Als Hunderte Hamas-Terroristen am 7. Oktober die Grenze nach Israel durchbrachen, griffen sie auch Milchviehbetriebe an und töteten jeden Israeli, der in Sichtweite war. In den Kibbuzen nahe der Grenze zu Gaza gibt es auch Agrarbetriebe. Fünf davon liegen mittlerweile in der Sperrzone der Armee. Ein Kibbuz ist im Grunde eine ländliche Kollektivsiedlung, die oft rund um einen Milchviehbetrieb entstanden ist.
Nach dem Hamas-Angriff sind die Farmen in der No-Go-Zone nun verlassen, es ist verboten, die Sperrzone zu betreten, die meisten Kühe sind wohl mittlerweile verendet, weil sie weder gefüttert noch gemolken werden konnten. Während die meisten der getöteten Bauern Israelis waren, stammten viele der Arbeiter in den Ställen aus Thailand, von denen einige entführt und nach Gaza verschleppt oder ebenfalls ermordet wurden.
Israels Milchbauern sind gemeinhin sehr stolz auf ihre Branche. Sie besitzen einige der besten Milchkühe der Welt und nutzen auf ihren Betrieben die modernste verfügbare Technologie. Die rund 115.000 Kühe im Land liefern jährlich rund 1,6 Milliarden Liter Milch. Neben 164 kleineren Kibbuz-Farmen zählt Israel 573 größere, private Moshav-Farmen.
Ofier Langer, 67, leitet seit 13 Jahren die Israeli Dairy School. Er betont, „Menschen aus mehr als 30 Ländern zusammengebracht zu haben, um ihnen die Milchwirtschaft nach israelischer Art beizubringen“. Und er kannte viele seiner von der Hamas ermordeten Kollegen persönlich. Der ehemalige Soldat der israelischen Armee hält sichtlich die Tränen zurück, als er sagt: „Es ist schwer, das alles zu begreifen. Die Hamas ist in eine Reihe von Farmen eingedrungen und hat wahllos Menschen erschossen.“
Das angegriffene Gebiet sei „nicht irgendein Gebiet“: 16 Milchbetriebe mit Herden zwischen 350 und 700 Kühen und einer durchschnittlichen Milchleistung von 12.500 Litern pro Kuh und Jahr produzierten dort bisher mehr als fünf Prozent der Milch. „Einige von ihnen gehören sogar zu den Top Ten des Landes.“ Der Verlust, den auch Israels Landwirtschaft erlitten habe, sei immens. „Wir haben Freunde und Kollegen verloren, Dutzende Menschen wurden ermordet. Dies ist ein herzzerreißender Moment für unsere eingeschworene Gemeinschaft.“
Laut Langer wurden Milchviehbetriebe unmittelbar an der Grenze zum Gazastreifen von der Armee abgeriegelt. Weil man weiterhin Terroristen in der Gegend vermutet, sei es unmöglich, die Farmen zu erreichen. Die Tiere mussten tagelang ohne Futter und Melken auskommen. „Die Armee versucht zwar, die Kühe notdürftig zu ernähren, indem sie Heu in die Ställe bringt. Allerdings sei auch viel Futter verbrannt. Andernorts haben sich Freiwillige aus ganz Israel zusammen gefunden, um zu helfen. „Sie arbeiten auf jenen Höfen, die wir erreichen können, und sorgen dafür, dass die Kühe gefüttert und gemolken werden“, weiß Langer.
Einer der angegriffenen Höfe war der Milchviehbetrieb Alumim, nur zehn Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Farmmanager Avi Freiman berichtete, dass “gerade als das morgendliche Melken beendet war, eine Terroristengruppe auf der Milchfarm eintraf und die Heulager und Futterwagen niederbrannte“. Sie hätten brennende Fackeln auch in die Büros geworfen und überall geschossen. „Sie haben eine RPG-Rakete auf die Arbeiterquartiere abgefeuert“, sagte Freiman. „Auch der Kühltank wurde von den Schüssen getroffen, die gesamte Milch floss heraus. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen.“
Am Betrieb Alumim wurden 16 Arbeiter ermordet, weitere acht entführt, „alle aus Thailand“. Rasch waren auch israelische Soldaten vor Ort. An diesem Samstagmorgen kam es auf dem Milchbetrieb zu einem heldenhaften fünfstündigen Kampf, bei dem zehn Terroristen getötet wurden.
Zwei Tage später starb auch der Molkereimanager Reuven Heinik beim Versuch, die Kühe auf der Kissufim-Farm zu versorgen. Diese liegt nur zwei Kilometer östlich der Grenze zu Gaza, zählt 380 Kühe. „Terroristen überfielen Reuven im Melkstand und ermordeten ihn zusammen mit einem weiteren Arbeiter. Dann verbarrikadierten sich die Hamas-Kämpfer im Melkstand. Später kamen Soldaten der israelischen Streitkräfte auf der Farm an und sprengten den Melkstand in die Luft. Alle Terroristen wurden eliminiert.“, weiß Sivan Lacker, Tierärztin und Start-up-Gründerin von Mutual Dairy Farming. „Diese Geschichten sind nur ein kleiner Teil der Schrecken, die jeden Moment ans Licht kommen.“ Sie sagt: Die Welt muss hören und wissen, was in unserem Land passiert. Wir müssen mit aller Kraft handeln, um die Hamas von Grund auf zu zerstören.“
Der Autor ist freier Agrarjournalist und lebt in Belfast, Nordirland.
- Bildquellen -
- Verendete Kuh: ZVG
- Niedergebranntes Heulager: ZVG