Nachdem der heimische Chemieriese Borealis Mitte März das Kaufangebot des russisch-schweizer Großkonzerns EuroChem für das Stickstoffgeschäft abgelehnt hat, gibt es nun ein neues verbindliches Offert. Der tschechische Konzern Agrofert, der in einer Reihe von Branchen in den Ländern Mitteleuropas tätig ist, darunter Chemie, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion, bietet dafür 810 Millionen Euro – das sind 355 Millionen mehr als das Angebot von EuroChem. Agrofert erwirtschaftete vergangenes Jahr mit seinen 200 Unternehmen und knapp 31.000 Mitarbeitern einem Umsatz von 7,5 Milliarden Euro. Zudem ist der Konzern, der im Besitz des tschechischen Milliardärs und ehemaligen Ministerpräsidenten Andrej Babis steht, einer der führenden europäischen Hersteller von Pflanzennährstoffen mit Produktionsstätten in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. „Mit dem Verkauf an Agrofert setzen wir einen wichtigen Schritt für eine erfolgreiche Zukunft unserer Düngemittel- und Melaminsparte und für den zukunftsweisenden Industrie- und Innovations-Standort Oberösterreich“, betont Borealis-CEO Thomas Gangl. Die OMV-Tochter werde in Kürze die obligatorischen Unterrichtungs- und Anhörungsverfahren mit Arbeitnehmervertretern einleiten. Vorbehaltlich bestimmter Vollzugsbedingungen und behördlicher Genehmigungen werde die Transaktion noch im heurigen Jahr erwartet.
Durch den Zusammenschluss mit den Produktionsanlagen von Borealis in Österreich, Deutschland und Frankreich sowie einem umfassenden Verkaufs- und Vertriebsnetz, welches die Donau umfasst, will Agrofert sein bereits bestehendes Geschäft in Europa ausweiten.
Laut dem oberösterreichischen Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner bleiben dabei die Arbeitsplätze und das Know-How des des Chemie-Standorts in Linz erhalten. „Es war und ist unser vordringliches Ziel, die Düngemittelsparte sowie die Produktionsbereiche technische Stickstoffprodukte und Melamin von Borealis am Standort Oberösterreich zu erhalten. Denn wir wollen nicht nur die Arbeitsplätze und das vorhandene Wissen in diesen Bereichen sichern, sondern auch die Innovationsführerschaft hier weiter ausbauen. Mit dem neuen Investor werden nun die entsprechenden Voraussetzungen dafür geschaffen. Ich erwarte mir dadurch wichtige Impulse für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich“, so Achleitner.
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