Aufgrund der Witterung werden Pilzkrankheiten ein wichtiges Thema bei der Traubenverarbeitung. Abgesehen von Peronospora dürfte Oidium heuer relevant sein. Botrytis hängt noch vom weiteren Witterungsverlauf ab.
Umgang mit Oidium und Botrytis
Sind Oidium oder Botrytis ein Thema, gilt: gefaulte Trauben aussortieren, Weißweinmost stark klären, höhere Mengen an SO2 verwenden und rasch verarbeiten. Bei starkem Befall bei der Rotweinbereitung über Maischeerhitzung nachdenken und die Traubenproduktion und den Erntezeitpunkt überdenken. Gegen Oidium wird Kohle empfohlen. Es gab auch vielversprechende Versuche mit Chitosan-Präparaten. Dazu sollte man folgendes wissen: Kohle ist nicht gleich Kohle und bei Chitosan gibt es sehr unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten. „Billigkohlen“ können sich im Nachhinein als teuer erweisen. Die Wirkung der Kohle kann unterschiedlich sein, weshalb für den jeweiligen Zweck die geeignete Kohle gefunden werden muss. Chitosan-Präparate können deutliche Verbesserungen bei der Verarbeitung von Oidiumtrauben erzielen. Je früher die Behandlung, umso besser sind die Ergebnisse. Diese sollte bereits im Most- und nicht erst im Weinstadium durchgeführt werden. Zudem gilt auch, dass ausreichend Abstand zum Zusatz von Enzymen eingehalten werden muss. Um die Wirkung von Chitosan zu optimieren, soll bei hoher Belastung normal entschleimt und dann das Chitosan zugegeben werden.
Maische- oder Saftbehandlung bei Oidium-Trauben?
Kohle sollte in die Maische bzw. auf die Trauben gegeben werden. Enzyme werden erst im Most eingesetzt. Bei mit Oidium befallenen Trauben ist der Einsatz von Pektinase am zielführendsten. Damit wird das Pektin abgebaut und eine rasche Verarbeitung ermöglicht. Peronospora stellt bei der Verarbeitung im Keller keine Herausforderung dar, wenn man ausklammert, dass es keine Trauben zum Verarbeiten gibt. Kommen Überreste von Trauben mit Peronospora bis in den Keller, sind diese eingetrockneten Teile sensorisch kein Problem. Eine leichte Erhöhung des Gerbstoffgehalts im Most könnte die einzige Auswirkung sein, diese kann durch eine Gerbstoffschönung behandelt werden.
Kennzeichnungspflicht und Zutatenliste
Auch wenn es eine Übergangsfrist für Nährwertkennzeichnung sowie Zutatenliste gibt und damit die Ernte 2023 großteils nicht unter die Kennzeichnungspflicht fällt, sollte man sich mit dem Thema beschäftigen. Das kann bedeuten, dass dieses Thema schon die heurige Ernte betrifft. Ob es seitens des Konsumenten Interesse für die Kennzeichnungen bzw. Zutatenlisten gibt oder ob dieses mit der Zeit abflacht, wird die Zukunft zeigen. Man kann allerdings von Unsicherheiten zu Beginn ausgehen und davon, dass Betriebe versuchen werden, möglichst wenig deklarationspflichtige Zusätze zu verwenden. Eine Umstellung von nicht deklarationspflichtigen Alternativen ist aber nicht immer einfach durchzusetzen.
Auch der Einsatz von deklarationspflichtigen Inertgasen bei der Füllung wird viele Betriebe betreffen. Soll eine Umstellung auf eine bisher nicht angewandte und nicht zu deklarierende Methode erfolgen, wäre es sinnvoll, schon heuer Erfahrungen zu sammeln, damit die Umstellung im nächsten Jahr ohne Probleme ablaufen kann.
Die Verunsicherung bei „Zutatenverzeichnis und Nährwertkennzeichnung“ wird von Firmen teilweise für Geschäftemacherei ausgenutzt. „Besondere Biohefen“ werden angeboten, die man nicht deklarieren muss. Weiß man, dass Hefen generell nicht deklariert werden, versteht man das Problem von solchen Angeboten.
Beim Thema „QR-Code“ boten Firmen Lösungen an, bevor man wusste, was auf die Winzer zukommt. Schnäppchen können sich dann als teuer herausstellen. Unklar ist bislang noch, wie lange ein QR-Code funktionieren muss und was passiert, wenn man die Firma wechselt oder es die Firma nicht mehr gibt, die den QR-Code auf eine Seite verlinkt hat, auf die der Winzer keinen Zugriff hat.
Erntebeginn
Anfang August stellt sich die Frage nach dem Erntebeginn. Das Jahr zeigt, wie schnell sich diese Einschätzung ändern kann. War die Reife Anfang August noch hinter 2021 und 2022, wurde durch die Hitzeperiode im August einiges aufgeholt. Stand 1. September liegen die Zuckergrade auf dem Niveau von 2021, die Säurewerte niedriger und die pH-Werte höher. Um den besten Erntezeitpunkt zu finden, muss der Reifeverlauf beobachtet werden. Hilfe liefern hier die Reifeverlaufsdaten der Bundesämter. Die Daten bieten einen Eindruck über den Jahrgang und die Chance, sich auf die „Eigenheiten“ des Jahrgangs vorzubereiten. Wenn es auch nicht die eigenen Trauben sind, kann man dennoch Informationen für den eigenen Betrieb ge-winnen. Ist die Reife beim Nachbarn später, wird das wohl auch für die Eigenen gelten. Auch die Stickstoffversorgung benachbarter Weingärten kann gut als Richtwert für den eigenen Betrieb genommen werden.
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- Chitosan: Scheiblhofer