Bäuerliche Unternehmerinnen

Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hat heuer wieder bäuerliche Unternehmerinnen gesucht. Eine hochkarätige Jury bestehend aus Vertretern der Landwirtschaft, Wirtschaft und Medien hat nun aus 13 Bewerberinnen drei Siegerinnen in verschiedenen Kategorien auserkoren.

Verleihung der bäuerlichen Unternehmerinnen des Jahres: Heidemarie Deubl-Krenmayr, LK-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl, Landesbäuerin Johanna Haider, Andrea Schöngruber, LKR Daniela Burgstaller, Magdalena Meinhart, WK-Vizepräsidentin LAbg. Margit Angerlehner, Helga Pichler, LK-Direktor Karl Dietachmair.

Andrea Schöngruber aus Windischgarsten – Kategorie Urproduktion

Quelle: Konrad Zorn
Grüße aus „Entenhausen“: Die Windischgarstnerin Andrea Schöngruber inmitten ihrer Entenschar

Andrea Schöngruber hat sich am Fuße des Großen und Kleinen Pyhrgas ihr eigenes „Entenhausen“ erschaffen. Statt den Betrieb aufzugeben was bereits im Raum stand hat die gelernte Werkzeugbautechnikerin den Hof vor drei Jahren übernommen, die Ärmel hochgekrempelt und von Milchvieh- auf Geflügelhaltung umgestellt. Seit Oktober 2021 bewohnen Bio-Alpen­enten den neuen Tierwohl-Stall in Windischgarsten.

Geflügelmast ohne Einsatz von Antibiotika

Die 34-jährige Jungbäuerin, die sowohl die landwirtschaftliche Fachschule in Schlierbach als auch den Meisterkurs erfolgreich absolviert hat, bewirtschaftet jetzt einen klassischen Aufzuchtbetrieb für Geflügel. Mittlerweile ist schon die siebte Entenherde auf ihren Wiesen und auch eine Bruder-Hahn-Herde wurde bereits gemästet. „Wir bekommen die Küken am Tag des Schlüpfens. Dann werden sie hauptsächlich von mir betreut, bis sie ein Lebendgewicht von circa 3,5 bis 3,7 Kilo erreicht haben. Eine Besonderheit bei den Enten ist, dass sie komplett ohne Antibiotika gehalten und aufgezogen werden können. Diese Art der Tierhaltung ist mir sehr wichtig. Anschließend werden sie von meinem Partnerbetrieb mit dem Lkw abgeholt, wo sie dann im neuen Schlachthof in Nußbach geschlachtet werden“, erklärt Schöngruber.

Für die Vermarktung der Fleischprodukte sind hauptsächlich „Die Eier­macher“ verantwortlich. Dies gelinge durch immer wieder neue Produktinnovationen sehr erfolgreich nicht nur in Österreich, sondern auch über die Grenzen hinweg.

Neben der Bio-Geflügelmast mit dem Schwerpunkt auf Enten sind auch noch 21 Hektar Wald zu bewirtschaften. „Ich arbeite gerne im Wald, auch wenn dieser aufgrund des steilen Geländes schwer zu bewirtschaften ist“, so die junge Betriebsleiterin.

Zusammenhalt dreier Generationen

Mit ihren beiden Kindern, ihren Eltern und ihrem Onkel bewohnen drei Generationen den Hof „Prent am Stein“. Schöngruber ist besonders stolz darauf, dass sie durch die Veränderung in der Betriebsausrichtung eine gute Lebensgrundlage sowie den eigenen Arbeitsplatz am Betrieb gesichert hat.

Doch wie stemmt eine junge Frau all diese Herausforderungen? „Indem wir alle zusammenhalten. Wir haben uns mit der Betriebsumstellung eine hohe Lebensqualität auf den Betrieb geholt. Und ich denke, wir sind krisensicher sollten es mal keine Enten sein, dann können wir verschiedene Nutzungsmöglichkeiten angehen“, erklärt die bäuerliche Unternehmerin.

Helga Pichler aus Andorf – Kategorie Diversifikation

Quelle: Privat
Vitalpilze aus dem Innviertel: Die Andorferin Helga Pichler mit ihren Austernpilzen-Säcken

Helga Pichler bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Partner Thomas den elterlichen Hof in Andorf mit zwei Betriebsstandbeinen: Da ist einerseits die Forstbaumschule, in der alle gängigen Waldpflanzen produziert werden und dank derer Helgas Partner hauptberuflich am Hof beschäftigt sein kann. Nach längerer Überlegung, was mit dem alten Milchviehstall passieren soll, hat man sich schließlich für die Produktion von Austernseitlingen als zweites Standbein entschieden.

Von provisorischer Produktion hin zur Professionalisierung

Pichler startete mit der aufwändigen und genau zu überwachenden Produktion. Anfangs provisorisch, da die Mengen sowie auch die Verkaufschancen so gut wie gar nicht absehbar waren. Im Kühlhaus für die Forstpflanzen welches im Sommer leer steht wurden die Substratsäcke (Säcke mit eigenem Weizenstroh) mittels Sterilisation und anschließendem Beimpfen hergestellt und ein ehemaliges Stallgebäude
wurde mit der dafür notwendigen Technik ausgestattet. Die erste erfolgreiche „Pilzwelle“ wuchs heran und mit ihr begann zeitgleich der zweite Corona-Lockdown, der zur Folge hatte, dass der Verkauf an Gastronomie oder Neukunden gegen null ging.

