Wissen von früher für den Schutz von heute nutzen

Luftbild vom Juni 1965: Die Auswirkungen des Hochwassers auf Rattenberg, Kramsach und Radfeld. ©Amt der Tiroler Landesregierung/Geoinformation
Luftbild vom Juni 1965: Die Auswirkungen des Hochwassers auf Rattenberg, Kramsach und Radfeld. ©Amt der Tiroler Landesregierung/Geoinformation
Seit die ersten Siedlungen entlang des Inns befestigt wurden, hatten die Menschen mit hohen Wasserständen und Überflutungen zu kämpfen. Wirft man einen Blick in das Archiv des Hydrographischen Dienstes des Landes Tirol, scheint es von Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1518 an kaum eine Generation gegeben zu haben, die nicht zumindest ein Hochwasser miterleben musste.
In den Chroniken wird von zerstörten Brücken, überschwemmten Kirchen und dem Verlust von Ernten berichtet – Messwerte wie Wasserpegel wurden zu dieser Zeit jedoch noch keine erhoben. Die ersten Wasserstandsaufzeichnungen gibt es in Tirol ungefähr seit dem Jahr 1860.

Daten ab 1951 im Fokus

Für die Ermittlung eines 100-jährlichen Hochwassers, wie es etwa 2005 verzeichnet wurde, können gesicherte Daten ab dem Jahr 1951 herangezogen werden. Daten, die 100 Jahre und älter sind, sind deshalb nur sehr bedingt aussagekräftig, da der Inn zu dieser Zeit ungleich mehr Ausuferungsflächen hatte als heute. Die neueren Daten hingegen berücksichtigen Verbauungsmaßnahmen am Inn und an den Zubringern ebenso wie etwa die Autobahn.
Ergebnis der aufwändigen Berechnungen ist der sogenannte hydrologische Längenschnitt. Dieser zeigt beispielsweise, wie viel Wasser der Inn im Bereich Landeck oder Wörgl bei einem hundertjährlichen Hochwasser führt. In einem weiteren Arbeitsschritt werden von der Abteilung Wasserwirtschaft mithilfe eines hydraulischen Modells die Überflutungsflächen berechnet.

Hochwasser-nachrichtendienst

Damit eine konkrete Hochwassergefahr frühzeitig erkannt wird, erstellt der Hydrographische Dienst Hochwasserprognosen. Von der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) erhält das Land Niederschlagsvorhersagen für die kommenden 24 bis 48 Stunden. Die zu erwartende Regenmenge, deren räumliche Verteilung und der zeitliche Verlauf sind für die Prognose von Wasserständen von großer Bedeutung. Die Pegel liefern für die Hochwasserprognose notwendige Abflussdaten.
Sobald an einem Pegel eine gewisse Meldemarke erreicht ist, wird der mehrstufige Hochwassermeldeplan über die Landeswarnzentrale ausgelöst. So können heute frühzeitig Regulierungs- und Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden, um die Gefahr für Mensch, Tier und Infrastruktur zu minimieren.

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