In knapp zwei Monaten geht in Tulln die Austro Agrar 2024 über die Bühne. Die BauernZeitung hat dazu Fragen an Messedirektor Wolfgang Strasser.
BauernZeitung: Sie arbeiten auf Hochtouren an der nächsten Austro Agrar Ende November. Wie läuft‘s?
STRASSER: Gut, es läuft laut Plan und sehr reibungslos. Unsere Erwartungen wurden erfüllt, ja sogar übertroffen. Wir haben schon im Juni alle Stände vergeben. Und das ausschließlich an Hersteller oder Generalimporteure. Entsprechend der hohen Nachfrage ist unser Platzangebot limitiert.
Gab es auch Abweisungen?
Ja. Etwa reine Handelsbetriebe. Zumindest der Status Generalimporteur ist für uns einfach ganz wesentlich.
Immer öfter bleiben auch auf den großen Agrarmessen renommierte Hersteller als Aussteller fern. In Tulln heuer etwa der CNH-Konzern, also Steyr, New Holland und Case IH. Steht das Messewesen vor einem Umbruch?
Nein, überhaupt nicht. Insbesondere auf der Messe hat man die Möglichkeit, alle Anbieter an einem Ort zu treffen, bei uns mit den Bundesländertagen mit den zuständigen Gebietsleitern. Und man hat wirklich Innovationen. Darüber hinaus treffen sich verschiedene Communities, das ist auch wichtig. Bei den Konzernen gab es immer ein Auf und Ab. Manche entscheiden, ihre Messepräsenz zu verstärken, andere stellen international nicht aus. Im konkreten Fall hat sich das lokale Management sehr bemüht, bei uns auszustellen. Wir dagegen haben sehr lange auf die Konzernentscheidung gewartet. Umgekehrt gibt es viele, die heuer ihre Ausstellungsfläche vergrößert haben. Zwei Aussteller werden sich auf mehr als 2.500 Quadratmetern präsentieren und zeigen so ihre Stärke.
Seit der Austro Agrar im Jahr 2018 war Corona. Das hat manche Messen aufgrund der Lockdowns extrem gefordert, etwa die SIMA in Paris. Wie sehr wirkt die Pandemie bis heute im Messewesen nach? Und wie schwierig ist es, die Besucher zurückzubekommen?Gar nicht schwierig. Wir haben heuer in Tulln so viele Messen wie noch nie, ein Dutzend große Messen, dazu zehn Großveranstaltungen. Ich rechne heuer mit
einem Umsatzrekord wie auch bei den Gesamtbesucherzahlen. Seit der ersten Austro Agrar 1991 haben wir trotz rückläufiger Betriebszahlen immer mehr Besucherinnen und Besucher verzeichnet. Zwischen 50.000 und 60.000 kommen auch diesmal sicher wieder.
Strasser: „Seit der ersten Austro Agrar 1991 haben wir trotz rückläufiger Betriebszahlen immer mehr
Besucher verzeichnet.“
Am Landmaschinenmarkt herrscht derzeit auch international Flaute. Manche Sparten sind massiv eingebrochen, große Hersteller haben ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt oder Fabriken vorübergehend stillgelegt. Was stimmt Sie dennoch optimistisch?
Es gibt positive und negative Entwicklungen. Insgesamt überwiegt insbesondere in der Landwirtschaft aber durchaus der Optimismus. Aber eine so gute Nachfrage, etwa bei den Traktoren, wie 2021 werden wir so bald nicht mehr erreichen. Erstens sinken die Betriebszahlen, also das ist klar. Und die Qualität der Maschinen und Geräte ist enorm gut, die halten auch lang.
In Coronazeiten haben viele Landtechnik-Firmen in Sachen Kundenpflege auf
alternative, oft digitale Möglichkeiten umgestellt. Zudem werden die Händler immer größer und können alle wichtigen Modelle einer Marke selber zeigen. Sogar ausprobieren ist vielfach möglich. Haben typische Hallenmessen langfristig überhaupt eine Zukunft?
Strasser: „Es gibt eigentlich keine bessere Vertriebsform als die Messe.
Wir wissen, was die Besucher
und die Aussteller wollen.“
Ja, definitiv. Hybride Konzepte sind im Kommen. Man bewirbt Neuheiten einerseits vermehrt digital und stellt sie analog aus. Und da hat eine Leitmesse wie unsere einen ganz großen Vorteil: Man bekommt in wenigen Tagen die Besucher mehr oder weniger hingekarrt. In dem Sinne gibt es eigentlich keine bessere Vertriebsform als die Messe. Und ich glaube, wir sind ein sehr geübter Messestandort, weil wir wissen, was die Besucher und die Aussteller wollen, und diese Kombination funktioniert hervorragend.
Was bekommen die Besucher alles geboten, was ist heuer neu?
Vieles. Also erstens einmal hoffentlich alle Geräte, die ausgestellt werden (lacht). Man findet hier die Kernbereiche der Landwirtschaft an einem Ort. Viele Bereiche wurden neu positioniert, etwa die Stalltechnik. Hier gab es auch eine deutlich höhere Nachfrage seitens der Aussteller und es passt sehr gut hinein zum restlichen Konzept der Landtechnik, traditionell für den Ackerbau und das Grünland. Wir haben dafür eine große Halle im Westbereich, wo sich die Innenwirtschaft präsentiert, von der Tierpflege bis hin zur Automatisierung. In Tulln bekommt man die gesamte Landtechnik präsentiert, weil immer mehr Landwirte aus allen Bundesländern zu uns kommen. Darüber hinaus wurden einige neue Schwerpunkte ergänzt wie Smart Farming in einem großen Hallenbereich im Gelände Ost. Sehr interessant ist auch die Nische für Spezialerntemaschinen für Rüben bis hin zu Gemüse.
Die Messe bietet Ausstellern heuer erstmals neben der Schau vor Ort einen digitalen Auftritt auf der Webseite der Austro Agrar Tulln an. Wie gut wird diese „Austro Agrar Digital“ angenommen? Wie viele Aussteller sind dabei?
Noch ist das überschaubar, wobei das nichts über die Qualität aussagt. Es ist ein Service, das zusätzlich angenommen wird.
Rechnen Sie diesmal damit, dass die 60.000er-Marke geknackt wird?
Das ist nicht unser Ziel. Wir hatten beim letzten Mal 57.000 und wollen, dass unsere Besucher eine gute Messe erleben. Mit unserem Platzkonzept soll jeder tatsächlich möglichst jeden Stand sehen, der ihn interessiert. Das ist für uns wesentlich.
Zur Person: Mag. Wolfgang Strasser ist seit 2011 Geschäftsführer der Messe Tulln.
AgrarTec
Auch heuer wird in Tulln der AgrarTec, Österreichs renommiertester Landtechnik-Preis, vergeben. Noch bis 2. Oktober sind Bewerbungen möglich. Hier lesen Sie mehr.
Austro Agrar auf einen Blick
• Termin: 20. bis 23. November, 9 bis 17 Uhr
• Bereiche: Landtechnik, Saatgut, Dünger, Stalltechnik, Holz, Energie
• Aussteller: 320
• Preise Tageskassa: Erwachsene: 16 Euro, Gruppen (ab 20), Senioren und Studenten 14 Euro, Kinder (6-15 Jahre) 4 Euro
• Eintrittspreise online: Erwachsene 15 Euro
Kinder 3 Euro
- Bildquellen -
- Wolfgang Strasser: BZ/Stockinger
- Austro Agrar: BZ/Stockinger