„Dosko“, die Stimme

Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.

Natürlich war es ein schwerer politischer Fehler, nepotistisch, nach Machtversessenheit riechend. Burgenlands Hans-Peter Doskozil wollte seine Verlobte, die er in Kürze heiraten wird, in seinem Landeshauptmann-Büro als „Referentin” einstellen. Gemäß der Verfassung am Neusiedlersee ist es gesetzlich möglich, ein politisches Büro mit „Vertrauten“ zu besetzen, ohne Ausschreibungsverfahren. Soweit so schlecht.
Bei der Konstituierung des neuen burgenländischen Landtags indes passierte angesichts des sonst bisweilen üblichen politischen Alltags in der Republik schier Unerhörtes: SPÖ-Darling Doskozil, seit der Wahl mit absoluter Mehrheit ausgestattet und deshalb erstmals eine rote Alleinregierung im Eisenstädter Landhaus führend, entschuldigte sich mit rauer Kehle minutenlang für diesen seinen persönlichen politischen Fehler. Eine bemerkenswerte Selbstgeißelung, vor den 36 Abgeordneten und vor den Burgenländern. Mehr noch, „Dosko“ formulierte angesichts seines Fehlers, der in der Sache mittlerweile von ihm eilends korrigiert worden ist, eine wohltuend andere Dimension politischen Handelns: Er habe nicht bedacht, „dass es hier mehr bedarf als nur die Gesetze einzuhalten, dass es hier darüber hinaus Maßstäbe gibt“.
Wow! Der Mut, dies so klar auszusprechen, ist beachtlich. Doskozil hat damit auf seine Weise dem ansonsten da und dort üblichen Polit-Geschwurbel, das Machthaber nach diversen Entgleisungen abliefern, eine hohe Latte gelegt.
Der burgenländische Landtag lohnte es ihm: SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne wählten ihn und seine Alleinregierung einstimmig! (mit nur einer Enthaltung) ins Amt.

wachter.hubert@aon.at

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