Vermarktung bestimmt die Wahl des Verbands

Mit Anbauen bzw. Melken und Abliefern ist es auch im Biobereich nicht mehr getan. Dazu sind die Märkte bereits zu voll besetzt. Produktdifferenzierung und das Erarbeiten passender Vermarktungswege gehören mit zum Biogeschäft.

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Die “Globalisierung” macht auch vor den Biomärkten nicht halt. Mit dem steigenden Bedarf in der EU wachsen auch die internationalen Handelsbeziehungen. ©NürnbergMesse
Biobetriebe stehen immer auch vor der Aufgabe, passende Vermarktungswege für ihre Produkte zu finden. Eine wesentliche Hilfestellung dazu geben die Bioverbände. Zwar ist die Mitgliedschaft bei einem Anbauverband freiwillig, aber vielfach ist der Zugang zu passenden Vermarktungswegen nur über die Verbände möglich. Sie haben sich die Absatzkanäle erarbeitet, eigene Vermarktungsorganisationen gegründet und beraten die Mitgliedsbetriebe auch in Produktion und Verarbeitung. Zudem setzen sie auch verbandseigene Standards, die zusätzlich zu den Bestimmungen des Lebensmittelkodex und der EU-Bioverordnung zu beachten sind.

Internationalisierung der Handelsbeziehungen

Der größte Bioverband in Österreich ist Bio Austria, dem etwa zwei Drittel aller heimischen Biobetriebe angehören. Weitere aktive Anbauverbände sind “Erde und Saat” und der “Österreichischen Demeterbund”, dessen Mitglieder nach den Richtlinien des biologisch-dynamischen Landbaus wirtschaften. Auch wer keinem Anbauverband angehört (“Kodexbetriebe”), muss sich für den erfolgreichen Verkauf der Produkte häufig nach einem Verbandsstandard (z. B. Bio Austria-Standard) zertifizieren lassen.
Ein weiterer Trend, der auch im Biobereich Platz greift, ist die Internationalisierung der Handelsbeziehungen. So liefern heimische Biobauern bereits größere Milchmengen in das benachbarte Ausland. Im Getreidebereich drängt Bioware aus Osteuropa auf die Märkte. Und auch Biokunden werden vom Handel – Regionalität hin oder her – immer mehr mit Obst und Gemüse aus Frühregionen oder mit Bananen, Orangen, Kaffee und anderen Exotika bedient.
Auch im Lebensmittelhandel ist der Biomarkt in Bewegung. Seit sich vor nicht ganz einem Jahr die Drogeriekette dm und ihr angestammter Bioanbieter Alnatura (690 Mio. Euro Jahresumsatz) getrennt haben, ist der Markt im Umbruch. Diese deutsche Entwicklung hat auch in Österreich Folgen. Denn mit dem Neueinstieg Alnaturas beim Rewe-Konzern (Billa, Merkur) entstand für dessen hauseigene Biomarke Ja!Natürlich ein unbequemer Mitbewerber. Und bei dm selbst trat mit Naturland ein weiterer, mengenstarker, international ausgerichteter und professionell agierender Bioverband auf den Plan.
Für Österreichs Biobauern und deren Verbände bringt dies neue Wettbewerbssituationen mit sich. Sie müssen in ihre Beziehungen zu den Bio-Großabnehmern im Lebensmittelhandel – Ja!Natürlich (ca. 370 Mio. Euro Jahresumsatz), Zurück zum Ursprung und Natur pur (geschätzt jeweils ca. 200 Mio. Umsatz) – intensivieren und auf deren Bedürfnisse eingehen. Weiters stellt sich die Frage, ob man als Biobauer nicht gleich den direkten Kontakt zu Verarbeitern oder Verbänden wie Bioland sucht und nach deren Richtlinien arbeitet. Auch dies ist vor einer Bioumstellung abzuwägen.

Hans Maad

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