Die zunehmende Informationsflut belastet auch die Landwirte. Nach Schätzungen hat die Informationsflut in den letzten fünf Jahren um 30 Prozent zugenommen, fast ein Drittel mehr an Lektüre, die zu bewältigen ist. Betriebsführer haben immer mehr Mails, Werbung, Branchenmitteilungen, Berichte, Vorschriften und Gutachten, Gesetze und Kommentare oder Angebote zu lesen. Dabei hat etwa die Hälfte der Informationen einen geringen Wert – wenn man nur wüsste, welche.
Als Landwirt kann man Business-Lektüre nicht einfach ignorieren, es könnte etwas Wichtiges dabei sein, was beachtet werden muss. Um das Lesepensum in den Griff zu kriegen, gibt es einige Tipps.
Selektives Lesen trennt wichtig von unwichtig
Mit dem “Selektiven Lesen” trennen Sie Wichtiges von Unwichtigem und sortieren das Wichtige nach Prioritäten. Danach werden wichtige Textstellen sofort beim ersten Lesen durch Markierungen oder handschriftliche Randbemerkungen hervorgehoben:
• Der rote Marker steht für “eilig und wichtig”,
• der grüne für “später bearbeiten”.
Bei den handschriftlichen Bemerkungen verwenden Sie die bekannten Zeichen:
• Ausrufezeichen für “wichtig”,
• Haken für “einverstanden”,
• Fragezeichen für “noch zu klären”.
Einen Arbeitstermin kennzeichnen Sie durch die Datumsangabe, damit setzen Sie Prioritäten. Damit treffen Sie also schon eine Vorentscheidung. Die Bearbeitung hilft, den Text schon für das zweite Lesen vorzubereiten. Wenn Sie darauf verzichten und die Lektüre später wieder zur Hand nehmen, fangen Sie wieder von vorne an.
Lesezeiten bündeln steigert die Effizienz
Sie verbessern Ihr Leseverhalten, wenn Sie die “Lesezeiten” bündeln. Es ist effizienter, den gesamten Posteingang am Stück zu lesen und nicht nach jedem Posteingang gleich die Bearbeitung vorzunehmen. Das gilt auch für das E-Mail-Postfach! Ebenso planen Sie feste Bürozeiten, in denen Sie alle Rückstände abarbeiten.
Achten Sie beim Lesen auf möglichst wenige Unterbrechungen. Denn bei jeder Unterbrechung brauchen Sie die doppelte Energie, um sich wieder in den Text einzulesen und benötigen auch mehr Zeit. Das gilt besonders für uninteressante Texte, bei denen man schon eine “Leseabwehr” hat. Grundsätzlich verbessern Sie Ihr Aufnahmevermögen, wenn Sie sich voll aufs Lesen konzentrieren und nicht nebenbei noch etwas anderes tun. Eine große Textmenge oder auch Leserückstand führt zu höherem Lesetempo mit der Gefahr der Oberflächlichkeit.
“Speed reading” hilft selten
Dann hilft eine höhere Lesegeschwindigkeit (speed reading) selten, denn dabei kommt es oft zur oberflächlichen Aufnahme des Textes, sodass man ihn zwei Mal lesen muss. Schnell-Leser wissen den Inhalt der Lektüre nach kurzer Zeit nicht mehr.
Wie kann man aber unter Zeitdruck Informationen aufnehmen und Wichtiges vom Unwichtigen trennen? Es kommt auf die Leseziele an – wozu liest man:
• Um sich zu informieren?
• Um eine Entscheidung zu treffen?
• Oder sind die Informationen für die Bearbeitung eines Falls wichtig?
• Muss der Fall gleich bearbeitet werden?
• Ist es wichtig oder eilig?
Beim ersten Lesen heißt es zu entscheiden, welche Relevanz die Information hat. Bei großer Bedeutung des Textes hat sich halbiertes Lesetempo bewährt – das Wort für Wort-Lesen einer Akte entspricht der Schrittgeschwindigkeit beim Autofahren. So können Sie während des Lesens auch noch nachdenken.
Sehr störend und zeitaufwendig sind Regressionen, das heißt Rücksprünge der Augen zu Textstellen, an denen die Augen schon angehalten hatten. Grund hierfür ist meistens eine Unkonzentriertheit. Dabei sind Rücksprünge meist überflüssig, da das Gehirn die Informationen schon aufgenommen hat und nur noch mit der Verarbeitung etwas hinterher hinkt. Durch das Zurückspringen werden dem Gehirn die entsprechenden Passagen zweimal angeboten. Es registriert diese Stellen als bekannt und schaltet kurzzeitig ab. Oftmals verpasst es dann jedoch die Stelle, an der es mit neuem Inhalt weitergeht.
Der übersichtliche Arbeitsplatz
Trotz PC gibt es im Büro des Landwirts noch viel Papier auf dem Schreibtisch. Bei den historisch gewachsenen Stapeln bekommt man gelegentlich einen “Aufräumanfall”. Es vergeht nur kurze Zeit und schon beginnt der Stapel wieder zu wachsen. Vernichten Sie gleich alles, was unbrauchbar ist – oder sind Sie Sammler? Ein aufgeräumter Schreibtisch und wenig Leserückstand machen es Ihnen leichter, sich mit neuer Lektüre zu befassen. Schaffen Sie sich ein dreiteiliges Ablagesystem (sehr eilig, weniger eilig, kann warten) und sortieren Sie entsprechend auch online- oder Print-Medien. Dieses System muss konsequent eingehalten werden, Ausnahmen sollte es gar nicht geben. Wer das eine gewisse Zeit einhält, hat einen Gewöhnungseffekt erreicht.