoben. Das Kraftfutter wird über die Abrufstation gefüttert und Heu gibt es ad libitum. Auch den Bereichen Kälber- und Jungviehaufzucht war im Herdenmanger-Lehrgang ein großer Block gewidmet. „Weil die Kälber die Kühe von morgen sind, haben wir wieder gezielt mehr Augenmerk auf eine intensive Jungviehaufzucht gelegt“, sagt Josef. Auch die erheblichen Kosten, die in der Kälberaufzucht anfallen, wurden im Lehrgang thematisiert. Dazu Josef: „Wir haben die Aufzucht im ersten Lebensjahr intensiviert. Sobald die Kalbinnen trächtig sind, werden sie extensiv gefüttert.“ Dies beuge Problemen rund um die Geburt vor.

Mehr Spielraum für Freizeit schaffen

Auf die Frage, welche Visionen er für den eigenen Betrieb habe, nennt der Rinderhalter züchterische und ökonomische Ziele. Zudem geht es ihm vorrangig auch darum, mit gezielten Maßnahmen eine höhere Arbeitsflexibilität umzusetzen und dadurch mehr Freiheit bzw. Freizeit zu erreichen. Als Milchbauer müsse man ein „kritischer Allrounder“ sein und auf wechselnde Rahmenbedingungen bei Witterung, Futterqualität oder Betriebsmittelkosten entsprechend reagieren.
Den Lehrgang Herdenmanager Austria empfiehlt Josef auf alle Fälle weiter, weil er das Rüstzeug für die Betriebsoptimierung bietet.

Drei Ausbildungsmodule – Die Rinderzucht Austria bietet wieder das speziell auf die Milchviehhaltung ausgerichtete Schulungsprogramm „Herdenmanager Austria“ an. Nach dem Erfolg des ersten Durchgangs steht nun die zweite Runde für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Westösterreich an. Start ist am 14. Oktober in Hohenems in Vorarlberg.
Insgesamt umfasst die Schulung drei Kurswochenenden.
Zusätzlich gibt es zur Vorbereitung und nachträglichen Vertiefung ein interaktives E-Learning-Angebot. Schwerpunkte des Kurses sind:
• Klauen, Fütterung, Stoffwechsel
• Eutergesundheit und Jungviehaufzucht
• Arbeitsorganisation und Betriebsentwicklung.
Zu allen Bereichen referieren ausgewiesene Fachleute.
Zudem wird die Teilnahme am Lehrgang mit drei Stunden als TGD-Weiterbildung anerkannt. Eine LKV-Mitgliedschaft der Teilnehmer ist notwendig, weil mit betriebsspezifischen Daten gearbeitet wird. Die Kurskosten betragen gefördert 990 Euro je Teilnehmer, Übernachtung und Verpflegung sind extra zu bezahlen.
www.rinderzucht.at/bildung.html

Text: Hannah Lichtenwagner, Rinderzucht Austria

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  • 2332 W Burgstaller Birne2: Rinderzucht Austria / KeLeKi
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AUTORHannah Lichtenwagner
QuelleH.M.
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