Großbritannien ist Nettoimporteur von Erzeugnissen der Land- und Lebensmittelwirtschaft in Höhe von 57 Mrd. Euro und ein Land, dessen Wirtschaft eng mit jener der EU verflochten ist. Zwischen 70 und 99 Prozent (%) aller britischen Agrarimporte stammen aus der Union. Der Handel konzentriert sich hauptsächlich auf sechs EU-Länder: Irland, Deutschland, Frankreich, Spanien, Belgien und die Niederlande. Der landwirtschaftliche Handel ist auch für Großbritannien von Bedeutung. 60 % der britischen Agrar- und Lebensmittelausfuhren (Rindfleisch, Lamm, Geflügel, Milch, Getreide) im Wert von elf Mrd. Pfund werden in die EU exportiert.
Handelshemmnisse so gering wie möglich halten
“Da der Handel beider Länder eng verflochten ist, werden Landwirte und agrarische Unternehmen auf beiden Seiten stark durch den Austritt der Briten beeinträchtigt werden. Folglich ist es von zentraler Bedeutung, mögliche Handelsstörungen so gering wie möglich zu halten und sicherzustellen, dass die Landwirte am Ende nicht die Zeche für den Brexit zahlen”, unterstrich Copa-Präsident Joachim Rukwied.
“Wir brauchen ein umfassendes Handelsabkommen, welches Großbritannien im Binnenmarkt und in der Zollunion hält, den Freihandel mit der EU ermöglicht und nichttarifäre Handelshemmnisse so gering wie möglich macht. Wenn dies nicht erreicht werden kann, sollten die EU und Großbritannien eine neue Zollregelung finden, welche so weit wie möglich einen reibungslosen Handel begünstigt, während gleichzeitig die Integrität des EU-Binnenmarkts erhalten bleibt. Die Brexit-Verhandlungen sollten nicht abgeschlossen werden, ohne dass ein zollfreier Handel zwischen der EU und Großbritannien möglich ist”, so Rukwied.
Übergangsregelungen vereinbaren
“Es müssen so bald wie möglich Übergangsregelungen gefunden und vereinbart werden, mit denen der Status Quo erhalten bleibt, um die Unsicherheit zu beseitigen, welcher Landwirte und ihre Genossenschaften gegenüberstehen. Es müssen Wege gefunden werden, den aktuellen Haushalt für die Gemeinsame Agrarpolitik aufrechtzuerhalten, welcher de facto weniger als ein Prozent der öffentlichen Gesamtausgaben der EU ausmacht und im Gegenzug eine Versorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln sowie den Erhalt von Biodiversität, Wachstum und Arbeitsplätzen gewährleistet”,
ergänzte Cogeca-Präsident Thomas Magnusson.
Der Vorsitzende der Brexit-Taskforce von Copa und Cogeca, Alo Duffy, äußerte sich besorgt über die Auswirkungen auf den Handel – auch aufgrund des schwachen Pfunds. Er hob hervor, wie wichtig es sei, eine Übereinkunft zu finden, welche die Investitionen schützt, die seitens der Agrargemeinschaft auf beiden Seiten des Tunnels sowie der irischen Grenze getätigt wurden. Eine dynamische Exportpolitik sei ebenfalls essenziell, um das Marktgleichgewicht zu wahren, betonte er.
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- Containerschiff: Wodicka