Schon als kleiner Junge verbrachte Christian Schernthaner aus Unterach am Attersee die meiste Zeit am Hof seines Onkels: “Ich habe immer fleißig mitgeholfen, und die Arbeit hat mir auch Spaß gemacht”, blickt der mittlerweile 29-Jährige zurück. Für beide war klar, dass er eines Tages diesen Betrieb übernehmen wird. Der Onkel, der selbst keine Kinder hat, wollte wissen, ob Christian mit der Milchviehhaltung weitermache. Doch bevor er seine Energie, Zeit und sein Geld investierte, wollte der gelernte Elektriker die Eigentumsverhältnisse geregelt wissen: “Ich gehe neben der Arbeit nicht auch noch melken, solange es nicht mir gehört. Das hätte sich doch alles noch drehen können, und das war mir ehrlich gesagt zu gefährlich.” 2011 war es dann so weit. Nach der Übernahme begann er schön langsam, den Betrieb nach seinen Vorstellungen neu aufzustellen.
Etwas machen, das nicht jeder hat
In dieser Phase hatte er viele Ratgeber und Einflüsterer, die meinten, ob er überhaupt wisse, was er sich da antue und ob es nicht besser wäre, das Ganze gleich bleiben zu lassen. “Das hat mich schon sehr geärgert, aber ich habe mich nicht davon abbringen lassen und mir gesagt: jetzt erst recht!” Der Jungübernehmer wollte etwas machen, das nicht jeder hat und mit seinem Beruf als Elektriker zeitlich gut vereinbar ist. Angefangen hat er mit Limousin-Rindern, und kurze Zeit später ist er auf die Rasse Angus umgestiegen. Auch Valiser Schwarznasenschafe hat nicht jeder. Für das hügelige Gelände sind sie nahezu ideal und “besser als jeder Mäher”. Den alten Stall mit den Fressgittern hat er belassen und mit dem neu gebauten Freilaufstall mit befahrbarem Heuboden verbunden. Insgesamt werden am Madlinger Hof knapp zwölf Hektar Wald und zehn Hek-tar Grünland bewirtschaftet – alles arrondiert. Die neun Angus-Rinder mit Nachzucht und die fünf Valiser Schwarznasenschafe werden unterm Jahr gemeinsam auf der Weide gehalten, können aber jederzeit in den Stall hinein. “Verfüttert wird nur Heu und Gras, kein Kraftfutter. Was die Natur halt hergibt, denn früher hat es auch nichts anderes gegeben.” Der Umstieg auf Bio war für ihn daher ein einfacher und logischer Schritt. Heuer werden die ersten Angus-Rinder geschlachtet und ab Hof vermarktet. Das Fleisch ist besonders fein marmoriert und sehr geschmackvoll. Das große Interesse daran und die dementsprechend lange Warteliste stimmen Schernthaner positiv, dass sein Betriebskonzept aufgeht. Neben Verwandten, Bekannten und Freunden aus der Region haben sich auch viele Wanderer, die beim Hof vorbeikommen, dafür vorangemeldet. Die Wartezeit beträgt derzeit allerdings zwei bis drei Jahre, da er in geringem Umfang mit der Zucht begonnen hat.
Brot für den örtlichen Lebensmittelhandel
Unterstützung bekommt der Betriebsführer von seiner Verlobten Barbara Lohninger. Die 25-Jährige arbeitet nebenbei als Bäckerin und Konditorin. Auch zu Hause lässt sie das Backen nicht los. Zweimal pro Woche werden im hofeigenen Holzofen elf Kilogramm Brot gebacken. Das Roggen-Mischbrot aus Natursauerteig wird anschließend beim Spar im Ort verkauft. “Der Spar-Chef ist auf uns zugekommen, noch bevor die Backstube und der Ofen fertiggebaut waren”, erzählt Lohninger. Die Kundschaften reißen sich darum, und es wäre auch noch weit mehr Bedarf, doch allein, es fehlt die Zeit.
Zeit ist auch für ihren Zukünftigen ein begrenztes Gut. Trotzdem ist er als Gemeindevorstand und Bauernbund-Obmann im Funktionärswesen aktiv: “Mir macht die Funktionärs-arbeit viel Freude, obwohl es sehr zeitintensiv ist.”
Dass die Landwirtschaft Zukunft hat, davon sind die beiden überzeugt. “Der Bezug zur Landwirtschaft ist für viele in unserer Gesellschaft verloren gegangen. Derzeit findet wieder ein Umdenken statt. Die Menschen achten mehr auf ihre Gesundheit und wollen wissen, wo die Produkte herkommen. Natürlich muss die Qualität auch im Preis abgegolten werden.” Ihre Begeisterung für die Landwirtschaft sowie die Liebe zur Natur sieht man den beiden förmlich an, obwohl oder genau deswegen, weil sie wissen, was sie sich da alles “antun”.
Thomas Mursch-Edlmayr