Wie die TT in ihrer Ausgabe vom 19. Juli berichtete, prangert die Leiterin der Stabstelle Recht bei Tierschutz Austria an: Das Wort „Großraubtiere“ werde den geschützten Tieren überhaupt nicht gerecht. Wolf und Bär würden hier bewusst in ein falsches Licht gerückt. Eine derartige Wortwahl über geschützte Tiere sei eine „unsachliche Hetze“. Hier enttarne sich laut Raggl Tierschutz Austria in seiner stümperhaften Arbeitsweise. Auf den Schildern steht wortwörtlich: „Achtung! In diesem Gebiet sorgen Großraubtiere wie Wolf und Bär für beunruhigtes Weidevieh! Gefahr für Wanderer, Freizeitsportler und Hunde. Besondere Vorsicht erforderlich.“ Bei den Bezirkshauptmannschaften Reutte, Landeck und Schwaz sowie dem Land Tirol gingen Anzeigen der Organisation ein.
Großraubtiere gegen Weidetiere
Für Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl ist die Vorgehensweise des Wiener Tierschutzvereines bezeichnend. „Allein an dieser Aktion wird klar ersichtlich, wie militant und gleichzeitig unreflektiert hier gearbeitet wird – wohl mit dem übergeordneten Ziel, Spendengelder zu maximieren. Das unbeschreibliche Tierleid, das den Weidetieren bei Übergriffen durch Großraubtiere widerfährt, ist den Tierschützern aus Wien bezeichnenderweise keine Erwähnung wert. Aber die Würde von Wolf und Bär könnte durch das Aufstellen von Warntafeln gekränkt werden“, ärgert sich Raggl über das Vorgehen der Wiener Tierschützer.
Zunehmender Nutzungsdruck
Da dürfte wohl ein Mitarbeiter des Tierschutzvereines Urlaub in Tirol gemacht haben und dabei auf eine mittlerweile mehrere Jahre alte Hinweistafel gestoßen sein. „Diese Tafeln wurden als Folge des sogenannten Kuhurteils im Zusammenhang mit der tödlichen Kuhattacke im Pinnistal aus dem Jahr 2014 produziert“, klärt Raggl auf. Es sei kein Geheimnis, dass sich heimische Rinderherden auf Tirols Almen durch den zunehmenden Nutzungsdruck mit steigenden Besucherzahlen durch Hundehalter, Wanderer und Radfahrer immer öfter belästigt und bedroht fühlen und es auch zu Zwischenfällen kommt.
„Unsere Bauern sind verpflichtet, vor Gefahren zu warnen. Da bleibt uns im weitläufigen Almengebiet oftmals nur die Hinweistafel als wirksamstes Instrument. Nur entsprechende und klar formulierte Hinweis- und Warntafeln können unsere Almbewirtschafter vor Haftungsansprüchen im Zusammenhang mit allfälligen Zwischenfällen schützen. Gerichtsurteile verpflichten die Bauern zu entsprechenden Warnungen.“
Nun beginnt sich die Situation zu verschärfen. „Bereits im heurigen Almsommer kam es zu hunderten tödlichen Rissen durch Wolf und Bär. Was solch blutige Hetzjagden Tierleid an Weidetieren anrichten und mit den übrig gebliebenen Herdentieren macht, braucht man wohl nicht weiter schildern. Fakt ist, dass diese Herden über einen längeren Zeitraum beunruhigt sind und in manchen Situationen auch unberechenbar reagieren können“, so Raggl.
Praxisferne Vorgehensweise
Die Anzeige ist für den Bauernbund-Direktor eine reine Farce. „An der Vorgehensweise merkt man nicht nur, wie weit weg von der Realität auf unseren Almen Vertreter dieser spendenorientierten Organisationen mit Sitz in klimatisierten Büros in Wien sind, sondern vor allem auch, wie oberflächlich und praxisfern vorgegangen wird, um Spenden zu maximieren. Und das unter Vorgabe äußerst fadenscheiniger Argumente“, so Raggl.
Neu ist die Diskussion um das Hinweisschild nicht. Bereits 2022 gab es Kritik von Freizeitsportlern und Touristikern, während man großes Interesse vonseiten der Bäuerinnen und Bauern spürte. Für Bauernbunddirektor Peter Raggl waltet Vorsicht vor Nachsicht: „Es ist eine Tatsache, dass das Almvieh verstärkt durch Radfahrer, Wanderer mit Hunden etc. gestört wird. Wenn nun noch Wölfe und Bären hinzukommen, wird das spürbare Auswirkungen auf die Tiere haben. Das sollte jedem Nutznießer der Almwirtschaft bewusst sein.“
Hinweistafel-Bestellungen in der Direktion des Tiroler Bauernbundes unter E-Mail: tbb@tiroler-bauernbund.at oder Tel. 0512/59 900-12.
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- 20230723 173719: TBB/Christine Strickner