Die heimische Biomasse-Branche trifft sich unter Einhaltung der aktuellen gesetzlichen Corona-Bestimmungen im steirischen Aigen im Ennstal gestern und heute Mittwoch beim 22. Österreichischen Biomasse- und Heizwerke-Betreibertag. Neben dem alljährlichen Branchen-Update, der Umsetzung der Regierungsübereinkünfte und den Auswirkungen auf die Bioenergiemärkte im Wärme-, Strom- und Treibstoffsektor steht auch das 25-jährige Bestandsjubiläum des Österreichischen Biomasse-Verbandes (ÖBMV) auf der Agenda. Präsident Franz Titschenbacher bei der Eröffnung: „ Das Jahr 2020 ist von neuen Weichenstellungen geprägt. Mit der Bewältigung der Corona-Krise und den dafür vorgesehenen Förderprogrammen erhalten wir die Chance, Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren, neue Impulse zu setzen, um so möglichst stark aus der Krise zu kommen. Gleichzeitig nimmt das Regierungsziel Klimaneutralität bis 2040 zunehmend Gestalt an. Ein neues Ökostrom-Regime sowie Gesetze und Verordnungen zur Forcierung erneuerbarer Wärme, Mobilität und Gase befinden sich in Vorbereitung sowie Umsetzung. Die kommenden Monate werden darüber entscheiden, ob Österreich die aktuelle Chance der vollständig erneuerbaren Energieversorgung endlich nutzen wird.“

Potenziale reichen für 400 Prozent erneuerbare Energie

„Die konsequente Nutzung der Bioenergie-Potenziale ermöglicht es, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: 100 Prozent reale erneuerbare Stromerzeugung durch den Schluss der Winterstromlücke, 100 Prozent erneuerbare Fernwärme, 100 Prozent erneuerbare Landwirtschaft durch den Einsatz von Holzdiesel, den Ausstieg aus Gasheizungen für 100 Prozent erneuerbare Wärme und einen gewichtigen Beitrag für nachhaltige Mobilität und Industrie. Wichtig ist eine konsequente Sektorkopplung mit der Forcierung von Grünem Gas und dessen priorisierter Einsatz für die Strom- und Fernwärmeerzeugung, Mobilität und Industrie. Für Raumwärme haben wir bessere Lösungen“, erklärte Titschenbacher.

Sinkender Energieholzbedarf trifft auf steigendes Energieholzangebot

80 Prozent der heimisch eingesetzten Biomasse werden im Raumwärme-Bereich eingesetzt. Holzzentralheizungen sowie Biomasse-Fern- und Nahwärme werden immer beliebter und ersetzen zusehends die klimaschädlichen fossilen Energieträger Erdgas und Heizöl. Dennoch: Die Menge an eingesetzter Biomasse im Raumwärmebereich wird langfristig aufgrund höherer Effizienz der Anlagen sinken. Das belegen auch aktuelle Zahlen. Seit 2010 wurden etwa 4.000 MW an Biomassekesseln installiert, der Biomasseeinsatz ist im selben Zeitraum leicht gefallen. Die zusätzlich freiwerdenden Potenziale können für den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in anderen Bereichen genutzt werden. Aktuell herrscht in Österreich ein enormes Überangebot an niederwertigem Holz. Dieses Überangebot wird wohl weiterhin anhalten. „Künftig wollen wir verstärkt auf die Holzvergasung setzten. Diese Technologie ermöglicht falls nötig auch den Einsatz landwirtschaftlicher Reststoffe bis hin zum Klärschlamm. Die Produktion verschiedener Produkte beginnend bei Strom und Gas sowie Kraftstoffe bis hin zu Wasserstoff wäre möglich”, so Titschenbacher.

25 Jahre Österreichischer Biomasse-Verband

Der Abendempfang stand heuer ganz im Zeichen des 25-jährigen Bestehens des Österreichischen Biomasse-Verbandes und bot in „analog“ und „digital“ prominent besetzter Runde einen Rückblick auf zweieinhalb spannende und erfolgreiche Jahrzehnte. Zu den Gratulanten zählten unter anderem Bundesministerin Elisabeth Köstinger, Staatssekretär Magnus Brunner, Landesrat Johann Seitinger und EU-Parlamentsabgeordnete Simone Schmiedtbauer.
Der Biomasse-Verband wurde am 20. April 1995 als unabhängige Informations-, Diskussions- und Expertenplattform gegründet und zählt aktuell 1.700 Mitglieder aus allen Bereichen der Bioenergie. 2012 organisierten sich mehr als 600 heimische Fern- und Nahwärme-Betreiber unter dem Dach des Österreichischen Biomasse-Verbandes und gründen die Arbeitsgemeinschaft Biomasse-Nahwärme (ABiNa). Die Verbandszeitschrift “ökoenergie” wurde nach einem Relaunch zu einem gemeinsamen Sprachrohr aller erneuerbaren Energien ausgebaut und mittlerweile 116 Mal gedruckt. 2019 wurde ein Gemeinschaftsbüro für die erneuerbaren Energieverbände und für den gemeinsamen Dachverband am Standort des Biomasse-Verbandes realisiert. 
(M.S.)

- Bildquellen -

  • Treffen: ÖBMV)
- Werbung -
Vorheriger ArtikelEU-Staaten einigten sich auf Agrarreform
Nächster ArtikelAgrar-Terminmarkt 21. Okt. 2020 – Kurze Atempause