Der Speierling ist ein alter Baum mit großer Zukunft

Sein Holz ist das härteste überhaupt unter den heimischen Baumarten und seine mundenden Früchte lassen sich hervorragend destillieren.

Die seltenste Baumart in Österreich. Nur noch einige hundert Exemplare des Speierling zählten die Forstfachleute im Jahr 2009 und stellten die Art als „Baum des Jahres“ erstmals nach Jahrzehnten wieder mehr in den Blickpunkt. Einen neuen Impuls für die stärkere Verbreitung des Speierlings hat eine Ende August in Hainburg an der Donau abgehaltene internationale Tagung gegeben.

Gedeiht auf Kalk unter Hitze und Trockenheit

Dies ist gerechtfertigt, denn der Speierling ist wärmeliebend und kommt als südeuropäisch-submediterrane Baumart besser mit Hitze und Trockenheit zurecht als die meisten anderen Arten. Er ist ein Baum des „Weinklimas“ und fühlt sich wohl auf lehmig-kalkigen Böden des pannonischen Ostens mit natürlichem Vorkommen in Niederösterreich, im Burgenland und in Wien sowie in Teilen Oberösterreichs und der Steiermark. Erfolgreiche Anbauversuche gibt es auch weit darüber hinaus. Somit ist die Baum-art klimafit und besonders interessant für Aufforstungen in Trockenlagen. Sie ist vielseitig einsetzbar und tauglich für Landschaft, kommunalen Bereich und Garten.

Verwertbare Früchte, wertvolles Holz

Zudem is der Speierling vielfältig nutzbar. Früchte und Blüten sind essbar und wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein auch auf Obstmärkten angeboten. Aus den Früchten lassen sich exzellente Destillate gewinnen. Das Holz des Speierlings ist das härteste Holz aller österreichischen Baumarten. Bevorzugt verwendet wurde es etwa für Holzspindeln von Weinpressen oder Mühlen. Auch in der Drechslerei und zum Bau von Musikinstrumenten ist Speierlingsholz in Verwendung.

Interessante Deckungsbeiträge

Dass der Speierling monetär interessante Deckungsbeiträge für Wald- und Obstbauern leisten kann, das wurde am Beispiel einiger Exkursionsbetriebe und Tagungsaussteller vorgestellt, so etwa beim Elsbeerhof Josef Auer in Unterwaltersdorf in der Thermenregion oder durch das „Reich der Elsbeere“ der Familie Mayer aus Michelbach/Mayerhöfen im Mostviertel.
Laut Hans Kiessling wird der Speierling mithelfen, den Laubwald im Osten Österreichs ein Stück ertragreicher, aber auch klimafitter und artenvielfältiger zu gestalten. Alte Speierlingbäume (genauso wie Elsbeeren) seien ein landschaftsprägendes Element und ein Blickfang mit weißer Frühlings-Blütenpracht und hohem Fruchtertrag, der auch vielen Tierarten als Nahrung dient. Im Herbst zeigen die Bäume eine wunderbare Laubfärbung und mit ihrer mystischen Gestalt prägen sie auch winterliche Nebeltage.

Samenplantagen wurden eingerichtet

Botanisch verwandt ist der Speierling (Sorbus domestica) unter anderem mit der Elsbeere (Sorbus torminalis), die ebenfalls zu den seltenen Baumarten zählt, sowie der Eberesche (Sorbus aucubaria). Kreuzungen des Speierlings mit anderen Sorbus-Arten sind allerdings nicht bekannt.
Seit dem Jahr 2009, als der Speierling Baum des Jahres war, wurde gezielt auf Erhaltung und Förderung geachtet. Der Speierling wurde in Waldbauempfehlungen aufgenommen sowie in Aufforstungsprojekten integriert. Zu beachten ist dabei, dass der Speierling eine Lichtbaumart ist, und gegen Konkurrenzdruck etwa durch Buche Unterstützung braucht.
Auch die Wissenschaft hat sich in Zusammenarbeit mit der forstlichen Praxis der Baumart angenommen. Laut BML-Sektionschefin Elfriede Anna Moser, die die Speierlingstagung eröffnet hat, umfasst das Österreichische Naturwaldreservate-Netz auch Waldgesellschaften mit Speierlingsvorkommen. In der Österreichischen Waldstrategie 2020+ wurden Maßnahmen zur Unterstützung des ländlichen Raumes, auch in Zusammenhang mit Sorbus-Arten wie Elsbeere oder Speierling in gefördert. Generhaltungs-Samenplantagen des Bundes wurden eingerichtet, Herkunftsversuche laufen und nicht
zuletzt ist der Speierling auch Teil der Forschungsaktivitäten im ‚Klimaforschungswald‘ in Matzen (NÖ).

Vereinsgründung: Infodrehscheibe seltene Baumarten

Ein wichtiges Ergebnis der Speierlingtagung war die Gründung des Vereines „Info-Drehscheibe Raritätenbaumarten“. Vorbild dafür war der deutsche „Förderkreis Speierling“, der sich seit vielen Jahren für den Erhalt des Speierlings einsetzt. Designierter Obmann des neuen Vereines ist Dr. Heino Konrad vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), ihm zur Seite stehen Bezirksförster Robert Schütt von der Forstinspektion Gänserndorf-Mistelbach und Förster Hans Kiessling, der sich insbesondere für die Erhaltung der Wälder im pannonischen Osten engagiert.

speierlingtagung2024.at

Das Buch zum Baum

Speierling-Fachmann und Förster Hans Kiessling hat gemeinsam mit den Forstfachleuten Heino Konrad und Robert Schütt erstmals ein zusammenfassendes Werk zum Speierling als Buch erstellt und veröffentlicht. Auf 528 Seiten bietet das Buch wissenswertes zum Speierling – von der Botanik über Ansprüche, Setzen und Erziehung bis hin zur Verwertung der Früchte. Zudem berichten Praktiker im Reportagestil über ihre Arbeit mit dem Speierling. Wer sich für die Art interessiert, sei es für den privaten Garten, für kommunales Grün sowie auch für Ackerflur und Wald, der findet in dem Werk viele hilfreiche, praxisnahe und auch unterhaltsame Informationen. Bestellbar ist das Buch bei Hans Kiessling.
E-Mail: pflanzenwerkstatt@forstkultur.at

 

 

- Bildquellen -

  • 2438 0703 Speierling Agrarfoto: agrarfoto.com
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QuelleH.M.
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