Globale Krisen, nationale Konsequenzen – unter diesem Titel stand der Landesempfang auf der Agraria 2022 zu dem Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger vergangene Woche einlud. Mehr als 300 Gäste aus Gesellschaft, Landwirtschaft und Politik folgten der Einladung – darunter auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig sowie Finanzexperte und Chefanalyst von Raiffeisen Research Peter Brezinschek. „Wir leben in einer Zeit, die geprägt von multiplen Krisen ist“, betonte Langer-Weninger in ihrer Begrüßung. So würden Herausforderungen wie der Klimawandel, die geopolitische Lage und die Verantwortung der Versorgungssicherheit, den landwirtschaftlichen Sektor stärker als je zuvor beeinflussen.
Produktivität weiter steigern
Auswirkungen des Klimawandels, wie etwa die Zunahme an Starkregenereignissen, würden bei weitem keine kleinen Schäden mehr hinterlassen. Und auch die weltweit steigende Bevölkerungszahl sei in Zukunft ein ausschlaggebender Faktor. Mehr als acht Milliarden Menschen leben mittlerweile auf der Erde – diesbezüglich müsse die Grundversorgung sichergestellt werden. „Dazu braucht es intelligente Ansätze, insbesondere auch was EU-Konzepte wie den ‚Green Deal‘ oder die ‚Farm to Fork Strategie‘ betrifft“, hob Langer-Weninger hervor. So würden nicht immer alle Lösungen, die von der EU kommen, Anklang finden.
Langer-Weninger: „Wir zählen in Oberösterreich 29.173 landwirtschaftliche Betriebe – und das soll auch in Zukunft so bleiben, denn jeder einzelne dieser Höfe trägt zur Versorgungssicherheit bei.
Darüber hinaus habe sich vieles geändert und gehe zu Ende: „Wie die billige Energie, wie die Ruhe in der Geopolitik“, erklärte Brezinschek in seinem Vortrag. Und auch wenn die Konjunktur in die Phase des „Sonnenuntergangs“ getreten sei, dürfe man nicht vergessen, dass auch das ein temporäres Phänomen sei. Umso mehr sei es nun an der Zeit die Energieeffizienz zu optimieren, staatliche Anreize für Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen und die Produktivität in der Agrarwirtschaft weiter zu steigern. Dabei spiele der Automatisierungsgrad eine entscheidende Rolle. Dieser müsse weiter forciert werden.
Digitale Transformation
Denn den Weg der Digitalisierung und des „Smart Farmings“, den die heimische Agrarwirtschaft eingeschlagen hat, beurteile Brezinschek als einen sehr erfolgreichen: „In der Industrie war in den vergangenen zwei Jahrzehnten kein Sektor so produktiv wie die Landwirtschaft.“ So haben im Vorjahr 152.000 Erwerbstätige in der Landwirtschaft 3,4 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung erwirtschaftet (siehe Grafik). Auch künftig würden innovative Technologien wichtig sein. Vor allem die Wertschöpfungskette würde Änderungen erfahren. E-Commerce Plattformen für Agrarprodukte, die digitale Kommunikation mit Zielgruppen, künstliche Intelligenz sowie der Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft seien dabei relevant.
„Morgenröte ist in Sicht“
Was die Finanzlage betrifft müsse man sich in den nächsten zehn Jahren weiters auf eine Inflationsrate von durchschnittlich drei Prozent einstellen. Und dennoch sei „die Morgenröte“ schon bald in Sicht: „Die Teuerung hat ihren Höhepunkt erreicht“, so der Finanzexperte. So hätten die Preise für Energie und industrielle Rohstoffe bereits ihren Gipfel überschritten und würden sich im nächsten Jahr, spätestens 2024 wieder auf ein verträglicheres Niveau einpendeln. Jedoch werden diese höher sein als noch vor der Pandemie. „Dem müssen wir uns stellen. Und trotzdem können wir mit Innovationskraft erfolgreich sein,“ betonte Brezinschek.
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- Bruttowertschöpfung: Foto: VAKSMANV; Grafik: BZ, Quelle: Naio Technologies / raiffeisen research