Der Holzbau hat schwedische Wurzeln

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der schwedischen Landesfläche ist bewaldet und die Forstwirtschaft trägt maßgeblich zur Wirtschaft bei. Um die vielseitigen Facetten des Rohstoffs Holz zu erkunden, organisierte das Land Oberösterreich unter Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger eine Reise zu den Ursprüngen des modernen Holzbaus in Schweden.

Agrarlandesrätin Langer-Weninger unterwegs mit einem Ranger im schwedischen Nationalpark Tyresta.

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der schwedischen Landesfläche ist bewaldet. Die Forstwirtschaft und damit verbunden auch der Rohstoff Holz sind tragende Säulen der wirtschaftlichen Entwicklung des nordeuropäischen Landes. Damit werden zehn Prozent (%) des gesamten Exporteinkommens erwirtschaftet der Anteil der Forstwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt beträgt zwei Prozent. Zudem verfügen die Schweden über sehr viel Erfahrung und Wissen im modernen Holzbau. Um die verschiedenen Facetten des Rohstoffs Holz und dessen Verbindung zur Forstwirtschaft zu erkunden, organisierte das Land Oberösterreich, angeführt von Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger, eine Reise zu den Wurzeln des Holzbaus.

Geschichte und Herausforderungen der schwedischen Forstwirtschaft

Die Hälfte des schwedischen Waldes befindet sich im Besitz von Land- bzw. Forstwirten. Mit knapp 50 % ist die Fichte in Schweden die Hauptbaumart, gefolgt von der Kiefer mit circa 30 %. Laubholz findet man dagegen relativ selten vor und wächst größtenteils im Süden des Landes. Die durchschnittlich bewirtschaftete Waldfläche beträgt 45 Hektar pro Betrieb und ist somit circa zehn Mal so groß wie in Österreich. Der jährliche Holzeinschlag ist in Schweden mit knapp 100 Millionen Festmetern fünf Mal so hoch wie hierzulande. Trotzdem ist auch dort der Zuwachs höher als der Einschlag.

Die erste moderne schwedische Forstgesetzgebung wurde 1903 verabschiedet. Dies war eine Reaktion auf zunehmende Bedenken hinsichtlich der Ausbeutung und Degradation der Wälder im Land. Im Laufe der Jahrzehnte gab es mehrere Änderungen in der Gesetzgebung mit noch detaillierteren Bestimmungen. Ziel davon war es, die Holzproduktion im Land weiter zu steigern. Das löste eine Reaktion der Waldbesitzer aus, die die Gesetzgebung als zu vorschreibend empfanden. Kritisiert wurde die Gesetzgebung aber auch von NGOs, die die Notwendigkeit betonten, auch Umweltbedenken in der Forstwirtschaft zu berücksichtigen. Das neueste Gesetz trat 1994 in Kraft und basiert auf den zwei Säulen Holzproduktion und Biodiversitätssicherung. Vor sechs Jahren wurde in Schweden ein nationales Forstprogramm entwickelt, über dessen Wirkung man sich noch nicht ganz im klaren ist. Geplant sei daher eine Neuauflage. Derzeit gibt es zahlreiche polarisierende Debatten über die Nutzung von Wäldern sowie den Interessensausgleich zwischen Holzproduktion und Aspekten wie beispielsweise Biodiversität und Klima. „Mittels Waldprognosestudien bewerten wir regelmäßig, damit wir unsere Waldressourcen nicht übernutzen. Die Waldinventur hilft gute Enscheidungen für die Zukunft zu treffen“, betont Raymond Wide von „Skogsstyrelsen“, dem schwedischen Amt für Forstwirtschaft, das die Waldbesitzer nicht nur in der Weiterbildung unterstützt sondern auch in der Vermarktung berät.

Auch das Thema Biomasse spiele in Schweden eine immer größere Rolle: „Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft ist wichtig um Akzeptanz dafür zu schaffen“, so Hillevie Eriksson vom Forstwirtschaftsamt.

Dennoch gibt es Kritik an der Bewirtschaftung der Wälder in Schweden. Denn dort sind Kahlschläge anders als hierzulande nicht nur erlaubt, sondern auch gängige Praxis. Ökologen warnen davor, dass trotz zunehmender Waldbedeckung die Biodiversität und der Anteil ursprünglicher Wälder im Land abnehmen, da Bäume, die im Wege des Kahlschlags gefällt wurden, oft durch Bäume einiger weniger kommerziell interessanter Arten ersetzt werden.

Die Schweden zeigen, was beim Holzbau schon alles möglich ist

Im Zuge der Pressereise besichtigte die oberösterreichische Delegation zudem zahlreiche beeindruckende Holzbauten in Stockholm. Der „Wisdome“ des technischen Museums ist als freie Holzkonstruktion aus 20 Kilometern Furnierschichtholz eine architektonische Meisterleistung, die bisher noch nie realisiert wurde. Der Raum erstreckt sich von einer Höhe im Erdgeschoss bis zu über zwölf Metern auf der anderen Seite und wird von einem zweifach gekrümmten Dach umschlossen.

Quelle: BZ/Mursch-Edlmayr
Wisdome: architektonisches Meisterwerk aus Holz

„Hier sieht man, was mit Holz alles möglich ist und welche gute Atmosphäre das schafft. Der Wald hält Lösungen für viele Herausforderungen der Zukunft bereit auch für den Bereich des Bauens. Schon aus Nachhaltigkeits- und Klimaschutzgründen wird es Zeit, dass wir den Werkstoff Holz stärker für öffentliche und private Bauten nutzen. Holz ist klimaneutral, nachhaltig und in großen Mengen in den heimischen Wäldern vorrätig. Doch was für den einzelnen Bauherrn noch wichtiger ist: Holz hat tolle Baueigenschaften, lässt sich auf vielfältigste Weise und für verschiedenste Bauvorhaben einsetzen, ist gut mit anderen Werkstoffen kombinierbar und schafft ein angenehmes Wohn- und Arbeitsklima. Holzbau bringt’s“, ist Agrarlandesrätin Langer-Weninger überzeugt.

Thematisiert wurde bei der Pressereise auch der Wolf. Wie Schweden mit dem Großraubwild umgeht, kann man in einer der nächsten Ausgaben der BauernZeitung lesen.

- Bildquellen -

  • 20240524 100735: BZ/Mursch-Edlmayr
  • 20240523 102103: BZ/Mursch-Edlmayr
- Werbung -
Vorheriger ArtikelWohin die Reise am Milchmarkt geht
Nächster ArtikelInnovation Farm zeigt Hightech auf der Wieselburger Messe