Bioeinstieg – noch eine Chance für Spätberufene

Aufgrund der Anpassung des Programms Ländliche Entwicklung bleibt das Umweltprogramm Öpul auch zum Herbstantrag 2016 noch für einen Einstieg offen. Das gilt insbesondere auch für die Maßnahme Biologische Wirtschaftsweise.

Ein Umstieg auf Bio hat Konsequenzen für Fruchtfolge, Tierhaltung und Betriebsmitteleinsatz. Die Landwirtschaftskammern bieten dazu ausführliche Beratung an. ©Agarfoto.com
Ein Umstieg auf Bio hat Konsequenzen für Fruchtfolge, Tierhaltung und Betriebsmitteleinsatz. Die Landwirtschaftskammern bieten dazu ausführliche Beratung an. ©Agarfoto.com
Für “Spätberufene” besteht nun noch bis zum Herbstantrag 2016 die Einstiegsmöglichkeit in das Öpul 2015. Auch ein direkter Einstieg in die Maßnahme Biologische Wirtschaftsweise ist möglich. Diese Fristerstreckung im Programm Ländliche Entwicklung hat die EU-Kommission auf österreichischen Vorschlag vor Kurzem genehmigt.
Konventionelle Betriebe, die bereits am Öpul teilnehmen, können von den Maßnahmen
• Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (UBB),
• Einschränkung ertragssteigernder Betriebsmittel,
• Verzicht auf Fungizide und Wachstumsregulatoren bei Getreide,
• Verzicht auf Insektizide oder Herbizide bei Wein und Hopfen
noch spätestens mit dem Herbstantrag 2018 in die höherwertige Maßnahme Biologische Wirtschaftsweise umsteigen. Der Verpflichtungszeitraum läuft in diesen Fällen bis 31. Dezember 2020. Für Betriebe, die mit dem Herbstantrag 2016 in das Öpul bzw. in Bio einsteigen, läuft der Verpflichtungszeitraum bis 31. Dezember 2021.

Umstellungszeit minimieren

Das Förder- bzw. Teilnahmejahr im Öpul ist prinzipiell das Kalenderjahr. Wer also per Herbstantrag 2016 einsteigt, für den beginnt das erste Förderjahr am 1. Jänner 2017. Spätestens zu diesem Datum müssen Bioneulinge auch einen Vertrag mit einer anerkannten Biokontrollstelle geschlossen haben (siehe Übersicht).
Um den Umstiegszeitraum zu minimieren, sollte der Kontrollvertrag aber bereits vor diesem Termin abgeschlossen werden. Die EU-Bioverordnung sieht im Allgemeinen – sprich für Acker, Grünland und in der Tierhaltung – einen Umstellungszeitraum von 24 Monaten vor, bei Dauerkulturen 36 Monate. Zu laufen beginnt der Zeitraum mit dem Abschluss des Kontrollvertrags. Ab diesem Termin hat der betreffende Betrieb sämtliche Bio­verpflichtungen einzuhalten. Biokontrollen finden meist einmal pro Jahr statt.
Die vollen Rechte – vor allem zum Verkauf der Erzeugnisse als anerkannte Bioware – erhält der frischgebackene Biobauer dann allerdings erst nach Ablauf der Umstellungsfrist. Deshalb ist es von Bedeutung, diese Frist möglichst kurz zu halten. Im Ackerbau liegt der günstigste Einstiegszeitpunkt aufgrund der genannten Fristen knapp vor der Ernte der Hauptkulturen.
Beispiel: Abschluss des Biokontrollvertrags am 15. Juni 2016; Beantragung der Maßnahme Bio mit dem Herbstantrag 2016:
• Die Ernte 2016 gilt als konventionelle Ware, die Öpul-Bioprämie ist 2016 noch nicht erzielbar;
• Die Ernten ab 15. Juni 2017 gelten als Umstellungsware, ab 2017 erhält der Betrieb auch die Öpul-Prämie;
• Der Anbau nach dem 15. Juni 2018 gilt als anerkannte Bioware. Mit einem zeitgerechten Vertragsabschluss kann daher die gesamte Ernte 2019 als Bio­ware vermarktet werden.
Für Grünlandbetriebe ist es ratsam, den Kontrollvertrag jeweils vor (!) Beginn der Vegetationsperiode abzuschließen. Somit bietet sich übereinstimmend mit den Öpul-Vorgaben der 1. Jänner 2017 als nächster Einstiegstermin an.

