Zum Andenken

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

 

In der Nacht auf Sonntag vor einer Woche ist Karel Schwarzenberg mit knapp 86 Jahren verstorben. Der Tscheche mit Schweizer Pass war von 2007 bis 2009 und von 2010 bis 2013 Außenminister der Tschechischen Republik. Die Nachrufe auf ihn, die seither rund um die Welt veröffentlicht wurden, zeugen davon: Mit ihm hat nicht nur unser Nachbarland einen ganz großen Politiker, Vordenker und unkonventionellen Zeitgenossen verloren. Als Gast-Österreicher, der Schwarzenberg seit der Vertreibung seiner Familie aus Böhmen 1948 durch die Kommunisten war, hat er auch hierzulande Spuren hinterlassen: Als „Gast- und Forstwirt“, wie sich der Großgrundbesitzer selbst meist bezeichnete, vor allem aber als liberal-konservativer, stets kritischer Geist. Als solcher hat er sich (oft schrullig wirkend, weil launig nuschelnd, dafür mit umso treffenderer Wortwahl) selten ein Blatt vor den Mund genommen. 

Seine Verdienste für Menschenrechte, Europas demokratische Entwicklung rund um den Fall des Eisernen Vorhangs, auch die Förderung kritischer Magazine in Wien und Prag zählen zu seinem Vermächtnis. Wie auch die in Interviews mit dem  unprätentiösen Edelmann (und in Büchern) wiedergegebenen Erlebnisse, Beobachtungen und dessen visionäre Analysen über das weltpolitische Zeitgeschehen. Sich an jemanden anbiedern war seine Sache nie. Dass Karel Schwarzenberg als Vorbild für Geradlinigkeit wiederholt im In- und Ausland auf seine Mitgliedschaft im Bauernbund verwiesen hat, sollte von den Bauernbündlern als Erinnerung an ihn selbstbewusst festgehalten werden und ihnen zudem Ansporn sein.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

- Werbung -
Vorheriger ArtikelCRISPR/Cas: Die Grundsatzdebatte ist passé
Nächster ArtikelMehr Geld für Jungbauern ist „ein wichtiges Signal“