Die europäische Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel und seine Folgen für die Produktion von Lebensmitteln in Europa, die Stellung der Landwirtschaft in der Lebensmittelwertschöpfungskette und der Wunsch der Bevölkerung nach regionalen Lebensmitteln sind neue Herausforderungen für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020.
„Welches Agrarmodell der Zukunft wollen die Europäerinnen und Europäer? Das wird eine zentrale Entscheidung in den Verhandlungen sein. Der österreichische Weg ist klar: Qualität statt Quantität. Aber diesen Weg müssen wir auch gemeinsam in Europa gehen“, stellte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger im Rahmen des informellen Treffens der Minister für Landwirtschaft und Fischerei in Schloss Hof in Niederösterreich fest. Auch Kommissar Phil Hogan unterstrich die Bedeutung des ländlichen Raumes und die Flexibilität der Gemeinsamen Agrarpolitik in Zukunft: „Das Papier des Ratsvorsitzes spiegelt die Bedeutung der Landwirtschaft und der ländlichen Gemeinden und die Bedeutung der Gemeinsamen Agrarpolitik in der Unterstützung dieser Gemeinden exakt wider. Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion arbeiten in einem sehr dynamischen Umfeld und die GAP muss in der Lage sein, diesen Sektor zu unterstützen und auch flexibel genug sein, um auf sich wandelnde Umstände und neue Herausforderungen zu reagieren.“
Gemeinsame Agrarpolitik als Motor für Regionen
Die Gemeinsame Agrarpolitik ist neben der Kohäsionspolitik der größte gemeinsame Förderbereich der Europäischen Union. Rund 40 Prozent des EU-Budgets fließt laut Landwirtschaftsministerium in diesen Bereich. Neben den Direktzahlungen profitieren die Bäuerinnen und Bauern aber vor allem auch von der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik, den Förderungen für die ländliche Entwicklung. „Maßnahmen zur Steigerung der Lebensmittelqualität, Klimaschutzmaßnahmen, Vermarktungsinitiativen und viele weitere Projekte werden in Österreich über die ländliche Entwicklung finanziert. Österreichs Landwirtschaft ist so vielfältig, wie kaum eine andere und genau diesen Aspekt wollten wir mit der gestrigen Exkursion vor den Vorhang holen“, so Köstinger.
In Österreich werden jährlich 1,1 Milliarden Euro an Förderungen aus der ländlichen Entwicklung ausbezahlt. Diese Förderungen lösen wiederum wichtige Investitionen aus, welche Vitalität in die ländlichen Räume bringen. „Nicht nur unsere Bäuerinnen und Bauern profitieren von der Gemeinsamen Agrarpolitik. Viele Regionen in Europa wären ohne diese Investitionen nicht konkurrenzfähig. Diesen Mehrwert für die Gesellschaft müssen wir wieder mehr in den Fokus stellen“, sagte Köstinger im Rahmen der Pressekonferenz.
Herkunft stärken – Herkunftskennzeichnung ausbauen
Die Stellung der Landwirtschaft in der Lebensmittelwertschöpfungskette und die damit verbundene Herkunftskennzeichnung waren wichtiger Bestandteil der Diskussion der informellen Ministertagung. „Die Europäerinnen und Europäer wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen. Regionale Lebensmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung bei Konsumentinnen und Konsumenten. Diesen Trend müssen wir in der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik bedenken. Die Lebensmittelsicherheit muss mit einer funktionierenden Herkunftskennzeichnung einhergehen“, so Köstinger.
Neben der Herkunft wird den Konsumentinnen und Konsumenten aber auch der Aspekt der fairen Preise für die landwirtschaftlichen Betriebe immer wichtiger. „Die Europäische Kommission hat mit ihrem Vorstoß, den unlauteren Geschäftspraktiken einen Riegel vorzuschieben, ein wichtiges Problem thematisiert. Wir werden alles daran setzen, bei diesem Dossier eine politische Einigung zu erzielen. Bäuerinnen und Bauern müssen faire Preise und vor allem Wertschätzung bekommen, damit sie in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben“, so die Landwirtschaftsministerin.
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- Keostinger: BKA/Michael Gruber