Lebensmittelverschwendung ist ein Thema, das uns alle angeht.” Das betonte Anfang dieser Woche der Obmann des WKO-Fachverbands Gastronomie, Mario Pulker. Weil die österreichischen Gastronomiebetriebe “nicht noch mehr gesetzliche Auflagen vertragen”, aber trotzdem etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun möchten, setzen sich die Fachverbände Gastronomie und Hotellerie der Wirtschaftskammer (WKO) mit dem freiwilligen Projekt TafelBox gegen die Lebensmittelverschwendung in ihren Betrieben ein, erklärte Pulker.
Speisen einfach und sicher einpacken
Die TafelBox ist eine gut verschließbare Transportbox für Lebensmittel aus kompostierbarem Biokunststoff, die Gastwirte um 50 Cent pro Stück kaufen können. Unter dem Motto “Biss später – Lebensmittel einpacken statt wegwerfen”, sollen die Gäste dazu animiert werden, ihre übrig gelassenen Speisen in der TafelBox einzupacken und mitzunehmen. Damit will man nicht nur der Lebensmittelverschwendung Einhalt gebieten, sondern auch den Gästen eine zusätzliche Serviceleistung anbieten. Das Projekt TafelBox wurde von der Wiener Tafel ins Leben gerufen. Nachdem die TafelBox in Wien und Umgebung gut angelaufen ist, wird sie nun vom Verband der Österreichischen Tafeln in Kooperation mit der Wirtschaftskammer und dem Landwirtschaftsministerium auf ganz Österreich ausgeweitet. Alle interessierten Gastronomiebetriebe erhalten kostenlose Starterpakete, um das Projekt kennenzulernen. Ein Starterpaket umfasst 50 TafelBoxen und Werbematerial für die Betriebe (Infos siehe unten: “Die Tafelbox: Biss später – Einpacken statt Wegwerfen”).
Abfälle zu vermeiden ist eine Wertehaltung
Ziel ist es, die Konsumenten und Gäste für das Thema Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren. Dass es dahin gehend noch viel Bewusstseinsbildung braucht, betonte auch die Leitern der Abteilung Abfallvermeidung des Landwirtschaftsministeriums, Christine Hochholdinger. “Das Vermeiden von Lebensmittelabfällen ist eine Sache der Wertehaltung”, so Hochholdinger. Deshalb arbeitet das Landwirtschaftsministerium im Zuge seiner Initiative “Lebensmittel sind kostbar” daran, dieses Bewusstsein in den Köpfen der Menschen zu verankern und kooperiert bereits seit 2012 mit den Tafeln.
20 Cent pro Box werden gespendet
Wiener Tafel-Geschäftsführerin Alexandra Gruber sprach sogar von einer “Win-win-win-Situation” durch die TafelBox. Zum einen würden die Gastronomen ihre hochwertigen Speisen nicht wegwerfen müssen und dadurch auch Kosten für die Abfallentsorgung sparen, zum anderen würden die bereits verwendeten Ressourcen gespart und somit die Umwelt geschont und die Gäste hätten eine komfortable Lösung, um ihre Speisen später zu verzehren. Zusätzlich werden 20 Cent beim Kauf einer TafelBox an die Österreichischen Tafeln gespendet. Mit einem Euro versorgen die Tafeln bis zu zehn Armutsbetroffene mit geretteten Lebensmitteln. Der stellvertretende Obmann der Österreichischen Tafeln, Helmut Adam, erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass rund 400.000 Menschen in Österreich “manifest arm” sind, also unter der Armutsgrenze leben. Die Tafeln versorgten im vergangenen Jahr 27.000 Menschen mit Mahlzeiten und Adam betonte: “2016 werden es noch mehr werden.” Mit dem Projekt TafelBox können nun verarbeitete Lebensmittel gerettet werden und durch die abgegebenen 20 Cent je Box zusätzlich arme Menschen versorgt werden, so Adam. Die Gastronomie war bisher für die Tafeln schwer erreichbar. Diese Lücke schließe die TafelBox, sagte Adam.
Einfachere Regeln für die Weitergabe von Speisen
Zu Speisen verarbeitete Lebensmittel oder auch Lebensmittel vom Buffet oder Catering dürfen aufgrund hygienischer Bestimmungen nicht einfach weitergegeben werden. Der Fachverband Gastronomie fordert deshalb auch einfachere Regeln bei der Übergabe von Speisen an karitative Organisationen. Auch die “teilweise überzogenen Haltbarkeitsgrenzen” kritisierte Pulker. So müsse etwa auch Mineralwasser mit einem Haltbarkeitsdatum versehen sein. Und Käse müsse oft vor seiner vollen Reife aufgrund des gesetzlich vorgegebenen Haltbarkeitsdatums entsorgt werden, sonst drohen Geldstrafen, so Pulker. In Bezug auf die TafelBox zeigte sich Pulker jedenfalls überzeugt: “Dieses Produkt wird Verwendung finden.” Er geht davon aus, dass jedes zweite der 60.000 Mitglieder des Gastronomieverbands die TafelBox anbieten wird. Und: Auch für private Feiern kann man sich die TafelBox bestellen und so zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen beitragen.
Eva Zitz
Die Tafelbox: Biss später – Einpacken statt wegwerfen
• Die TafelBox kostet 50 Cent pro Stück. 20 Cent gehen dabei als Spende an den Verband der Österreichischen Tafeln, der österreichweit armutsgefährdete Menschen mit Mahlzeiten versorgt.
• Die Box kann direkt beim Lebensmittelgroßhändler Kastner oder bei der Wiener Tafel erworben werden.
• Zu den Partnern der Kooperation “TafelBox” gehören neben den Österreichischen Tafeln, der Wirtschaftskammer und dem Landwirtschaftsministerium auch die Initiative “United Against Waste”, der Verpackungsexperte Pacovis, ARA Altstoff Recycling Austria, die Werbeagentur Gabler sowie die Lebensmittelgroßhändler Kastner und Biogast.
• Weitere Informationen online unter www.tafelbox.at