Wildschadensbericht: Die Zukunftsbaumarten sind stark verbissen

Die Umstellung der heimischen Wälder auf trockenheitsstabilere Baumarten wie Tanne und Eiche ist durch Verbiss- und Schälschäden stark behindert. Wirtschaftswälder und auch Schutzwälder sind gefährdet. Laut jüngstem Wildschadensbericht braucht es verstärkte Schutzmaßnahmen.

Die Naturverjüngung scheitert häufig an starkem Verbiss durch Rehwild. Diese Tanne ist nicht mehr zu retten.

In Bezirken mit starkem Wildeinfluss wird sich die Situation erst dann nachhaltig verbessern, wenn der Wildeinfluss über mehrere Perioden deutlich sinkt anstatt hin und her zu schwanken“, das stellt Heimo Schodterer, Projektleiter des Wildeinflussmonitorings am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) zu den jüngst veröffentlichen Ergebnissen der Beobachtungsperiode 2019 bis 2021 fest. Parallel dazu zeigt auch die Österreischische Waldinventur für den Zeitraum 2016 bis 2021 eine Verschlechterung der Schadenssituation durch Wildverbiss an.

Tanne und Eiche schaffen es kaum noch höher als 1,3 Meter

Laut aktuellem Wildschadensbericht sind Österreichs Wälder weiterhin stark von Verbiss- und Schälschäden betroffen. Im Vergleich zur Vorperiode 2016 bis 2018 hat sich die Schadenssituation zwar in 40 % der untersuchten Bezirke verbessert (22 Prozentpunkte weniger als zuvor), jedoch wurde in 44 % der Bezirke ein verstärkter Wildeinfluss festgestellt (17 Prozentpunkte mehr als zuvor).

Die häufigsten Ursachen für Schädigungen des Waldes sind:
• Verbeißen von Keimlingen,
• Terminal- oder Seitentrieben,
• Schälen der Rinde,
• Verfegen junger Bäume oder
• in Form von Trittschäden.
Bei entsprechender Häufigkeit und Schwere führen diese Beeinträchtigungen zu wirtschaftlichen und ökologischen Schäden. Laut dem Bericht sind überhöhte Schalenwildbestände, zu intensive Waldweide und vor allem mangelnde Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes bei der Waldbewirtschaftung sowie Beunruhigung und Verdrängung des Wildes durch Tourismus und Erholungssuchende, Siedlungstätigkeit oder Verkehr dafür verantwortlich.
Laut dem Bericht weisen Regionen mit vorwiegend Mischwäldern einen höheren Wildeinfluss auf. So konnten sich Mischbaumarten wie Tanne und Eiche in vielen Bezirken nicht oder kaum über 1,3 Meter hinaus entwickeln. Neben den natürlichen Konkurrenzverhältnissen und der waldbaulichen Behandlung spielt dabei Verbiss eine wesentliche Rolle. In Bezirken mit starkem Wildeinfluss werde sich die Situation zudem erst dann nachhaltig verbessern, wenn der Wildeinfluss über mehrere Perioden deutlich sinke, so der Bericht.

Wirtschaftswald und Schutzwald sind betroffen

Auch die Österreichische Waldinventur 2016 bis 2021 zeigt eine Verschlechterung der Schadenssituation durch Wildverbiss an. Von den rund 1,4 Mio. ha verjüngungsnotwendiger Fläche weisen 41 % bzw. 577.000 ha Wildschäden auf. Davon entfallen 115.000 ha auf Schutzwald. Das ergibt ein Plus von vier Prozentpunkten gegenüber der Inventurperiode 2007 bis 2009. Zu hohe Wildbestände würden eine rechtzeitige Verjüngung und somit eine nachhaltige Entwicklung des Schutzwaldes gefährden, heißt es im aktuellen Wildschadensbericht.
Auch bei den Schälschäden bleibt die Warnstufe aufrecht. Diese gilt für Gebiete mit Rotwildvorkommen, in denen hauptsächlich jüngere Bestände mit Stangenholz, überwiegend bei Fichte, betroffen sind. Zwar zeigt die Waldinventur im Wirtschaftswald eine Abnahme der Schälschäden an – allerdings auf hohem Niveau. Erstmals seit den 1990er-Jahren ist der Anteil der geschälten Stämme um einen Prozentpunkt auf 8,5 % gesunken. Im Schutzwald haben die Schälschäden allerdings zugenommen und beeinträchtigen seine Schutzwirkung.

Es braucht verstärkte Schutzanstrengungen

Zur Verbesserung der Schadenssituation brauche es verstärkte Anstrengungen, um die rechtzeitige Verjüngung der Schutzwälder, die Wiederaufforstung geschädigter Wälder, die Erhaltung der Funktionalität und die notwendige Anpassung der Wälder an den Klimawandel nicht zu gefährden, heißt es im Wildschadensbericht. Um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, brauche es partnerschaftliche Zusammenarbeit auf lokaler Ebene. Geeignete Maßnahmen wären eine konsequente Umsetzung der Landesjagdgesetze und des Forstrechts sowie die verstärkte Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes und der Jagd bei der Waldbewirtschaftung. Von Freizeit- und Erholungssuchenden sei zudem verantwortungsvolles Verhalten im Wald gefragt. Dies lasse sich durch entsprechende Information und Bewusstseinsbildung erreichen.

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- Bildquellen -

  • W Verbiss Tanne: BZ / Maad
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AUTORH.M.
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