Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Sitzungen des Bundesrates werden leider selten mit allzu großer Aufmerksamkeit verfolgt. Dabei lohnt es sich durchaus, auch Vertretern dieses Gremiums genauer zuzuhören. Vergangene Woche stand in der Sitzuung der Länderkammer im Parlament der „Grüne Bericht 2019“ zur Debatte, der mit Zahlen und Fakten viele Problementwicklungen dokumentiert, mit denen sich die Bäuerinnen und Bauern konfrontiert sehen.
Und so hielt auch der Abgeordnete Peter Raggl, zugleich Bauernbund Tirol-Direktor, fest: „Entsprechend den Auswertungen des Grünen Berichts kann man sagen: Der Landwirtschaft geht es nicht besonders gut.“ Die Einkommenssituation der Agrarbetriebe lasse ein großes Bauernsterben befürchten, „wenn sich da nichts ändert.“ In der Folge kritisierte Raggl einen Gastro-Großhändler aus Tirol, der jüngst „Rindfleisch aus Botswana“ natürlich zum Aktionspreis offerierte und die damit „absolut absurde“ Situation, dass Tiroler Skiurlauber, egal ob in Sölden oder Ischgl, Rindfleisch aus Botswana vorgesetzt bekämen.
FPÖ-Bundesrat Reinhard Pisec hat damit offenbar kein Problem. Er rief dazwischen: „Botswana ist nicht so schlecht!“ Es sei sogar „ein Vorzeigeland!“
Als Geschäftsführer einer Zellulosefirma kennt sich der Wiener Freiheitliche aus mit Importen. Seine Familie betreibt seit Jahrzehnten regen Handel einst mit der sowjetischen, heute mit der russischen Holz-, Papier und Zellstoffwirtschaft. Pisec ist auch Vertreter im Landwirtschaftsausschuss des Bundesrates. Aufgrund seiner nicht nur für Bauern entlarvenden Ansichten Gott sei Dank als Ersatzmitglied.