Der Eis-Greissler in Krumbach

Mit einem großen Hoffest wurde im April der Schaubetrieb des Eis-Greisslers in Krumbach in der Buckligen Welt (NÖ) eröffnet. Ein logischer Schritt für Andrea und Georg Blochberger, ihr Konzept der Milchveredelung zu hochwertigem Speiseeis für die Kunden noch transparenter zu machen.

Mit Ferienbeginn wurde es ruhig in der Molkerei

“Im Land der tausend Hügel”, wie die Region im Süd-Osten Niederösterreichs auch genannt wird, liegt der gemischte Grünland- und Ackerbaubetrieb der Familie Blochberger, der seit 1989 biologisch geführt wird. Die Milchproduktion wurde bereits seit Generationen betrieben. 1995 wurde mit der Direktvermarktung begonnen: Sauerrahm, Joghurt, Fruchtjoghurt. Der nächste Schritt war die Belieferung von Schulen und Kindergärten mit Milchprodukten, was im Jahr 2000 den Neubau der Stallgebäude und einer ersten “Mini-Molkerei” erforderlich machte.
Mit dem Beginn der Ferien wurde es ruhig in der Hofmolkerei. Zu ruhig für Andrea und Georg Blochberger. Die Verarbeitung der Sommermilch zu Speiseeis lag für die innovativen Betriebsführer auf der Hand. Der Einstieg in die Eisproduktion erfolgte unter der holländischen Franchisemarke “Bauernhofeis”. Doch schon im ersten Jahr war für Andrea und Georg klar, dass sie sich Selbstständigkeit anders vorgestellt haben. Familie Blochberger ist gerne bereit, Verantwortung zu übernehmen und unternehmerisches Risiko zu tragen, doch muss es sich auch lohnen. Und das war nicht der Fall.

Unternehmerisches Risiko muss sich auch lohnen

Also wurde die Eigenmarke “Eisgenuss vom Bauernhof” kreiert und in den darauffolgenden sechs Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Die größte Herausforderung war, so Georg Blochberger rückblickend, dass die Kombination Bäuerin/Bauer und Eisproduktion für die meisten Konsumenten noch zu exotisch wirkte. Mit Hartnäckigkeit gelang es, diese Vorurteile zu entkräften.
“Dazu haben unsere besonderen Stärken beigetragen”, ist Georg Blochberger überzeugt. Da ist zum Ersten, dass sowohl Andrea als auch Georg Kontaktfreudigkeit auszeichnet und sie so den Weg zum Kunden fanden. Gerne kommen sie mit den Menschen ins Gespräch und erklären ihre Betriebsphilosophie. Nicht weniger wichtig sei, so Georg, dass sie als Familienbetrieb flexibler auf Kundenwünsche reagieren können und Arbeitsspitzen entsprechend ausgleichen können.
Doch die Blochbergers sind Perfektionisten und waren immer noch nicht wirklich zufrieden. Als sich die Chance bot, in Wien ein erstes Eisgeschäft zu übernehmen, setzten sich die beiden das Ziel, noch einmal kräftig durchzustarten und noch professioneller zu werden. Mit der Eröffnung ihres Eisgeschäfts in der Roten­turmstraße – mitten in der Wiener Eismeile – wurde die Marke “Eis-Greissler” aus der Taufe gehoben und seitdem konsequent umgesetzt.
Das Konzept entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte: Ein zweites Geschäft in Wien (Mariahilfer Straße) bietet inzwischen die Kreationen der Eismacher aus der Buckligen Welt an, und in Graz, Klagenfurt und Wiener Neustadt sind weitere Filialen entstanden. Mehr als 100 Sorten werden angeboten, auch wenn Exoten wie Ziegenkäse-, Bärlauch oder Kürbiskernöleis nicht jedermanns Geschmack treffen. “Dafür haben wir ja so viele unterschiedliche Sorten”, lacht Andrea: “Da sollte doch für alle der passende Geschmack dabei sein.”

Vom Konzept zur Erfolgsgeschichte

Andrea und Georg Blochberger können die derzeitige Preismisere bei Milch etwas gelassener sehen. “Auch wenn der Preis für Biomilch noch etwas besser ist und wir nur einen Teil an die Molkerei abliefern – der niedrige Milchpreis schmerzt uns ebenso”, kann Georg die Sorgen vieler bäuerlicher Berufskollegen nachempfinden. “Für uns hat sich der Weg in die Direktvermarktung als richtig erwiesen. Für andere Betriebe könnte es ein Ausweg sein. Die Direktvermarktung darf aber keinesfalls als Allheilmittel betrachtet werden”, warnt Georg vor vorschnellen Entscheidungen. Man müsse bereit sein, ein höheres unternehmerisches Risiko einzugehen, und außerdem sei der Einstieg auch sehr kapitalintensiv.
Dass die Blochbergers genau diese Risiken nicht scheuen, haben sie in den vergangenen beiden Jahren einmal mehr bewiesen. Mit der steigenden Nachfrage nach ihrem Eis wurde der Neubau eines Produktionsgebäudes erforderlich. Doch damit wollte man sich nicht begnügen, schließlich habe man nichts zu verbergen. Entstanden ist ein moderner Schaubetrieb, der den Gästen einen Einblick in alle Bereiche ermöglicht: von der Landwirtschaft über die Herkunft der Zutaten bis zur Verarbeitung dieser zu Speiseeis – eine gläserne Produktion sozusagen.
Von April bis Oktober werden täglich – Sonn- und Feiertage ausgenommen – Führungen angeboten. Hofladen, Kinderspielplatz, Streichelzoo, Naturteich und Aussichtsplattform runden das Angebot ab und laden zum Verweilen ein. Erlebnis und Genuss sollen dabei im Vordergrund stehen. Gleichzeitig soll auch Landwirtschaft gezeigt werden, wie sie wirklich funktioniert, denn Kühe sind – auch wenn sie biologisch gehalten werden – sogar in Krumbach nicht lila.

Betriebsspiegel: Zahlen & Fakten

Betriebsführer: Andrea und Georg BlochbergerSeehöhe: rund 650 MeterFlächenausstattung: 80 Hektar Grün- und AckerlandTierbestand: 45 Milchkühe, 40 – 45 JungtiereMelktechnik: 8er-Side-by-Side-MellkstandArbeitskräfte: zwei in der Landwirtschaft, 18 in der Eisproduktion und im -verkaufMilchproduktion: durchschnittliche Tagesmenge von 800 Litern, 600 Liter zur Speiseeiserzeugung, 200 Liter Anlieferung an die MolkereiVermarktung: Hofladen mit Schaubetrieb, zwei Geschäfte in Wien, je eines in Klagenfurt, Graz und Wiener Neustadt