Agrana ist auf „gutem Weg“

Mit einem Plus von 25,4 Prozent im Konzerngeschäft (3.637,4 Mio. Euro Umsatz), einem um 83,1 Prozent höheren operativen Ergebnis von 158,4 Mio. Euro und 88,3 Mio. Euro Gewinn (EBIT, +257,5 %) hat der internationale Frucht-, Stärke- und Zuckerverarbeiter ein sehr solides Geschäftsjahr 2022/23 abgeschlossen.

Wie Agrana-Vorstandsvorsitzender Markus Mühleisen vor Journalisten erläuterte, sei das deutlich über den Vorjahreswerten erzielte Ergebnis (Wir sind auf einem guten Weg“) in einem Umfeld erzielt worden, „das durch den Ukraine-Krieg, die damit verbundenen weiter gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise sowie von volatilen Märkte geprägt war“.

Im Segment Zucker habe Agrana „den Turn-Around geschafft“, im Segment Stärke waren vorübergehend hohe Ethanolnotierungen sowie gute Geschäfte mit Weizengluten für Bau- und Industriezwecke die wesentlichen Gründe für das solide Ergebnis. Im Segment Frucht sei man froh, dass Agrana mit Standorten in der Ukraine bislang vom Krieg bis auf wirtschaftliche Auswirkungen weniger betroffen war. Von 800 Mitarbeiten seien alle bisher unversehrt, so Mühleisen. Knapp drei Dutzend wurden von der Armee eingezogen.

Rübenbau von Tschechien bis Rumänien wieder im Aufwind

Der Agrana-Boss und der für den Rohstoffbereich zuständige Vorstand Norbert Harringer skizzierte die Lage im vergangenen Geschäftsjahr wie folgt: In der Sparte Frucht habe sich Agrana trotz Verwerfungen und Volatilität auf den Absatz- und Beschaffungsmärkten als verlässlicher Lieferant behaupten können. Im Bereich Stärke konnte das Unternehmen als Anbieter von Baustärken als Grundstoff etwa für Kleber stark punkten. Im Segment Zucker verzeichnete Agrana im Vergleich zum Vorjahr geringere Erntemengen und niedrigere Zuckergehalte aufgrund schlechter Wachstumsbedingungen für die Zuckerrüben. Die hohen Rübenpreise führten immerhin dazu, dass der Rübenanbau nicht nur in Österreich, auch in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien für die Bauern wieder an Attraktivität gewonnen hat. So wurden für 2023 hierzulande wieder 38.000 Rübenfläche kontrahiert, um 4000 mehr als 2022. Laut aktuellem Stand mussten rund 3000 Hektar dieser Tage jedoch nach massivem Käfer- und Erdflohbefall umgebrochen und teils auf etwa 2000 Hektar neu ausgesät werden. Harringer bestätigte damit die Klage des Rübenbauernbundes nach dem Verbot bisher erlaubter insektizider Beizmittel. „Dass der Flächenausfall durch den Rüsselkäfer heuer bisher im Rahmen blieb, ist nicht nur auf die günstige feuchtkühle Witterung zurückzuführen, sondern auch den Bauern und ihrer Arbeit auf den Feldern zum Erhalt der Rübenflächen zu verdanken“, so der Rohstoffvorstand. Der Fabrikstandort Leopoldsdorf im Marchfeld sei aber auch durch nunmehr schwankenden Rübenmengen nicht in Gefahr.

Gefüllte Konzernkassa ermöglicht höhere Investitionen

Die wieder gefüllte Konzernkassa biete Agrana auch die Möglichkeit für deutlich höhere Investitionen von in Summe rund 150 Mio. Euro in ihre Standorte, auch in Österreich. Etwa in die Erhöhung der Spezialmaisverarbeitung in Aschach oder den Austausch von drei Weißzuckerzentrifugen im Werk Tulln. Auch in Sachen Klimastratgie etwa zur angestrebten Halbierung aller Konzern-Emissionen bis 2030 (gegenüber 2019/20) sei man “auf Kurs“, betonte Mühleisen. Für die Landwirte als Rohstofflieferanten arbeite Agrana an einer Unterstützung der „Einführung regenerativer Agrarpraktiken.“

Teuerung und Solidaritätskorridor

Betont unaufgeregt kommentiert das Agrana-Management die aktuellen Teuerungsdebatten rund um Lebensmittel oder auch der zunehmende Marktdruck durch ukrainisches Getreide und andere Agrarprodukte, Stichwort „Solidaritätkorridor“. Laut Mühleisen funktioniere der Korridor-Verschub „ganz gut“, die damit von der EU eingeräumte Unterstützung für die Landwirtschaft als wichtiger Part der Wirtschaft der Ukraine sei richtig. Agrana selbst, so Harringer, habe seit zwei Jahren vor Ort ein Projekt und importierte im Vorjahr ausschließlich 10.000 Tonnen eine spezielle Form von Wachsmais aus der Ukraine. Und obwohl Markenartikler von „Wiener Zucker“, sieht Mühleisen auch die Forcierung von Eigenmarken durch den heimischen Lebensmitteleinzelhandel als Alternative zu allen anderen vom LEH als „Industriemarken“ bezeichneten Lebensmittel nicht sehr streng: „Der LEH ist für uns ein geschätzter Partner. „Eigenmarken spielen eine wichtige Rolle“, der Handel bediene damit aber spezielle Segmente, so Mühleisen. „Wir bei Agrana glauben, dass der Preis, den unsere Kunden für unsere Erzeugnisse bezahlen, ein guter Preis ist.“

Besitzer von Agrana-Aktien können sich übrigens freuen: Der Vorstand wird der Hauptversammlung heuer die Ausschüttung einer Dividende von 90 Cent je Aktie vorschlagen, um 15 Cent höher als noch vor einem Jahr.

- Bildquellen -

  • Wiener Zucker: Agrana
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AUTORBernhard Weber
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