Leben ohne (sauberes) Wasser ist unvorstellbar. Dessen Schutz stand bei der von der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP), Landwirtschaftskammer Österreich (LK Österreich) und der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für integrierten Pflanzenschutz (ÖAIP) veranstalten Gewässerschutztagung 2016 im Zentrum. Neben dem Abfluss von Pflanzenschutzmitteln vom Feld, war insbesondere die Reduzierung der Abdrift ein Thema.
Abdrift kann viele Ursachen haben. Ein anlässlich der Tagung veröffentlichter Folder (Download der Tagungsunterlagen unter igpflanzenschutz.at) gibt wichtige Hinweise dazu. Grundsätzlich kann die ökologisch problematische Verfrachtung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wind durch direkte und indirekte Maßnahmen reduziert werden. Zu den direkten zählen Applikationstechnik, -bedingungen (Wind etc.) und -durchführung, zu den indirekten Pufferstreifen.
Abdriftmindernde Düsen
Aus dem technischen Blickwinkel kommen neben gut eingestellten, kontrollierten und gewarteten Geräten der Düse bzw. der Tröpfchengröße entscheidende Rollen im Hinblick auf effizienten und umweltschonenden Einsatz zu. Feine Tröpfchen (< 0,1 mm) können theoretisch zwar eine größere Oberfläche benetzen, gleichzeitig steigern sie jedoch das Abdriftrisiko und erreichen eine geringere Durchdringung des Pflanzenbestands.
Der Anteil feiner Tropfen ist durch die Verwendung abdriftmindernder Düsen reduzierbar. Luftinjektor-Flachstrahldüsen können laut Folder die Abdrift um bis zu 90 Prozent gegenüber konventionellen Flachstrahldüsen reduzieren. Luftinjektor-Hohlkegeldüsen sollen bei einem Spritzdruck von drei bis zehn Bar die Abdrift im Vergleich zu konventionellen Hohlkegeldüsen um bis zu 75 Prozent verringern.
Abdrift reduzierende Düsentypen bieten mittlerweile so gut wie alle Hersteller an, die sowohl im Bereich der kompakten Injektordüsen wie auch bei den langen Injektordüsen anzusiedeln sind. “Aufpassen sollte man jedoch weiterhin, dass man nicht nur in Sachen Abdriftreduzierung optimiert und die biologische Wirkung dabei vergisst”, so Harald Kramer, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (Pflanzenschutzdienst) anlässlich der vergangenen Agritechnica. Hauptziel sollte sein, die Anwendungsqualität durch eine ausreichende Benetzung und bei Bedarf mit einer ausreichenden Bestandsdurchdringung abzusichern.
Düsenabstand und Tempo
Entscheidend ist auch der Abstand der Düse zwischen Spritzgestänge und Zielfläche. So soll laut Folder bei Anwendungen im Feld die Höhe des Spritzbalkens nicht höher als 50 Zentimeter sein. Eine Spritzgestängehöhe von z. B. 75 Zentimetern erhöht demnach das Abdriftrisiko im Vergleich zu 50 Zentimetern um mehr als das Doppelte.
Je höher die Fahrgeschwindigkeit, umso länger bleiben feine Tröpfchen in der Schwebe. In sensiblen Bereichen sollte höchstens mit 5 km/h gefahren werden. Spritzgestänge mit wirksamen Pendeleinrichtungen gewährleisten eine ruhige Gestängelage auch auf unebenen Feldern.
Punktgenaue Applikation
Immer raffinierter wird die Steuerung der Düsen. Inzwischen gibt es Geräte, die grüne Pflanzen vom Boden unterscheiden und punktgenau Herbizide applizieren können. AmaSpot (Silbermedaille auf der Agritechnica) stellt ein solches intelligentes Sensor (Infrarot)-Düsen-System dar. Dabei handelt es sich um eine Gemeinschaftsanmeldung der Firmen Agrotop, Amazone und Rometron. Durch die Ausbringung von Herbiziden allein auf die Zielpflanzen sollen Mitteleinsparungen zwischen 20 bis 80 Prozent realisierbar sein.
Spezialdüsen: Behandlungserfolg und Anwenderschutz
Doppelflachstrahldüsen können den Behandlungserfolg verbessern. Jedoch sind bisherige Systeme bei Verstopfungen schwierig zu reinigen – vor allem, wenn man zum Schutz der eigenen Gesundheit Handschuhe trägt. Lechler zeigte zuletzt auf der weltgrößten Landtechnikmesse Agritechnica in Hannover (D)eine Lösung. Bei der IDTA Air-Injektor-Doppelflachstrahldüse (Agritechnica-Silbermedaille) handelt es sich um ein “Düse-Kappe-System”, welches sich selbst mit Pflanzenschutzhandschuhen im Feld einfach ausbauen und reinigen lassen soll.