Der bevorstehende EU-Beitritt brachte 1994 tiefgreifende Veränderungen für die österreichische Milchwirtschaft mit sich. Sechs heimische Molkereien im Bauerneigentum – die Schärdinger Landmolkerei, die Linzer Molkerei, die Milchunion Alpenvorland (alle OÖ), die Molkerei im Mostviertel (NÖ), die Milchverarbeitung Desserta (Stmk. und Bgld.) sowie die Milchunion Kärnten – schlossen sich zusammen und gründeten die genossenschaftliche Molkerei Berglandmilch. „Schon damals haben die Milchbauern die Zeichen der Zeit erkannt“, betonte Geschäftsführer Josef Braunshofer bei einem Pressegespräch zum jüngsten Bestandsjubiläum.
27 Betriebsstandorte eingebracht
Der Start sei aber holprig gewesen und habe viel Geld gekostet. Immerhin mussten die Markenrechte der Milchprodukte aus der „Austria Milch- und Fleischvermarktungsgenossenschaft“, kurz AMF, deren Aktivitäten schlussendlich nicht von Erfolg gekrönt waren, herausgekauft werden. 27 Betriebsstandorte wurden in das gemeinsame Unternehmen eingebracht. 20 davon mussten geschlossen werden, die übrigen wurden modernisiert. Im Laufe der Jahre schlossen sich mit den Rottaler Milchwerken aus Bayern (1999), der Landfrisch Molkerei aus Wels (2009) sowie der Tirol Milch (2010) und der Stainzer Milch (2011) weitere Molkereien dem Unternehmen an. „Die Berglandmilch ist eine Vorteilsgemeinschaft mit vielen Dialekten“, erklärte Obmann Stefan Lindner.
Starkes Wachstum, auch international
Seit der Gründung ist das Unternehmen stark gewachsen: Der Umsatz hat sich von 340 Millionen auf 1,28 Milliarden Euro fast vervierfacht, die Milchgeldleistung von 263 auf 742 Millionen Euro knapp verdreifacht und die verarbeitete Milchmenge von 680 Millionen auf 1,3 Milliarden Kilogramm nahezu verdoppelt. Gewaltig verändert haben sich in diesem Zeitraum auch die Strukturen. Von einst 22.500 Milchlieferanten verblieben 8.400 Bäuerinnen und Bauern, die auch Eigentümer der Genossenschaft sind. „Es ist nicht jeder bäuerlichen Familie bewusst, welcher Marken- und Unternehmenswert damit zu ihrem Betrieb gehört“, betonte Lindner, der den Strukturwandel nicht nur negativ betrachtet: „Es braucht skalierende Effekte. Die Zukunft der Milchwirtschaft liegt im Laufstall und einer gewissen Automatisierung. Der Trend geht daher in Richtung größere Betriebe“, sagte der Obmann.
Laut Braunshofer sei die größte Herausforderung damals wie heute, einen guten Milchpreis zu erwirtschaften: „Als Vollsortimenter ist das etwas schwieriger“, betonte der Geschäftsführer. Beim Milchgeld für die Bauern liege die größte heimische Molkerei aktuell aber über alle Sortimente im heimischen Spitzenfeld: „Als Eigentümer wollen wir einen überdurchschnittlichen Milchpreis erwirtschaften, stehen aber auch für eine Weiterentwicklung des Unternehmens“, erklärte dazu Lindner. So werde jährlich die Abschreibung in Höhe von rund 40 Millionen Euro investiert. Die Berglandmilch verarbeitet mittlerweile knapp 40 Prozent der heimischen Milch und exportiert ihre Erzeugnisse in 50 Länder. Exportquote aktuell: 38,4 Prozent.
Deutscher Markt “mehr als essenziell”
Die Hälfte davon geht nach Deutschland. „Dieser Markt ist für uns mehr als essenziell. Daher war es auch ein Muss, bei der Haltungsform Tierwohl Plus mitzumachen. Denn ohne Exporte gäbe es uns nicht. Bis auf 14 Betriebe sind alle weiter mit an Bord“, erläuterte Braunshofer. Seit der Gründung wolle man den Konsumenten „wohlschmeckende Markenprodukte mit höchster heimischer Qualität“ anbieten: „In diesem Versprechen liegt auch der künftige Erfolg der Berglandmilch“, so Braunshofer. Und Lindner ergänzte: „Wir wollen unsere Rohmilch so gut wie möglich veredeln und Lebensmittel produzieren, mit denen wir uns weiter am Markt behaupten können.“
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- Milchtransporter Berglandmilch: Berglandmilch