Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Brandenburg weiter aus. Das nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – hat die Tierseuche bei vier weiteren Wildschweinen nachgewiesen. Damit gibt es nun insgesamt 69 bestätigte Fälle in Deutschland, berichtet Dow Jones News. Die Hausschweinbestände seien nach wir vor frei von der ASP, teilt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit. Seit die Schweinepest in der BRD nachgewiesen wurde, stehen viele Auslandsmärkte nicht mehr für den Export zur Verfügung. Zudem sinken aufgrund gehäufter Corona-Fälle die Verarbeitungskapazitäten in Schlachthöfen. Dadurch ist es mittlerweile zu einem enormen “Schweinestau” gekommen.
“Der Schweinestau wächst und wächst. Der Platz in den Ställen wird immer knapper – in der Mast, weil sich der Verkauf der Schlachtschweine deutlich verzögert, in der Ferkelerzeugung, weil die Mastplätze nicht frei werden, die für das Umstallen der Ferkel benötigt werden”, sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Torsten Staack, laut “agrarzeitung” online. Auch Gegenmaßnahmen wie weniger Besamungen würden diese Lage bis zum Jahresende nicht entschärfen. Staack rät den Betrieben, bei Platzproblem in den Ställen Lösungen in Absprache mit dem zuständigen Veterinäramt zu suchen. So soll die Nutzung von Maschinenhallen zur Unterbringung der Tiere mit der Behörde abgestimmt werden.
Aktuell stehen laut ISN-Schätzungen 400.000 schlachtreife Schweine in der Warteschlange. Das entspricht ungefähr einer halben Schlachtwoche. Wöchentlich kommen 70.000 bis 90.000 Tiere dazu. An den Standorten von Tönnies in Rheda und Sögel sowie von Vion in Emstek sind erhebliche Einschränkungen zu verzeichnen. “Könnte man allein an diesen drei Standorten die Kapazitäten wieder voll auslasten, so würden zusammen 120.000 Schweine jede Woche mehr geschlachtet und zerlegt. Damit könnte ein weiterer Rückstau beim Schweineangebot verhindert werden”, so Staack.
DBV sieht Schweinehaltung in größter Krise seit Jahren
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sieht die inländische Schweinehaltung in der “größten Krise seit Jahrzehnten”. Die Corona-bedingten Ausfälle bei Schlachtungen seien verheerend, die Afrikanische Schweinepest breite sich immer weiter aus, dadurch würden die Schlacht- und Ferkelpreise immer stärker unter Druck geraten, sagte Rukwied zur “Passauer Neuen Presse”. Wenn man hier nicht schnell eine Lösung finde, “werden wir vermutlich viele Betriebe verlieren”. Mit jedem Tier, das sie verkauften, machten die Bauern massiven Verlust, sagte Rukwied. Das könne so nicht weitergehen. In den vergangenen zehn Jahren hatten laut Rukwied bereits mehr als die Hälfte der Ferkelerzeuger in Deutschland ihre Betriebe geschlossen. Dieser Trend müsse gestoppt werden.
Als “absolut kritisch” bezeichnete der DBV-Präsident die Entwicklung bei der Afrikanischen Schweinepest. Die Ausbrüche müssten noch konsequenter bekämpft und eingedämmt werden, forderte er. Mit Blick auf die große Zahl an Schweinen, die zwar schlachtreif sind, aber Corona-bedingt derzeit nicht abgenommen werden, forderte Rukwied, dass die Schlachtkapazitäten kurzfristig dringend erhöht werden müssten. Derzeit seien zwar Verarbeitungskapazitäten vorhanden, aber auch wegen politischer und administrativer Vorgaben nicht voll nutzbar.
Die ISN sieht in der flexiblen Ausgestaltung der Arbeitszeiten in den Schlachthöfen eine Möglichkeit, den Schweinestau zu verringern, denn auch die übrigen Schlachtstandorte, die nicht direkt von Corona-Fällen betroffen sind, sind durch die COVID-Maßnahmen bei 95% ihrer Normalkapazität ausgelastet. Laut “agrarzeitung” diskutiert das Agrarministerium in Niedersachsen derzeit mit dem Gesundheitsressort über eine Ausnahmegenehmigung von Sonn- und Feiertagsarbeit in Schlachthöfen.
VEZG-Preis unverändert
Trotz des Rückstaus auf den deutschen Schweinemärkten hat die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) ihren Basispreis für Schlachtschweine für den Zeitraum vom 15. bis zum 21. Oktober unverändert fortgeschrieben. Die Situation sei sehr schwierig, derzeit bestehe aber auf Abnehmerseite durchaus noch Bedarf an Fleisch, wurde betont.
AIZ