Regenfälle dieser Tage über Europa und dem Schwarzmeerraum. Auch wenn die Niederschlagsmengen nicht ausreichen sollten, die Feuchtigkeitsdefizite auszugleichen, setzten sie an den Weizenterminbörsen die “Wettermärkte” in Gang. Die Notierungen gaben nach. Stimmungsmäßig wurde diese Tendenz auch durch die Furcht um sinkende Verbrauchszahlen im Sog der Corona-Krise gestärkt, wenngleich offen bleibt, ob in den Versorgungsbilanzen nicht eine allfällig geringere Nachfrage von einem dürrebedingt kleineren Weizenangebot aus der kommenden Ernte 2020 wieder aufgewogen werde. An den Kassamärkten setzte – auch hierzulande in Österreich – nach einem Nachfragesturm insbesondere von Privatpersonen nach Haushaltsmehl zu Ausbruch der Corona-Krise eine Nachfrageflaute ein. Dies auch, weil der Shutdown in Gastronomie und Fremdenverkehr den Mehlbedarf – sowohl im Inland wie auch am wichtigen Exportmarkt Italien – zum Erliegen brachte. Auch von ersten Öffnungsschritten seien noch keine großen Sprünge zu erwarten.
Allerdings gilt die Ernte 2019 am heimischen Markt auch schon als weitgehend abgehakt und der Anschlussbedarf der Mühlen als überschaubar, weshalb es niemand mehr nach größeren Abschlüssen eilig habe. Die Blicke richten sich fast ausschließlich auf die neue Ernte. Die Regenfront, die Europa dieser Tage überquerte, brachte auch der Kornkammer im ostösterreichischen Trockengebiet bei Weitem nicht jene Regenmengen, die die bisherigen Niederschlagsdefizite ausgleichen könnten. Damit werden die Ertragserwartungen in die neue Ernte zunehmend getrübt, und es nimmt lediglich die Sorge um Lagerraumdruck damit ab.
Flaute nach dem Sturm auf den Kassamärkten – auch in Österreich
Am Mittwoch dieser Woche notierte die Wiener Produktenbörse Premiumweizen mit einem Minus von 3 Euro/t neuerlich niedriger in einem Preisband von 185 bis 187 Euro/t. Der vor allem vom Export abhängige und im Inland nur in geringen Mengen nachgefragte Premiumweizen steht am stärksten unter dem Druck des Shutdowns beim wichtigsten Kunden, dem südlichen Nachbarn Italien. Aus der Ernte 2019 nur in geringen Mengen verfügbarer und von heimischen Mühlen eher gefragter Qualitätsweizen verbesserte sich eine Spur auf 177 bis 184 Euro/t, und Mahlweizen blieb unverändert bei 173 bis 175 Euro/t. Mahlroggen gab mit 151,50 Euro/t im Mittel des Preisbandes gegenüber der Letztnotierung von Anfang April ebenfalls nach. Eine Premiere am Kursblatt feierten nach Monaten Notierungen von Biogetreide: Umsteller-Mahlweizen mit 12,5% Protein wurde mit 200 Euro/t notiert. Es heißt, diese Preisdifferenzierung zu konventioneller Ware sei plausibel, denn dieses Bio-Segment stehe auch nicht so unter Druck wie biologisch erzeugtes Futtergetreide.
Im konventionellen Futtergetreide-Bereich erzielte inländischer Futtermais mit 147 Euro/t im Mittel etwas höhere Erlöse als die 242,50 Euro zuletzt am 18. März. Bekanntlich hat ja die EU-Kommission in Reaktion auf den Preisverfall von Maisimporten insbesondere aus den USA in die Union seit Monaten einen Importzoll von 5,27 Euro/t festgesetzt. Die Maispreise beziehungsweise Notierungen an der CBoT in Chicago waren wegen des Zusammenbruchs des Ethanolmarktes in den USA zuvor auf den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren abgestürzt. Als Folge schwacher Terminmarktnotierungen verbilligten sich in der abgelaufenen Woche auch Einfuhren von Sojaschroten nach Österreich weiter, wobei die Wiener Notierungen für Einfuhren von Schroten aus GVO-Bohnen mit 44 und 49% Protein jeweils um 15 Euro/t hinabgesetzt wurden.
Euronext-Weizennotierungen von nach wie vor stürmischen Exporten getragen
An der Euronext in Paris wendete sich am Donnerstag nach dem kurzen und unergiebigen Regentief über Europa auch das Kurstief der vorangegangenen Tage wieder in eine freundlichere Stimmung. Zu Mittag hielt sich die alte Ernte 2019 zur Lieferung im Mai 2020 nahezu unverändert bei knapp 195 Euro/t, und die zur Lieferung im Dezember fällige neue Ernte verzeichnete ein Plus von 1,25 Euro/t auf 186,50 Euro/t. Die Pariser Notierungen werden maßgeblich vom im Gegensatz zur Flaute am Binnenmarkt nach wie vor stürmischen Weichweizenexport der EU auf den Weltmarkt getragen. Zum 26. April hatte die EU im seit dem 1.Juli 2019 laufenden Wirtschaftsjahr 2019/20 laut den wöchentlichen Zollstatistiken der Kommission 27.974 Mio. t Weichweizen in Drittländer verkauft. Das sind um 63% mehr als im Vergleichszeitraum des vorigen Wirtschaftsjahres. Während am Weltmarkt der Nachfragesturm noch anhält, wurde dagegen jüngst der Kreis der Anbieter nach Exportstopps wichtiger Mitbewerber wie Russland weniger.
AIZ