Vier Stück braune Milchkühe und ihren Nachwuchs hält Andreas Neuner vom Kaunerberg. Für den Bezirk Landeck, den extremst gelegenen Bergbauernbezirk Österreichs, ist das eine anschauliche Zahl an Kühen. Einige Stück Vieh verbringen den Sommer auf der Alm, die meisten aber auf der vier Hektar umfassenden Heimweide. Es kostet viele Stunden, die übrigen sechs Hektar steil gelegene zweischnittige Wiesen zu mähen und das Heu einzubringen – sein „richtiger“ Beruf beginnt für Andreas Neuner aber dennoch im Winter. Dann ist er nämlich als Skilehrer Andi auf den Pisten des bekannten Skigebiets Serfaus-Fiss-Ladis unterwegs und bringt mit guten Nerven und viel Humor Ski- und Snowboardanfängern die Grundlagen des Wintersports bei.

Quelle: Hannah Pixner / ProHektar
Im Sommer Bauer, im Winter Ski- und Snowboardlehrer: Andreas Neuner (vorne) kombiniert beides.

Als staatlich geprüfter Skilehrer bildet er auch angehende Skilehrer aus. „Es ist ein Luxus, den Sommer daheim am Hof und am Feld und den Winter auf den Pisten verbringen zu dürfen. Die Arbeitsstunden ergänzen sich perfekt“, erklärt Andi Neuner. „Was ich besonders schätze: Sowohl als Bauer als auch als Skilehrer verbringe ich Zeit in der freien Natur. Ich kann selbstständig arbeiten und lerne interessante Menschen kennen.“ Andi ist seit 30 Jahren als Skilehrer tätig – erst als Anwärter, dann als Landesskilehrer und anschließend nach bestandenen Tests als staatlich geprüfter Skilehrer. „Generell verzeichnet der Tiroler Skilehrerverband einen extremen Zulauf bei der Ausbildung zum Skilehreranwärter, die Kurse boomen“, erklärt Neuner. Eine „sensationelle G’schicht“ sei daher auch das Angebot des Bildungszentrums LLA Imst, das ihren Schülerinnen und Schülern den Skilehreranwärter-Kurs als Zusatzausbildung kostengünstig anbietet.

Win-win für Bildungszentrum und Seilbahnen
Quelle: Privat
Thomas Moritz, Direktor des Bildungszentrums LLA Imst.

Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler macht die Ausbildung zum Skilehreranwärter, erzählt LLA-Imst-Direktor Thomas Moritz. „Wir bieten den Kurs kurz vor Weihnachten an, so können unsere Schülerinnen und Schüler gleich in den Winterferien ihre ersten Skischüler übernehmen.“ Eine Win-win-Situation: So darf sich nicht nur der Tiroler Skilehrerverband über genügend Nachwuchs freuen, sondern auch die Skigebiete. Zusätzlich verdienen sich die Schülerinnen und Schüler ein nettes Taschengeld dazu. Vonseiten der Skigebiete gerne gesehen ist auch die Zusatzausbildung zum Seilbahnmaschinisten, die die LLA Imst in der Fachrichtung Landwirtschaft in Kooperation mit dem WIFI und den Seilbahnen anbietet – ein österreichweit einzigartiges Bildungsmodell. „Heuer wird der Kurs zum dritten Mal in Kooperation mit den umliegenden Seilbahnen von St. Anton am Arlberg bis nach Sölden angeboten. Nach Beendigung des Kurses verfügen die Schülerinnen und Schüler über eine abgeschlossene Ausbildung als Seilbahnmaschinist. Sollten sie sich dazu entscheiden, sich als Seilbahntechniker zu betätigen, werden ihnen 1,5 Jahre Ausbildung angerechnet“, führt Direktor Thomas Moritz aus. Bisher gäbe es rund 45 Absolventinnen und Absolventen, einige hätten sich auch bereits für die Seilbahntechniker-Lehre entschieden. „Die Seilbahnen suchen händeringend nach gut ausgebildetem Personal und wir können unseren Schülerinnen und Schülern eine weitere Zukunftsperspektive bieten“, meint er zu den gemeinsamen Zielen: „Der Wintertourismus spielt in Tirol eine extrem große Rolle. An ihm hängen viele Arbeitsplätze – auch in der Landwirtschaft: Von der Landschaftspflege über die Produktion regionaler Lebensmittel bis hin zu Urlaub-am-Bauernhof-Vermietungen.“

Piste vor der Haustür

Sonja und Christoph Hölzl sind in der Lage, ihren Gästen das perfekte Wintererlebnis zu bieten – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Bauernhof Streitenau, den sie gemeinsam bewirtschaften und in welchem sie zwei Ferienwohnungen über Urlaub am Bauernhof vermieten, liegt nur sechs Meter von der Piste der SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental entfernt, einem der größten zusammenhängenden Skigebiete Österreichs. „Unsere gute Lage wird von den Gästen natürlich sehr geschätzt. Großteils wird auch das Auto stehen gelassen und die Gondel als Verkehrsmittel benutzt. Bei uns fahren die Gäste mit den Skiern zum Brötchen holen“, erzählt Sonja Hölzl. Die regionalen Lebensmittel, die den Selbstversorger-Gästen angeboten werden, bezieht sie vom eigenen Hof, von regionalen Produzenten und vom elterlichen Gastrobetrieb, einer Skihütte. „Regionalität ist nicht nur uns, sondern auch unseren Gästen sehr wichtig.“

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AUTORHannah Pixner
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