Wolf: Resümee nach Pilotprojekt im Verwall

Die Verantwortlichen der Schaf-alpe des „Zweidrittelgerichtes“ im Verwall bei St. Anton ziehen nach dem heuer erstmals durchgeführten Herdenschutz-Pilotprojekt Bilanz. Mit der Lader Heubergalm und dem Spisser Schafberg befinden sich alle derzeitigen Tiroler Pilotprojektalmen in Landeck.

Peter Frank, Christian Mader, Simon Moser, Josef Gitterle, Alfons Falch, Martin Janovsky und Anita Gnigler berichteten von ihren Erfahrungen.

Nach vermehrten Wolfs- und Bärrissen der vergangenen Jahre haben wir heuer erstmals mit Zäunen gearbeitet, um die Tiere gut und gesund über den Sommer zu bringen. Das ist uns gelungen, es hat keine Risse gegeben“, sagte „Gewalthaber“ Alfons Falch bei einer Informationsveranstaltung in Pettneu. Die wesentlichste Änderung war die Umstellung vom freien Werdegang zur gelenkten Weiterführung. Dafür waren zwei Hirten zuständig, die rund 12 Kilometer Zaun aufstellten und die 284 Schafe abends in die Nachtweide trieben. „Das Zäunen nahm mehr als zwei Stunden täglich in Anspruch. Den Platz für die Nachtweide haben wir nach höchstens vier Tagen gewechselt“, berichtete die Hirtin Anita Gnigler. Sie hat in den vergangenen Jahren den freien Weidegang und die gezielte Weideführung ohne Nachtpferche kennengelernt – und nun im Verwall das ihren Angaben zufolge beste System kennengelernt.

Simon Moser vom „Büro Alpe“ nannte die Voraussetzungen für das Projekt: Man benötige ein geeignetes Weidegebiet und genügend Futterangebot, Hirten mit ausgebildeten Hütehunden, ausreichend Hirtenunterkünfte, ein angepasstes Herdenmanagement und einen hohen Gesundheitsstatus der Schafe. Die Tiere wurden zu Beginn der 92 Almtage mit GPS-Trackern für die Analyse des Bewegungsverhaltens versehen und während der Almperiode gewogen. „Die Lämmer haben durchschnittlich 160, die erwachsenen Tiere 125 Gramm pro Tag zugenommen. Das ist sehr guter Wert“, so Moser. Allerdings hat es aufgrund von Parasiten auch mehrere tote Schafe und einen Hirsch gegeben, der sich im Zaun verfangen hatte. 

Josef Gitterle, der seitens des Landes für die Projektentwicklung und Förderung zuständig ist, berichtete von den hohen Investitionskosten des auf fünf Jahre angelegten Projektes. So sei u. a. eine PV-Anlage errichtet worden, um den Energiebedarf zu decken. Die Kosten pro Schaf lägen bei rund 80 Euro. 

Christian Mader vom Tiroler Tiergesundheitsdienst (TSG) hob die Bedeutung der Tiergesundheit für die Schafhaltung im Allgemeinen und für das Projekt im Speziellen hervor. „Die Bekämpfung von Parasiten und der Moderhinke sind die wichtigsten Voraussetzungen. Damit es zu keinen Ablammungen auf der Alm kommt, ist ein entsprechendes Geburtenmanagement notwendig“, so Mader.

Martin Janovsky von der Landesveterinärdirektion gab einen Überblick über die Tierrisse im abgelaufenen Almsommer: 403 tote Schafe, drei tote Ziegen und ein totes Rind gehen in Tirol auf das Konto des Wolfes, sechs Schafe, vier Stück Damwild und eine Ziege auf jenes des Goldschakals, der Bär riss 31 Schafe. Sieben Wölfe wurden zum Abschuss freigegeben, aber kein Abschuss vollzogen. In Tirol, aber auch in den angrenzenden Regionen im Engadin und Trentino sei die Wolfspopulation zuletzt deutlich gestiegen, im Lavanttal hat sich bereits das erste Rudel gebildet, so Janovsky.

Der Leiter der Bezirkslandwirtschaftskammer Landeck, Peter Frank, hat acht Auftreiber der Verwaller Alpe befragt und durchwegs positives Feedback bekommen. Die Schafe hätten gut zugenommen, die Fitness gepasst und auch der Preis für die Sömmerung sei gleichgeblieben. Sieben der befragten Bauern werden auch im kommenden Jahr wieder hier ihre Tiere auftreiben, einer wird mit der Schafhaltung aufhören.

- Bildquellen -

  • Schafhaltung 12 1 22 1: Paul Schranz
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AUTORPaul Schranz, Red. HP
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