Doch dieser erste Rückschlag wurde rasch weggesteckt: Im Jahr 2021 fiel die Entscheidung, die Produktion professioneller anzugehen und den bestehenden ehemaligen Kuhstall für die Austernpilzproduktion umzubauen.

Da es sich um Frischware handelt und nicht alles innerhalb weniger Tagen vermarktet werden kann, wird ein Teil der Pilze getrocknet bzw. zu einem Linsen-Pilzaufstrich weiterverarbeitet. Mittlerweile konnte bereits ein Kundenstamm aufgebaut werden. So werden sechs Foodcoops in der Umgebung, die regionale, gehobene Gastronomie sowie ein Supermarkt in der Gemeinde beliefert und natürlich der eigene Ab-Hof-Verkauf bedient. Die Vermarktung soll künftig noch weiter ausgebaut werden. Vor allem die Teilnahme an Gütesiegelprogrammen soll hier verbesserte Marktchancen eröffnen.

Die abgeernteten Pilzsäcke kommen wieder als Düngematerial auf das eigene Feld zurück. So wird am Betrieb Pichler die Nachhaltigkeit gelebt. Künftig sollen auch noch Kräuterseitlinge und der sogenannte Igelstachelbart produziert werden.

Nach einer Lehre hat sich Pichler im zweiten Bildungsweg auch landwirtschaftlich weitergebildet und so neben dem Facharbeiter auch die Berufsreifeprüfung sowie die Gärtner-Meisterprüfung abgelegt. Neben der Landwirtschaft geht sie auch noch einer Teilzeitbeschäftigung nach, was nur möglich ist, weil alle drei Generationen am Hof zusammenhelfen.

Magdalena Meinhart aus Pfaffing – Kategorie Meisterausbildung

Quelle: Manu
Die Herstellung von Milchseifen soll das zweite Standbein am Betrieb von Magdalena Meinhart in Pfaffing werden.

Die Leidenschaft zu den Tieren und die Arbeit mit der Natur hat Magdalena Meinhart von Kind auf am landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern kennengelernt. Mittlerweile hat die junge bäuerliche Unternehmerin und seit dem Frühjahr auch Meisterin diesen Betrieb übernommen. „Nach der Grundschule war für mich klar, dass ich eine landwirtschaftliche Schule besuchen möchte, um mich weiterzuentwickeln“, so Meinhart. Nach drei Jahren Fachschule mit dem Schwerpunkt Pferdewirtschaft hat sie auch noch die Matura absolviert. Danach zog es Meinhart in die Ferne und es folgte ein halbes Jahr im Ausland. In Neuseeland arbeitete sie auf einem, für dortige Verhältnisse, kleinen Milchviehbetrieb mit 500 Kühen.

Wieder zurück in Österreich hat sie eine außerlandwirtschaftliche Tätigkeit angenommen aber auch die Weiterbildung im landwirtschaftlichen Bereich fortgesetzt. Stets dem Drang folgend, immer wieder einmal etwas Neues auszuprobieren, hat sie zahlreiche verschiedene LFI-Lehrgänge abgeschlossen, darunter die „Kräuterpädagogik“, „Grüne Kosmetik“, „Altes Wissen“ und zuletzt auch den Meisterkurs für das ländliche Betriebs- und Haushaltsmanagement. „Das waren sicher nicht meine letzten Aus- und Weiterbildungen“, so Meinhart.

Geschäftsidee: Eine hofeigene Milchseifensiederei

Für sie und ihren Mann Jakob war klar, dass sie den Betrieb weiterführen möchten, allerdings sollte sich die Ausrichtung ändern und so die Zukunft am Betrieb abgesichert werden. Im Zuge des Meisterkures hat Meinhart die Idee für ein zweites Standbein am Milchviehbetrieb geboren. In ihrer Meisterarbeit entwickelte sie das Konzept für die Geschäftsidee einer hofeigenen Milchseifensiederei. Eine detaillierte Beschreibung aller notwendigen Schritte bis zu einem Verkaufsstart 2024 wurden erarbeitet und die ersten Produkte hergestellt. Die Seifen sollen unter dem Namen „Gib‘s deiner Haut“ verkauft werden, ganz ohne chemische Zusatzstoffe und mit Rohstoffen vom eigenen Betrieb sowie umliegender Kooperationspartner. Im Zuge der Errichtung eines Produktionsraumes sollen auch Seifensiederkurse in Kleingruppen angeboten werden. „Das Ziel meiner Überlegungen war folgendes: Mit neuen Ideen und einer Innovation unseren Betrieb wirtschaftlich weiterführen zu können, ohne diesen zu vergrößern oder ganz aufzulassen. Vor allem will ich aber den Menschen zeigen, wie wertvoll die Rohstoffe Milch und Fett auch für die Haut sein können“, betont Meinhart.

- Bildquellen -

  • SCHÖNGRUBER Andrea Fotocredit (c) Konrad Zorn: Konrad Zorn
  • PICHLER Helga Fotocredit (c) Privat: Privat
  • MEINHART Magdalena Fotocredit (c) Manuel Ennser: Manu
  • DSC 7582: LK OÖ
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