In die Bewertung der pauschalen Einheitswerte sollen künftig nur mehr klimatische Veränderungen, aber keine neuen Ertragslagen mehr einfließen.
Aus dem Haus des zuständigen Finanzministers Magnus Brunner (ÖVP) wird diese Entscheidung wie folgt argumentiert: „Nach Prüfung der Einkommensergebnisse über den Zeitraum der letzten Hauptfeststellung 2014 laut dem Grünen Bericht und der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung der Statistik Austria ist keine wesentliche Veränderung der wirtschaftlichen Ertragsverhältnisse eingetreten.“ Deshalb habe man sich für eine Vereinfachung der Finanzverwaltung und eine automatisierte Durchführung der Hauptfeststellung entschieden. Zudem erspare sich die Steuerverwaltung den Versand Tausender Bescheide.
Die Einnahmen der Landwirtschaft seien seit Jahren wenig verändert. Regional gebe es wesentliche Klimaänderungen, von denen die Agrarbetriebe betroffen seien – und diese würden bei der kommenden Hauptfeststellung bis 2023 berücksichtigt.
Kritik am Vorhaben der türkis-grünen Bundesregirung kam erwartungsgemäß von der Arbeiterkammer, die dafür eine Studie bei den Steuerexperten Georg Kofler und Gottfried Schellmann in Auftrag gegeben hat. „Mit der geplanten Reform wird nun legistisch festgeschrieben, dass die Finanz gar nicht mehr die Absicht hat, festzustellen, wie sich die Ertragslage der Bauern entwickelt“, sagt der Steuerberater und Studien-Coautor Schellmann.
Bauernvertreter regt Neiddebatte auf
„Die Einkommen der Bäuerinnen und Bauern
stagnieren stetig, Kritik am Einheitswertsystem ist deshalb völlig fehl am Platz. Ohne dem Einheitswertsystem würden wir den Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter vorantreiben. Wir brauchen keine Neiddiskussionen, sondern faire Einkommen für Bauernfamilien“, kontert dagegen Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Auch Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich, betont: „Jeder, der sich mit der Einkommenssituation bäuerlicher Familienbetriebe gemäß Grünem Bericht und der Realität auf unseren Höfen auseinandersetzt, weiß, dass in der Landwirtschaft alles andere als eine Goldgräberstimmung herrscht.“ Umso mehr erzürnt den Vize-Bauernbundpräsidenten „diese niveaulose Neiddebatte“.
Auch seitens des Landwirtschaftsministeriums hält man dagegen. Das Einheitswert-System habe sich bewährt und stehe daher auch nicht zur Diskussion.