Im Artikel mit dem Titel „Wie Landwirte in der EU für Tun und Nichtstun doppelt kassieren“ vom 20. April 2023 wirft Presse-Korrespondent Oliver Grimm europäischen Landwirten vor, Ökologisierungsprämien für Brachen bezogen zu haben, und das trotz Bewirtschaftung ebendieser. „Diese  Darstellung weisen wir entschieden zurück“, reagierte Bauernbund-Direktor David Süß noch am selben Tag auf den Artikel. 

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hätte sofort massive Auswirkungen auf die weltweite Versorgunglage und ebenso auf die Abhängigkeit bei Agrarimporten gehabt. Das im Frühjahr 2022 geschnürte Maßnahmenpaket der EU-Kommission, das auch die Freigabe der Bracheflächen beinhaltete, sollte einerseits die Ernährung sicherstellen und gleichzeitig den Teuerungen entgegenwirken. Nicht nur Österreich, auch viele andere Mitgliedstaaten forderten diese Maßnahmen kurz nach Kriegsausbruch beim EU-Agrarministerrat. Zu diesem Zeitpunkt seien Sofort-maßnahmen wichtig gewesen, da man am Beginn der Anbausaison stand, erklärt Süß. 

Handeln statt bereuen

„Solche bedeutenden Entscheidungen müssen am Beginn der Anbausaison getroffen werden – ansonsten ist es zu spät und wir stehen mit leeren Händen da. Zudem hat Europa auch eine gewichtige Verantwortung für die Versorgung der Weltbevölkerung mit Lebensmitteln. Die Aussage, Bäuerinnen und Bauern würden fürs Tun und Nichtstun doppelt kassieren, stößt viele vor den Kopf, die tagtäglich dafür sorgen, dass wir etwas zu essen auf dem Teller haben“, so der Bauernbund-Direktor weiter. Ziel dieser Maßnahme sei gewesen, die Ernteausfälle in der Ukraine zumindest teilweise zu kompensieren. Und das war angesichts folgender Gegebenheiten eine fachlich richtige Einschätzung: Der größte ukrainische Seehafen in Odessa war blockiert, über diesen Seeweg konnten keine Agrargüter mehr aus der „Kornkammer Europas“, die zu diesem Zeitpunkt der viertgrößte Handelspartner der EU bei Agrarprodukten wie Pflanzenölen, Getreide und Mais, Ölsaaten, Soja und Weizen war, exportiert werden. Bereits im März 2022 wurden Ernteausfälle von bis zu 60 Prozent erwartet, da Landwirte im Kriegsgebiet nicht anbauen konnten. Zudem griff Russland gezielt Agrarinfrastruktur an, um die Produktion agrarischer Güter sukzessive zu verunmöglichen. 

Grimm stufte in seinem Artikel auch die Bewirtschaftung der Brachen zur Eindämmung des Welthungers als „fragwürdig“ ein. Süß entgegnet ihm mit dem Argument, dass ein Großteil des von der FAO eingesetzten Getreides vor Kriegsbeginn aus der Ukraine kam. Der Produktionsrückgang in der Ukraine habe zu Verwerfungen und folgend zu einer Gefährdung der Ernährungssicherheit in Nordafrika und dem Nahen Osten geführt, weshalb die Kritik nicht gerechtfertigt sei. Das belege auch der Welthunger-Index 2022 der FAO. Demnach stehe die Welt vor einem Rückschlag bei den Bemühungen, den Hunger zu beenden, Hungertreiber seien auch globale Konflikte. 

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  • Brachflächen: nes Porada - stock.adobe.com
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AUTORMartina Rieberer
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