Infos für Bioneueinsteiger

Informationen zum Bioneueinstieg geben die Landwirtschaftskammern, die Kontrollstellen und auch die diversen Bioverbände. Knapp zwei Drittel der Biobetriebe gehören einem Verband an. Größter Bioverband in Österreich ist Bio Austria (www.bio-austria.at). Bio Austria bietet gemeinsam mit den Kammern auch einzelbetriebliche Beratungen an sowie auch Feldbegehungen und Besichtigungen in bereits etablierten Betrieben.
Betriebskontrollen durch die Kontrollstellen gibt es im Regelfall einmal jährlich. Bioneueinsteiger können via AMA einen Kontrollkostenzuschuss beantragen.
Bioumstellerkurse sind nicht mehr verpflichtend, jedoch empfehlenswert. Die Weiterbildungsverpflichtung im Rahmen des Öpul beträgt fünf Stunden bis Ende 2018.

Bio wächst: Deutlich mehr Biobetriebe im Öpul 2015

Die Maßnahme Bio im Öpul 2015 blieb attraktiv. Laut vorläufiger Auswertung des Landwirtschaftsministeriums haben mit dem Herbstantrag 2015 in Summe rund 1950 Betriebe den Neueinstieg bzw. Umstieg beantragt. Allerdings sind auch etwa 1500 Betriebe aus der Maßnahme ausgestiegen. Netto dürfte die Anzahl der Biobetriebe im Jahr 2016 somit um 500 auf rund 21.500 zugenommen haben. Das ist ein Anteil von rund 18 % an allen Invekos-Betrieben. Die größten Biozuwächse verzeichneten Ktn. (+9 %), NÖ (+8 %) sowie die Stmk. und OÖ (je +7 %).In Summe bewirtschafteten Öster-reichs Biobetriebe im Jahr 2015 rund 440.000 ha LN und 90.000 ha Almen und Bergmähder. Von der Nutzfläche entfielen etwa 324.000 ha auf Dauergrünland, 195.000 ha auf Acker- und 10.000 ha auf Sonderkulturen. Beim Grünland war von 2014 auf 2015 eine deutliche Verschiebung zu intensiverer Nutzung festzustellen (+10.000 ha bei den drei- und mehrmähdigen Wiesen). Bei den Ackerkulturen entfielen je etwa 50.000 ha auf Brotgetreide, Futtergetreide und Ackerfutterflächen. Ölfrüchte wurden auf rund 22.000 ha angebaut, wobei Sojabohnen (13.300 ha; +51 %) und Ölkürbis (4900 ha; +39 %) die Spitzenreiter waren. Auf Körnerleguminosen entfielen 13.500 ha (davon mehr als die Hälfte Ackerbohnen) und auf Hackfrüchte 3650 ha. Mit 2270 ha dominieren hier Speiseerdäpfel, die gegenüber 2014 allerdings 7 % an Fläche verloren.Bei Biowein und Bioobst gab es von 2014 auf 2015 deutliche Zunahmen. An Bioweinflächen waren 2015 rund 5100 ha (+10 %) in Kultur, an Bioobst rund 2900 ha (+25 %). Beim Wein betrug der Bioanteil an der Gesamtfläche somit 13 %, beim Bioobst bereits 23 %.

Kontrollstellen: Vertrag ist zwingend

• Austria Bio Garantie Parkring 2, 8403 Lebring Tel. 03182 401 01
• Austria Bio Garantie Königsbrunner Straße 8, 2202 Enzersfeld bei Wien, Tel. 02262 672 212
• Bios Feyreggasse 39, 4552 Wartberg, Tel. 07587 7178
• Kontrollservice Biko-Tirol Wilhelm-Greil-Straße 9, 6020 Innsbruck, Tel. 05 9292-3100
• Lacon Am Teich 2, 4150 Rohrbach, Tel. 07289 409 77
• SGS Austria Controll Tiefenbachgasse 35, 1150 Wien, Tel. 01 512 2567
• SLK Kleßheimerstraße 8a, 5071 Wals, Tel. 0662 649 483

Hans Maad

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