Österreichische Putenmast, das war in den letzten Jahren ein Erfolgsmodell. Durch hohe Standards war es gelungen sich von Ware aus der den Nachbarländern abzuheben, zu einem entsprechenden Preis. Damit lag man auch stets im Trend. Von den gut 60 Kilogramm Fleisch, die Herr und Frau Österreicher pro Kopf und Jahr verbrauchen, entfallen immerhin 4,5 Kilogramm auf Putenfleisch. Putenfleisch gilt als schmackhaft, fettarm und leicht zuzubereiten. Qualitätsbewusste Konsumenten und der Handel fragten verstärkt heimische Pute nach und die Bauern reagierten. „Wir haben es in wenigen Jahren geschafft, die Selbstversorgung von dreißig auf fünfzig Prozent zu steigern, die Betriebe haben dafür viel investiert“ berichtet Michael Wurzer, Geschäftsführer der Geflügelwirtschaft Österreich, nicht ohne Stolz.
50 Prozent Ausland
Im Umkehrschluss hieße das aber auch, dass 50 Prozent des Fleisches am Markt nicht den österreichischen Standards entsprechen müssten. Diese sind tatsächlich europaweit unübertroffen. Denn während es auf europäischer Ebene für konventionelle Putenhaltung keinerlei Mindestanforderungen gibt, sind in Österreich über die gesamte Mast nur 40 Kilogramm Puten pro Quadratmeter Stallfläche zulässig. Im Biobereich sind es sogar nur 21 Kilogramm. Zum Vergleich: Beim Nachbar und Hauptimportpartner Deutschland sind nach wie vor Besatzdichten 58 Kilogramm praxisüblich und legal.
Bedingt durch zunehmendes Preisbewusstsein der heimischen Konsumenten scheint der Absatz von AT-Puten allerdings ins Stocken zu geraten. Im Preisvergleich am EU-Binnenmarkt können Österreichs Mäster kaum mithalten. „Die österreichischen Putenhalter müssen mit ihrer täglichen Arbeit und Fürsorge zum Wohlergehen der Tiere auch ihr wirtschaftliches Auslangen finden“ stellten Geflügelwirtschaft-Obmann Lukas und Landwirtschaftsminister Totschnig zuletzt bei einer gemeinsamen Betriebsbesichtigung fest. Auch in Sachen Betriebsgröße kann man hierzulande mit den EU-Kollegen nicht mit. Während in Osteuropa hunderttausende Mastplätze in Industriebetrieben üblich sind, stehen auf den gut 170 österreichischen Putenbetrieben durchschnittlich 5.800 Truthühner im Stall.
„Es geht jetzt darum, dass sich der Handel zur österreichischen Pute bekennt.“
– Michael Wurzer
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehen Interessensvertreter nun den Handel in der Pflicht. Wurzer: „Es geht jetzt darum, dass sich der Handel zur österreichischen Pute bekennt.“ In der Kommunikation solle der Mehrwert des österreichischen Putenfleischs noch besser herausgearbeitet werden, schlug Minister Totschnig vor und ergänzt: „Der Import von Putenfleisch bedeutet auch Import von niedrigeren Standards und Tierleid.“
Geflügelprofi Wurzer geht das nicht weit genug. Er ortet eine Ungleichbehandlung: „Wir wollen nicht, dass die Österreichische Pute mit hohen Margen im Supermarkt- Regal diskriminiert wird. Es braucht weitere Gespräche mit den Händlern.“ Ausländische Pute werde mit deutlich geringeren Preisaufschlägen des Handels belastet, heißt es aus der Geflügelwirtschaft. „Die Margen müssen kleiner und die Pute im Regal leistbarer werden.“ fordert Geschäftsführer Wurzer den LEH zum Handeln auf.
Weniger, dafür Qualität
Derzeit erschwere ein wachsender Anteil an Eigenmarken und der Wettbewerb mit Diskontern und die damit verbundenen Rabattschlachten ohnehin den bewussten Einkauf, die Wertigkeit der heimischen Pute gehe verloren, zeigen sich die Lukas und Wurzer besorgt. Und was antwortet man einem Konsumenten der sich durch die allgemeine Teuerung das heimische Produkt nicht leisten kann? „Besser weniger Fleisch, aber dafür in guter Qualität aus Österreich“ ist Geflügel-Obmann Lukas überzeugt.
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- Puten im Außenscharrraum: AMA-MARKETING