Den ersten Modernisierungsschub lösten in den 1980er-Jahren die automatisierten Hackgutfeuerungen aus. Rinde und Hackgut gelangten in Nahwärmeanlagen. Um die Jahrtausendwende dann die ersten Presslinge aus Sägespänen, Pellets, für Einfamilienhäuser. Kurz darauf wurden Stromerzeugungsanlagen auf Basis von Hackgut entwickelt und über Einspeiseförderungen der Bundesländer und später über das Ökostromregime des Bundes installiert.
Heute werden rund 84 Prozent der Bioenergie in Form von Wärme, 9 Prozent in Form von Treibstoffen und 7 Prozent als Strom konsumiert. Bioenergie hat als Energieträger stetig an Bedeutung gewonnen, Experten sehen in dieser von der Wissenschaft als nachhaltig eingestuften Energieform aber noch viel mehr Potenzial. Sind es heute rund 250 PJ an Bioenergie, die aus der Land- und Holzwirtschaft kommen, so geht der Österreichische Biomasseverband unter Berufung auf eine Erhebung von Dießauer et al., 2019, davon aus, dass in weniger als 20 Jahren ein Bioenergiepotenzial von bis zu 450 PJ möglich ist.
Von den aktuell genutzten 48 Mio. Tonnen Biomasse werden heute bis zu 13 Mio. Tonnen energetisch in den eigenen Verarbeitungsbetrieben, in externen Betrieben oder in privaten Haushalten verwertet. Direkt aus der Forstwirtschaft, ohne Umweg über die Industrie, werden rund 3 Mio. Tonnen Biomasse energetisch verwertet.
Spannend und entgegen der Minderheitsmeinung von Umweltverbänden ist die Tatsache, dass der Holzvorrat in den vergangenen Jahrzehnten stetig steigt, obwohl parallel dazu auch stetig mehr Holz genutzt wurde. Dies liegt daran, dass konstant mehr Holz zuwächst als geerntet wurde und ehemalige Agrarflächen wie Almflächen und Grenzertragsböden verwalden oder umgewandelt werden. Seit den 1970er-Jahren hat sich damit der Holzvorrat um 50 Prozent erhöht, womit das Potenzial, Biomasse energetisch zu verwerten, ebenfalls gestiegen ist.
Wissenschaft ist klar für die Nutzung von Holz und Biomasse
Nicht alle Gesellschaftsgruppen erkennen in der steigenden Nutzung heimischer Wälder eine positive Entwicklung. Umweltverbände zweifeln Biomasse als nachhaltigen und somit erneuerbaren Energieträger regelmäßig an. Dem entgegen hält der Biomasseverband mit „Listen to the science“ eine Liste an Publikationen, welche die Nutzung von Holz und Bio- masse im Sinne des Klimaschutzes eindeutig befürworten:
- Der Weltklimarat IPCC stellt unmissverständlich klar, dass nachhaltige Forstwirtschaft die negativen Folgen der Klimaerwärmung begrenzen kann. Eine Kombination aus Aufforstung, verminderter Entwaldung und Bioenergienutzung sei dafür notwendig. Der Weltklimarat empfiehlt auch, dass mehr Bioenergie genutzt werden soll, wenn der weltweite Temperaturanstieg gebremst werden soll.
- Wissenschaftler Nabuurs et al. kommt in seiner Publikation von 2017 zum Ergebnis, dass die heute überwiegend praktizierte „klimasmarte“ Forstwirtschaft der EU ihren aktuellen CO2-Minderungseffekt von jährlich 569 Mio. Tonnen noch um weitere 441 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr steigern könnte.
- Forschungsergebnisse zeigen, dass verstärkte Biomassenutzung nicht nur für den Klimaschutz erforderlich, sondern auch mit Biodiversitäts- und Waldschutz vereinbar ist und teils auch positive Effekte nachgewiesen werden können.
- Untersuchungen in Nordamerika zeigen, dass die Nutzung von Waldbeständen nach einer bestimmten Zeitspanne zu höheren CO2-Einsparungen führt als die Nichtnutzung. Was wiederum jenen, die sich für eine großflächige Außernutzungsstellung oder Renaturierung „zum Schutz der Umwelt“ einsetzen, widerspricht.
- Nachhaltige Holznutzung in Mitteleuropa spart bis zu 3,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr ein, ein stillgelegter Wald hingegen nur 0,37 Tonnen CO2-Äquivalente, resümiert Wissenschaftler Schulze in seiner Publikation aus 2019.
- Der in Europas Wäldern gespeicherte Kohlenstoff hat über die vergangenen 25 Jahre hinweg zugenommen, da die Nutzung von Bioenergie eben überwiegend auf Basis von Nebenprodukten erfolgt und keine Kahlschläge oder Entwaldungen damit verbunden sind. In den waldreichen Ländern Europas Schweden, Finnland oder Österreich zeigten die nationalen Waldinventuren, dass die Steigerung des Einsatzes von Bioenergie mit einer Erhöhung der Holzvorräte im Wald einherging, resumierte zusammenfassend Wernick im Jahr 2021.
Mehr Infos: Bioenergie Alas Österreich, 2023, 3. Auflage
- Bildquellen -
- Holzvorrat im Mio. Vom: AGUNG - STOCK.ADOBE.COM
- Wald: medwedja_stok.adobe.com