Gestern, am Faschingsdienstag, endete bei der Energie AG eine Ära. 38 Jahre war Leo Windtner im Unternehmen tätig, in den letzten 22 davon gab er als Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor die Richtung der Entwicklung vor. Der Wandel vom Landesenergieversorger Oberösterreichische Kraftwerke AG (OKA) zur Energie AG Oberösterreich ist untrennbar mit dem Namen Leo Windtner verbunden. “Die OKA hatte das Image eines verstaubten Unternehmens mit Privilegienrittern in der Belegschaft”, so Windtner über seine Anfangszeit. In dieser Zeit sei auch ein neues Unternehmensbewusstsein entstanden. Obwohl die OKA vor der Marktliberalisierung als einer der ersten Übernahmekandidaten galt und “von anderen bereits totgesagt wurde” konnte man sich gegen die Konkurrenz behaupten. Mit Anfang des Jahres 1999 wurde aus dem Traditionsunternehmen OKA die Energie AG. In den Folgejahren entwickelte man sich vom regionalen Versorger zu einem internationalen Infrastrukturkonzern. “Wir ha- ben immer proaktiv agiert, antizipiert und nicht zugewartet. Der Imagewandel zu einem modernen, kundenorientierten Unternehmen ist gelungen”, betonte Windtner. Dieser umfassende Wandel lässt sich auch an Hand von Zahlen belegen: Seit 1994 stieg nicht nur der Umsatz von 535 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro sondern konnte auch das Betriebergebnis von 16 auf 135 Millionen Euro gesteigert werden. “Natürlich gehe ich mit einer gewissen Wehmut, aber auch mit der Gewissheit, dass das Unternehmen gut aufgestellt ist”, betonte der scheidende Generaldirektor.
Neue Tarifmodelle durch intelligente Stromzähler
Mit dem heutigen Tag hat der bisherige Technische Vorstand Werner Steinecker die Nachfolge an der Konzernspitze angetreten. Für den neuen Generaldirektor steht die “lückenlose Digitalisierung” des Unternehmens an oberster Stelle. In den Bereichen Strom und Gas sei man diesbezüglich auch bereits gut aufgestellt: “Hier haben wir ein fast durchgängig automatisiertes Netz in Betrieb und auch unsere 40 Wasserkraftwerke sind voll automatisiert.” Großes Potential sieht Steinecker aber noch im Bereich des Vertriebs. Hier müsse man noch “gewaltige Schritte” machen. Durch den hohen Ausbaugrad an intelligenten Stromzählern, sogenannte “Smart Meter”, habe man exzellente Grundvoraussetzungen. Derzeit werden neue Tarifmodelle ent-wickelt: “Unsere Stromkunden in Oberösterreich werden in den Genuss einer komplett neuen Nutzsituation kommen, die sich auch kostentechnisch deutlich auswirken.” Um die zukünftigen Entwicklungen am Energiemarkt vorraussagen zu können, bedarf es laut Steinecker einer großen Glaskugel und auch den Mut etwas daraus herauszulesen. Er rechnet damit, dass neue Stromanbieter auf den Markt drängen werden. “Unter neu meine ich Banken, Kreditkartenfirmen oder Internetvertriebsfirmen wie Amazon. Wir werden uns mit diesem Phänomen auseinandersetzen müssen. Von der vertrieblichen Seite werden wir uns so aufstellen, dass wir davor keine Angst haben brauchen. Im Gegenteil, dass wir für etliche sogar als Partner agieren. Warum soll der Kunde nicht bei so einem Unternehmen am Schalter neben dem Wareneinkauf auch eine Portion ‚Energie AG-Strom‘ kaufen können”, wagt der neue Generaldirektor einen Blick in die Zukunft des Energiemarktes.