Deutschen Studien zufolge ist jeder vierte Landwirt (25 %) und gut jede fünfte Bäuerin (21 %) Burnout-gefährdet. Umfragen und Studien dazu hat etwa das renommierte Thünen-Institut noch vor der Corona-Pandemie veröffentlicht.
Die Gründe dafür seien hohe Arbeitsbelastung verbunden mit enormem Stress, wachsende gesellschaftliche Ansprüche an die Bauern sowie eine geringe Wertschätzung ihrer Arbeit, politische und wirtschaftliche Unsicherheiten, die auch in der Landwirtschaft um sich greifen und daraus resultierend Existenzängste für den Hof oder die Familie.
Angespannte Situation
Auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben ist die Situation mittlerweile extrem angespannt. Explodierende Preise für Betriebsmittel, welche durch zu geringe Erzeugerpreise bei Weitem nicht kompensiert werden, führen dazu, dass immer mehr Höfe in die wirtschaftliche Schieflage geraten. Auch die bürokratischen Anforderungen steigen. Nicht wenige Bauern leiden darunter, dass ihre harte Arbeit von der Gesellschaft oft zu wenig geschätzt wird. Dazu kommt die pauschale Kritik an den Bauern, sie wären vermeintliche Tierquäler oder Umweltsünder. Neben dem hohen Arbeits-pensum speziell bei Tierhaltern auch an Wochenenden haben Landwirte wenig Freizeit. Mehrtägigen oder gar mehrwöchentlichen Urlaub kennen die wenigsten. Solche Belastungen können, wenn sie länger anhalten, zu einem Burnout-Syndrom führen.
Im Gegensatz zur Depression gibt es keine international anerkannte Diagnose für Burnout. Man versteht darunter einen Zustand großer Erschöpfung, verbunden mit innerer Unruhe, Schlafstörungen sowie einem Gefühl der Überforderung und gefühlsmäßiger Überlastung. Von Depression wird gesprochen, wenn für mindestens zwei Wochen etwa folgende Krankheitszeichen vorliegen: tiefe Freudlosigkeit, Schwunglosigkeit, gedrückte Stimmung, Schuldgefühle, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Wie viele Landwirte an psychischen Krankheiten leiden, ist noch nicht genauer bekannt. Es gibt dazu bislang keine empirischen Zahlen. In Österreich soll sogar mehr als die Hälfte (58 %) der Bauern Burnout-gefährdet sein, ähnlich wie in Finnland (45 %). Sehr hoch ist auch die Selbstmordrate in der bäuerlichen Bevölkerung. Britische Untersuchungen schreiben den Farmern inzwischen die zweithöchste Suizidrate zu, in Frankreich soll diese unter Landwirten mindestens 20 Prozent höher sein als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Frühzeitig helfen lassen
Wichtig ist, sich bei Anzeichen von Burnout, Depression oder gar Suizidgedanken, wenn also der eigene Akku leer ist, professionelle Hilfe zu holen, bei einer Telefonseelsorge oder einer Krisenhotline, bei Ärzten. Je früher Betroffene erkennen, dass der Stress ihren Lebensmut hemmt, desto höher sind die Chancen, ein langsames Ausbrennen zu vermeiden. Rechtzeitig Hilfe zu suchen ist keine Schande, für viele aber dennoch ein Problem. Gerade Bauern sind häufig der Meinung, dass sie „solche“ Probleme selbst oder innerhalb der Familie lösen können. Wenn überhaupt, wird häufig erst zu einem sehr späten Zeitpunkt reagiert.
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