Markus Klocker – inmitten seiner Herde Tauernschecken – und Michael Geisler haben sich beim Thema für ihre Diplomarbeit mit einem Nischenprodukt beschäftigt.
Markus Klocker – inmitten seiner Herde Tauernschecken – und Michael Geisler haben sich beim Thema für ihre Diplomarbeit mit einem Nischenprodukt beschäftigt.

Michael Geisler und Markus Klocker, die sich nach der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Rotholz für den Aufbaulehrgang an der HBLFA Tirol entschieden haben, kommen beide von landwirtschaftlichen Betrieben im Zillertal, auf denen Fleckvieh sehr erfolgreich gezüchtet wird. Dennoch haben sie sich beim Thema für ihre Diplomarbeit für ein mögliches Nischen- und Zukunftsprodukt entschieden. Sie wollten herausfinden, wie wirtschaftlich die Ziegenmilchproduktion ist. Der Preis für Ziegenmilch, aus der überwiegend Käse erzeugt wird, ist derzeit hoch. Betreut wurden sie dabei von Mag.a Andrea Hackl.

Partnerbetriebe

Als außerschulische Partnerbetriebe konnten sie einerseits den Vorzeigebetrieb von Familie Kröll, die „Erlebnissennerei Zillertal“ in Mayrhofen mit ihren über 200 Gemsfarbigen Gebirgsziegen, und andererseits den Wiererhof von Familie Klocker in Fügenberg mit rund 20 Tieren der Generhaltungsrasse Tauernschecken gewinnen. Nützlich war auch die Unterstützung des Tiroler Ziegenzuchtverbandes durch Ing. Alexander Siess, BEd (HBLFA-Tirol-Absolvent 2012).

Die „Erlebnissennerei Zillertal“ mit der Sparte „Bio-Ziegenmilchproduktion“ hat maschinell gemolkene Gemsfarbige Gebirgsziegen, die in Tirol am verbreitetste und häufigste zur Ziegenmilchproduktion genutzte Rasse. Wie am konventionell geführten Tauernscheckenbetrieb (Melkung zwei Mal täglich per Hand, Alpung der Ziegen im Sommer) wurden von September 2018 bis November 2019 für zehn Mutterziegen Futter- und Einstreuverbrauch mitprotokolliert und eine monatliche Probemelkung durchgeführt. In beiden Betrieben wurden die gleichen Messungen vorgenommen und verglichen. Alle direktkostenfreien Leistungen (Milchgeld, Zuchterlöse für Böcke und Ziegen, Schlachterlöse, Generhaltungsprämie, …) und die Direktkosten (Arbeit, Bestandsergänzung, Futter (Heu, Getreide, Luzernepellets, Salz und Kraftfutter am konventionellen Betrieb), Einstreu, Kalk, Deckbeitrag, Zuchtverbandsbeitrag, Tierarztkosten, Tiergesundheit, …) wurden ermittelt und daraus die Deckungsbeiträge berechnet. Betriebs- und Rassenbeschreibungen, Zuchtvorgaben und rechtliche Grundlagen für die (Bio-)Ziegenhaltung ergänzten die Diplomarbeit.

Höherer Milchpreis für Biomilch 

Bei den ausgewählten Parametern ist der Betrieb der Erlebnissennerei besser. Dies liegt vor allem daran, dass die Gemsfarbige Gebirgsziege eine höhere Milchleistung als die Tauernscheckenziege hat und der Betrieb der Erlebnissennerei biologisch geführt wird, was einen höheren Milchpreis mit sich bringt. Darüber hinaus sind die Erntekosten aufgrund der Gunstlage der Erlebnissennerei in Mayrhofen deutlich niedriger. Der Wiererhof investiert stark in die Ziegenzucht, was zu hohen Deckkosten führt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Betrieb Wiererhof aktuell für die Ziegenmilchproduktion nicht geeignet ist. Er müsste auf biologische Wirtschaftsweise umstellen, um einen höheren Milchpreis zu erzielen. Außerdem müssten die Zuchttiere vermehrt auf Milchleistung statt auf Exterieur selektiert werden. Um die Fixkosten pro Tier zu senken, müsste der Tierbestand erhöht werden – Stichwort: Fixkostendegression.Der Betrieb der Erlebnissennerei ist wirtschaftlich sehr stabil. Alle Kosten sind gut vertretbar und die Erlöse sind hoch. Gründe dafür sind die gute Tiergesundheit, die guten Absatzmöglichkeiten der Schlacht- und Zuchttiere, der hohe Bio-Milchpreis und die guten Produktionsbedingungen.

Eine Überlegung wert

Für landwirtschaftliche Betriebe, die aufgrund der Betriebsstruktur, der Produktionsbedingungen, des Klimawandels, der Kuhmilchpreise usw. auf der Suche nach neuen Standbeinen sind, sind Milchziegen auf jeden Fall eine Überlegung wert.

Michael Geisler und Markus Klocker haben sehr selbstständig und zielorientiert an der Beantwortung ihrer Forschungsfrage gearbeitet und unter Beweis gestellt, was sie an der HBLFA Tirol gelernt haben. Mit der Erlebnissennerei hatten sie einen außergewöhnlichen außerschulischen Partner, dem Dank für das Zurverfügungstellen der betriebswirtschaftlichen Daten gebührt. 

- Bildquellen -

  • Ziegen 05 Foto Markus Klocker: Markus Klocker
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