Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Mal ehrlich: Wer war wirklich verstört darüber, als es am vergangenen Freitag morgens hieß, dass sich die Agrarpolitiker in Brüssel neuerlich nicht auf klare Vorgaben geeinigt haben, wie es fördertechnisch in den nächsten Jahren für Europas Landwirte weitergehen wird?
In der breiten Bevölkerung nimmt ohnehin leider kaum jemand wirklich Notiz davon, welche praktikablen Regeln für Bauern gelten sollen, um ihre Felder zu bestellen oder ihre Tiere zu halten. Nur teurer werden sollen Milch, Fleisch, Eier oder Brot nur ja nicht. Und die Umwelt darf nicht geschädigt werden; Kühe sollen zum Schutz des Klimas nicht furzen (dabei sollten sie doch eher beim Wiederkäuen die Luft anhalten), die Landwirte mit Gülle nicht die Luft verpesten oder gar mit Spritzmitteln Bienen killen. Agrarpolitik geht zwar alle an, betrifft aber in der Umsetzung eine schwindende Minderheit. Und die Auswirkungen neuer Auflagen sind so verschieden wie komplex, dass sich auch die Branche selbst mit einheitlichen Grundregeln schwer tut.
Dem einzelnen Bauern, der Bäuerin hilft das indes wenig. Sie würden natürlich gerne wissen, mit welchen Vorgaben sie in der neuen GAP-Periode ab 2023 rechnen können und müssen. Dass sie von der EU-Kommission, dem Parlament und den 27 Agrarministern seit Monaten hingehalten werden (eigentlich seit Jahren, die Reform wird seit 2020 aufgeschoben) ist der wahre Skandal.
Dem Vernehmen nach einig waren sich viele Trilog-Vertreter in Brüssel nur darüber, ihre Uneinigkeit den Landwirten überhaupt erklären zu können…