Damit wir zu einer für die Tiroler Almwirtschaft tragbaren Regelung im Wolfsmanagement kommen, müssen wir Allianzen schmieden und mit Nachdruck auf ausnahmslos allen Ebenen gemeinsam arbeiten“, ist Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler überzeugt.
Kurzfristige Erfolge sind, was den EU-Schutzstatus des Wolfs und damit die Möglichkeiten zu einer legalen Entnahme anlangt, nicht zu erwarten. Aber ein Anfang ist gemacht: Die Arge Alp hat auf Betreiben von Landeshauptmann Günther Platter eine Resolution verabschiedet, in der eine Neubewertung des Schutzstatus des Wolfs in der FFH-Richtlinie und zusätzliche EU-Finanzmittel für Herdenschutzmaßnahmen gefordert werden. Die bäuerlichen Vertreter in der Euregio sind sich einig, dass der Alpenraum als besonders sensible Region anzusehen und daher auch im Wolfsmanagement differenziert zu betrachten ist.
Abgeordnete Schmiedtbauer und Thaler bei EU-Umweltkommissar
Nachdem sie schon ein Schreiben an EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius gerichtet hatten, haben die Tiroler EU-Abgeordnete Barbara Thaler und die bäuerliche EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer den Umweltkommissar nun auch in einem persönlichen Termin in Brüssel über die Situation und Probleme der heimischen Bauern mit der Rückkehr der Wölfe und die äußerst begrenzte Machbarkeit von Herdenschutz in den alpinen Regionen aufgeklärt. Damit der aus Litauen stammende Kommissar einen Eindruck von den Gegebenheiten in Tirol bekommt, haben Thaler und Schmiedtbauer ein Video über die alpine Schafhaltung mitgebracht und ihn zum Lokalaugenschein nach Tirol eingeladen. Dieser soll im kommenden Jahr stattfinden.
Tür zu EU-Kommission geöffnet
Verständnis hat der Umweltkommissar dafür gezeigt, dass die nationale Betrachtung des Erhaltungszustandes großer Beutegreifer gerade für kleinere Länder wie Österreich problematisch ist. Die Frage des günstigen Erhaltungszustandes versus Herdenschutz und Schutz der Weidetiere soll auch Inhalt einer von der Kommission für das erste Quartal 2021 angekündigten Leitlinie zum Umgang mit dem Wolf sein. „Wir haben die Zusage, dass wir dem zuständigen Expertengremium in einem eigenen Termin Inputs aus der Praxis liefern können, und werden diese Gelegenheit selbstverständlich wahrnehmen“, erklären Thaler und Schmiedtbauer.
„Ich danke unseren beiden EU-Abgeordneten. Damit haben wir den Fuß in der Tür der Kommission und werden ihn auch nicht mehr herausnehmen“, sieht Geisler in diesen Initiative einen wichtigen Schritt, um auf der entscheidenden EU-Ebene weiterzukommen.
Der Wolf und die direkte Demokratie
Auch die Bauernverbände formieren sich. Auf Initiative des Tiroler Bauernbundes finden derzeit Vorgespräche über die Möglichkeiten einen EU-Bürgerinitiative statt. Um eine solche aufzulegen, braucht es die Unterstützung von sieben Mitgliedstaaten. Eine Europäische Bürgerinitiative stellt eine direkte Aufforderung an die Kommission zum Erlass eines spezifischen Rechtsinstruments der EU dar und ist somit wesentlich stärker als etwa eine Petition. Damit ein Thema von der Kommission behandelt wird, sind eine Million Unterschriften aus einem Viertel der Mitgliedstaaten notwendig. Solche EU-weiten Bürgerinitiativen haben in Brüssel einen hohen Stellenwert.
Almwirtschaft – ein hohes Gut
Die Lebensraum Tirol, der Zusammenschluss von Tirol Werbung, Agrarmarketing Tirol und Standortagentur, wurde vom Land beauftragt, im Rahmen ihres Almschwerpunkts eine Informationsplattform einzurichten. Über diese Plattform soll umfassend über die Bedeutung der Almwirtschaft für den Tourismus, das Naturgefahrenmanagement und insbesondere die Landwirtschaft sowie über Herdenschutz informiert und der Austausch in der Euregio forciert werden.
Bewegung im Herdenschutz
Das Land Tirol hat mit der Machbarkeitsstudie Herdenschutz bereits zum Jahreswechsel aufgezeigt, dass Herdenschutz in Tirol aufgrund der topographischen Verhältnisse nur bedingt und aufgrund der intensiven Nutzung des Naturraums und der hohen Kosten nur mit Einschränkungen machbar ist. Im Rahmen des Konjunkturpakets hat der Tiroler Landtag für das Jahr 2020 und 2021 je 500.000 Euro für Herdenschutzmaßnahmen freigegeben. Nachdem auf der Alpe Zanders im Gemeindegebiet von Spiss heuer bereits 60 Hektar mit großem Aufwand mit einem wolfsabweisenden Zaun eingezäunt wurde und damit die Schafe für weitere sechs Wochen auf der Alm gehalten werden konnte, steigt das Interesse nach gelenkter Weideführung und Herdenschutzmaßnahmen. Mehrere Interessenten haben sich an das Land mit Projekten zum Schutz von insgesamt über 3.000 Schafen gewandt.
Die Anträge auf Entnahme der für zahlreiche Risse im Oberland verantwortlichen Wölfin, des Wolfs, der bei einer Reihe von Rissen im Unterland nachgewiesen wurde, sowie des Wolfs, der in Navis und in Ellbögen Schafe gerissen hatte, mussten von den Behörden aufgrund der momentan fehlenden rechtlichen Grundlagen abgewiesen werden.
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