Johann Zeilinger bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 19 Hektar Nutzfläche in Waldzell. Sein Sohn Johannes hat vergangenes Jahr die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter erfolgreich abgeschlossen. „Johannes will zu Hause am Betrieb bleiben. Deswegen haben wir uns nach etwas umgesehen, damit auch er am Hof einen Arbeitsplatz hat“, so Zeilinger. Geplant ist ein Hühnermaststall mit 20.000 Tieren. Weil für das benötigte theoretische Futteraufkommen zu wenig Eigenfläche vorhanden ist, musste eine Flächenumwidmung von Grünland in Grünland für Sonderformen (Betrieb der bodenunabhängigen Tierhaltung) beantragt werden. Die Gemeinde holte vom Land Oberösterreich mehrere Stellungnahmen für die Umwidmung ein, welche allesamt positiv ausgefallen sind. „Aus fachlicher Sicht ist festzustellen, dass aufgrund der vorliegenden Abstände Nutzungskonflikte nicht zu erwarten sind“, so lautet der Schlusssatz des Schreiben von der Abteilung Raumordnung. Doch dem war nicht so: „Als das Ganze ins Laufen gekommen ist, sind die Kritiker auf den Plan gerufen worden“, schildert Zeilinger den Verfahrensverlauf.
Gegner kritisieren Gestank und „Massentierhaltung“
Es entstand eine Bürgerinitiative. Zu umliegenden Nachbarn, welche unangenehme Geruchsbelästigung fürchten, gesellten sich Anrainer von weiter weg, die gegen solch ein Projekt der „Massentierhaltung“ sind: „Die Aufregung bezüglich des Gestanks verstehe ich überhaupt nicht. So ein Hühnermaststall ist von der Belüftungstechnik her so ausgestattet, dass es nicht stinkt“, so der Waldzeller. Bei der geplanten Stallgröße könne man auch keinesfalls von Massentierhaltung sprechen. Im Gegenteil: „Bei einem sogenannten BTS-Stall handelt es ich um eine besonders tierfreundliche Stallform mit Außenklimabereich. Diese sind normalerweise in der Geflügelmast nicht vorgeschrieben, aber wir hätten so einen errichtet“, erklärt der 57-Jährige.
Die Gegner verteilten Flugzettel im Gemeindegebiet (siehe Foto) und starteten eine Unterschriftenaktion, auf der sich knapp 50 Bürger verewigt haben.
Gemeinderat stimmte gegen die Umwidmung
Die Gemeinderatssitzung im März stieß auf großes Publikumsinteresse. Es versammelten sich circa 50 Gegner des Projekts – der Sitzungssaal platzte aus allen Nähten. „Die Verbreitung der Negativstimmung hat dazu geführt, dass der Gemeinderat schlussendlich in einer geheimen Abstimmung mit 13:12 gegen die geplante Umwidmung gestimmt hat“, bedauert Zeilinger. Auch für Bauernbund-Bezirksobmann Josef Diermayer ist die Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehbar: „Alle Gutachten waren positiv, deshalb ist die Entscheidung des Gemeinderates sehr zu hinterfragen.“ Familie Zeilinger weiß momentan nicht wie es bei ihnen am Betrieb weitergeht: „Wir sind im Moment komplett ratlos und am Boden zerstört“, so der enttäuschte Landwirt.
Agrarlandesrat und Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger gibt bei dieser Thematik zu bedenken, dass es heutzutage in Oberösterreich aufgrund des stark verbauten Lebensraums bereits extrem schwierig sei für landwirtschaftliche Stallbauten Widmungen zu erhalten. „Es stellt sich die Frage in welchen Bereichen und in welcher Form wir die landwirtschaftliche Produktion noch gestalten können. Unser Ziel muss es sein die Produktion hochwertiger Lebensmittel auch zukünftig in Oberösterreich sicherzustellen. Die Alternative sind internationale Produkte die nicht der gewohnten, hohen, heimischen Qualität und somit auch nicht den Anforderungen unserer Konsumenten entsprechen“, so Hiegelsberger.